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Serie Gründergeist 59: Lean Startup - das Lehrbuch von Eric Ries
Rezension: Jost Burger

Jetzt kommt’s dicke: Entrepreneurship ist Management. Start-ups brauchen Regeln. Laisser-faire führt in den Ruin. Ein amerikanischer Entrepreneur hat eine Erfolgsmethode für Gründer im unsicheren Feld entwickelt. Lean Startup. Die Prinzipien der Lean Production fürs Gründen.

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Es war so ein cooles Feature. Technisch auf dem neuesten Stand, elegant programmiert und wahnsinnig nützlich. Leider sahen die Anwender das anders. Und nun hatte das Start-up so viel Geld und Energie in die Entwicklung gesteckt, dass nichts mehr übrig war. Und das so enthusiastisch gestartete junge Unternehmen pleite. 

Hätten sie mal das Buch von Eric Ries gelesen. Ries ist kein Unbekannter in der amerikanischen Gründerszene, er ist Entrepreneur in Residence an der Harvard Business School, steckt hinter der sehr erfolgreichen 3-D-Chat-Plattform IMVU und gilt als Begründer der "Lean Startup"-Methode. So heißt auch sein Buch: Lean Startup. Schnell, risikolos und erfolgreich ein Unternehmen gründen. Im Kern geht es darum, Managementmethoden der Lean Production auf die Gründung von jungen Unternehmen zu übertragen.  

Um es gleich zu sagen: Dieses Buch ist tatsächlich ein Methodenbuch. Sehr instrumentell. Sehr amerikanisch, weil ganz dem klassischen Entrepreneurdenken verbunden, das darauf zielt, neue Produkte zu entwickeln und sie an den Mann zu bringen. Doch wer schlicht eine Firma gründen, mit seinen Ideen Geld verdienen und dabei die Fehler etwa der Dotcom-Blase vermeiden will, für den ist Ries’ Buch genau das Richtige.  

Start-ups erfolgreich machen, das ist laut Ries möglich - und zwar mit Methode. "Erfolg lässt sich gezielt herbeiführen, indem man die richtigen Schritte einleitet, ein Prozess, den man erlernen kann." So wendet Ries in den drei Teilen seines Lehrbuches "Vision", "Steuerung" und "Beschleunigung" die Prinzipien der Lean Production auf das unsichere Gründungsumfeld eines Start-ups an. Inklusive eines eigens entwickelten Kennzahlensystems.  

Zum Beispiel: Keine Verschwendung! Statt alles zu machen, was möglich ist, nur das tun, was das Produkt im Sinne der Kunden - und im Sinne des nächsten monatlichen Kontostandes - vorwärtsbringt. Oder: Das Ziel ist nicht, den Kunden eine Steuererklärungssoftware mit den von uns festgelegten 15 Features zu verkaufen. Sondern eine mit den Features, die sie wollen. Ries betont: Entrepreneurship ist Management und kein Laisser-faire halbgenialer Gründertitanen.  

Management ja, aber nicht nach klassischen Methoden. Zentrales Element ist die Feedbackschleife - die Bauen-Messen-Lernen-Feedbackschleife, um genauer zu sein. Das heißt: Ein Start-up sollte so früh wie möglich mit einem Produkt an den Kunden gehen, seine Reaktionen einfangen und daraus lernen - bis es passt. Klingt ein bisschen simpel und alles andere als risikolos, doch seine eigene Firma IMVU sei so entstanden, sagt Ries, und Hunderte andere, die er beraten hat, auch. Lauter coole Features, die niemand wollte, habe man bei IMVU zunächst programmiert - erst durch hartnäckiges Nachfragen bei potenziellen Nutzern sei man schlauer geworden.  

Fazit: Klingt natürlich wie Design Thinking, angewandt auf Gründungsprozesse - und ist es auch. Bestes Bild im Buch: Ein Start-up ist zum Misserfolg verdammt, das wie eine Mondrakete startet: mit genau geplanter Route und festgelegten Steuerimpulsen. Erfolgreich sei man mit der Autofahrmethode - denn ein Auto wird durch die ständige Feedbackschleife zwischen Fahrer und Lenkrad gesteuert. Und ist eine Straße gesperrt, nimmt man eben einen Umweg. So kommt man zum Ziel.  


changeX 22.03.2012. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Zum Buch

: Lean Startup. Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen. Redline Verlag, München 2012, 272 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-86881-333-3

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Autor

Jost Burger
Burger

Jost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.

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