Wennschon, dennschon
Wer gründet, muss tausend Dinge beachten. Am besten gelingt dies mit Checklisten. Wie bitte? Ja, das ist richtig, auch wenn wir stets gegen ein instrumentelles Gründungsverständnis anschreiben. Checklisten sind hilfreich, aber nicht alles. Aber - wenn schon Checklisten, dann richtig.
Viele Ratgeber gewinnen durch sie an Substanz und werden erst so richtig zur praktischen Arbeitshilfe: Checklisten. Gerade bei komplexen Prozessen oder Dingen, die man noch nie gemacht hat - wie etwa, eine Existenz zu gründen -, ist es extrem hilfreich, mit einer detaillierten Auflistung der Schritte zu arbeiten, die auf dem Weg zum Ziel erledigt werden müssen. Sonst geht es dem motivierten Gründer wie der neu gegründeten Bäckerei in meiner Straße. Vor lauter Begeisterung vergaß der Inhaber, rechtzeitig ein Ladenschild über der Tür anzubringen. Drei Wochen lang prangten DIN-A4-Blätter mit einzelnen Buchstaben im Schaufenster - in der vierten Woche musste die Bäckerei schließen.
Kurzum: Auch wenn Planung nicht alles ist - ganz ohne geht es nicht. Und dabei sind Merk- und Checklisten ein hilfreiches Tool. Das weiß auch die Fachjournalistin und Fachhochschulprofessorin Claudia Ossola-Haring. Sie hat die besten 111 Listen zusammengestellt, die sie rund ums Thema Existenzgründung finden konnte. Finanzierung und Rechtsformen, Standortwahl und Marketing, Buchführung und Steuern - zu jedem Gebiet und jeder Fragestellung finden sich Helfer bei der Abarbeitung all dessen, was bei einer Gründung zu tun ist.
Vor jeder Checkliste wird das Problem umrissen, vor dem Herr oder Frau Gründer stehen wird oder einmal stehen könnte. Unter dem Punkt "Lösung" wird dann das Prinzip der folgenden Checkliste erklärt. Beispiel "Gesamt-Gründungskonzept". Die Idee ist da - aber vor der Umsetzung gibt es einige wichtige Dinge zu tun und zu bedenken. Auf die Sprünge hilft die Checkliste, die die ganz großen Meilensteine im Vorfeld einer Gründung aufführt - etwa Vision, Finanzierung, Konkurrenzanalyse. In Falle dieses Beispiels folgen dann die drei Spalten "erledigt", "zu erledigen bis" und, sehr wichtig, "eigene Checkliste anlegen". Gerade die Übertragung in die eigene Liste - oder eine entsprechende App - hilft unserem Gehirn, nichts Wichtiges zu übersehen.
Andere Listen erfordern die Zuteilung von Noten und ähneln dann eher Fragebogen, etwa bei der Ermittlung der eigenen Stärken und Schwächen, oder dienen der Erfassung von Informationen oder der Klassifizierung von Kunden. Manche Punkte, zum Beispiel zu Fragen der Rechtsform oder der Pflichten eines Geschäftsführers, führen nur mehr die wichtigsten Regeln und Vorschriften mittels "bullet points" auf.
In diesem Sinne ist das Buch viel mehr als nur eine Sammlung von To-do-Listen, deren einzelne Punkte wir abhaken können. In seiner Gesamtheit bildet es die ganze Vielfalt an Prozessen ab, die vor, während und nach einer Gründung anfallen. So gesehen ein Gründerbuch in Kompaktform, das hilft, über der Begeisterung für die gute Idee keinen wichtigen Schritt bei der Umsetzung zu übersehen. Das hätte man dem Bäcker in meiner Straße auch gewünscht - so wie jedem Gründer.
Anmerkung: Das 2005 erschienene Buch wurde nicht neu aufgelegt und ist zurzeit beim Verlag nicht lieferbar. Es ist aber im Online-Buchhandel und als E-Book erhältlich.
changeX 17.11.2011. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Claudia Ossola-Haring: Die 111 besten Checklisten zur Existenzgründung. Verlag Redline Wirtschaft, Frankfurt am Main 2011, 239 Seiten, 88 Euro, ISBN 3-636-03005-1
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Autor
Jost BurgerJost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.