Wie jetzt wirklich?
Wie läuft ein Notartermin eigentlich wirklich ab? Ist die Eröffnung eines Geschäftskontos tatsächlich so kompliziert? Und die GEZ will gleich Kohle sehen? Ganz reale Fragen, die sich am besten per Erfahrungsbericht junger Gründer beantworten lassen.
Seltsam ist das schon: Die wenigsten Gründungsratgeber werden von Leuten geschrieben, die selbst Gründer sind. Jedenfalls, wenn es um ein "richtiges" Unternehmen geht, mit Rechtsform, Veröffentlichungspflicht und allem Drum und Dran. Nun lässt sich darüber streiten, ob Gründungsratgeber immer von Menschen kommen müssen, die schon zig Start-ups hochgezogen haben. Ganz vom Tisch wischen lässt sich trotzdem nicht, was Jacqueline Schwenk, Kevin Matros und Christoph Ahr als ihre Motivation angeben, Start-up! Grundlagen, Tipps & Tricks für deine Existenzgründung zu schreiben.
Die drei haben noch als Studenten ein Consultingunternehmen gegründet und machten dabei die Erfahrung, dass sie das, was sie wirklich bewegte - die kleinen Fragen, Ecken und Kanten einer Gründung -, in keinem Buch beschrieben fanden. Zum Beispiel die Suche nach der richtigen Bank, die sich als schwierig herausstellte: Nicht jede Filiale darf Geschäftskontos eröffnen, nicht immer sind die richtigen Ansprechpartner da, nicht jede Bank will überhaupt etwas mit einem kleinen Start-up zu tun haben. Wodurch sich allein der Einzelschritt der Geschäftskontoeröffnung zum mehrwöchigen Projekt entwickelte.
Genau auf so etwas hatte die drei Gründer aber niemand vorbereitet. Sagen sie zumindest, und setzen die Liste fort: Was will das Finanzamt eigentlich genau wissen, wie verläuft ein Notartermin wirklich, wie verstehe und wo finde ich Gesetzestexte. Und die GEZ will tatsächlich von Anfang an Gebühren? Woraufhin sie ihre persönlichen Erfahrungen während der ersten Schritte einer Unternehmensgründung - eben der Start-up-Phase - in ein Buch packten. Von den "Wichtigen Gedanken vor der Gründung" über rechtliche Grundlagen, jede Menge Wissen zu Finanzierungsmöglichkeiten, Steuern und Abgaben bis hin zu Buchführung und Prozesswissen in puncto behördlicher und notarieller Vorgänge.
Es ist wahr, solch operativ-instrumentelles Wissen findet sich auch in anderen Büchern. Aber nicht in der ganz speziellen Aufbereitung, die die drei Autoren bieten (von denen zwei während des Schreibens und Gründens gerade ein Zweitstudium als Juristen absolvierten). Spezielle Aufbereitung heißt: Die drei kommentieren, was das Zeug hält. Denn eigentlich finden sie den ganzen Formalienkram hinderlich, eigentlich wünschen sie sich gründerfreundlichere Strukturen und eine ambitionierte Gründerkultur in Deutschland (so wie changeX übrigens auch).
Weil es beides aus ihrer Sicht aber nicht gibt, kämpfen sie sich tapfer durch, ziehen daraus aber ihre Motivation und Mission, anderen bei der Überwindung all der Schwierigkeiten zu helfen. Eine Mischung aus Ratgeber und Erfahrungsbericht ist dabei herausgekommen. Im Ton durchaus studentisch, in der Sache ernsthaft und detailverliebt, dabei immer die Lust am Gründen transportierend. Ein bisschen wie ein fleißiges Vorlesungsskript. Empfehlenswert für Gründer, die die Souveränität mitbringen, die Kompliziertheit der Welt zu akzeptieren, und die doch nie ihre Idee aus den Augen verlieren.
changeX 30.03.2012. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Christoph Ahr, Jacqueline Schwenk, Kevin Matros: Start-up!. Grundlagen, Tipps & Tricks für deine Existenzgründung. Verlag Wiley-VCH, Weinheim 2012, 268 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-527-50585-2
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Autor
Jost BurgerJost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.