Gründe lieber sicher
Wer gründet, muss nicht gleich seine soziale Absicherung aufgeben. Eine Infoschrift zeigt, wie man eine Existenz aus der Sicherheit einer nebenberuflichen Tätigkeit aufbaut - auch als Arbeitsloser. Dauert etwas länger, ist aber in jedem Fall weniger risikoreich.
Immer in die Vollen: Viele Existenzgründer meinen, der Weg in die Selbständigkeit funktioniere nur nach dem Motto "ganz oder gar nicht". Also (ein bisschen vereinfacht): Job aufgeben, Kredit aufnehmen und erst einmal kräftig investieren - ins Büro, ins Auto, in die Geschäftsausstattung, in Maschinen ... Dass aber meist am Anfang die Einnahmen nur spärlich fließen, der Lebensunterhalt dennoch bestritten werden muss, vergessen viele. Und das bricht ihnen irgendwann das Genick.
Dabei könnte es auch anders gehen, sagt zumindest Torsten Brockmann. In seiner Infoschrift zur sicheren Existenzgründung - Soziale Sicherheit für Existenzgründer dreht sich alles um die soziale Absicherung bei einer Existenzgründung. Brockmann fragt: "Wie kann man sukzessive sein Unternehmen aufbauen, sprich: Kunden gewinnen, bei gleichzeitiger sozialer Absicherung der Lebenshaltung für die Zeit ohne Einnahmen?"
Brockmanns Antwort: Die Gründung lieber etwas langsamer und gemächlicher angehen, dafür aber die Möglichkeiten der staatlichen sozialen Absicherung nutzen. Seine Schrift ist deshalb vor allem für Menschen interessant, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen wollen. Den wenigsten dürfte im Detail bekannt sein, wie viel ein Empfänger von ALG I oder ALG II hinzuverdienen darf, um seine Gewinne nicht auf die Transferleistungen angerechnet zu bekommen. Beispiel ALG I: In den alten Bundesländern dürfen Empfänger dieser Leistung 165 Euro monatlich als nebenberuflich Selbständiger ohne Anrechnung hinzuverdienen. Verdienen heißt: Diese Summe darf nach allen Abzügen und Investitionen als Gewinn übrig bleiben. Die Umsätze können also deutlich höher sein.
Brockmanns Konzept besteht nun darin, während der Aufbauphase die Einnahmen-Ausgaben-Rechnung so zu gestalten, dass - im Falle des ALG-I-Empfängers im Westen - die Freigrenze von 165 Euro nicht überschritten wird. Wer ALG II erhält oder sogar fest angestellt ist, für den gelten andere Voraussetzungen und Spielräume - die führt Brockmann alle detailliert und doch gut verständlich auf. Immer gilt: Lieber in Ruhe die Existenzgründung durch staatliche Leistungen absichern, als voreilig und völlig ungesichert in die mögliche Insolvenz zu schliddern.
Kein Buch für Heißsporne also. Sondern eine sehr realistische, unaufgeregte Darstellung, wie die soziale Absicherung trotz Existenzgründung im Auge behalten werden kann. Wenn es dann läuft, kann man immer noch das staatliche Sicherungssystem verlassen. Aber mit ruhigem Gewissen.
changeX 06.10.2011. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
Ausgewählte Beiträge zum Thema
Serie Gründergeist 41: Soziale Sicherheit für Existenzgründer - die Infoschrift von Torsten Brockmann zur Kurzrezension
Ausgewählte Links zum Thema
-
Alle Folgen im Überblick:Serie Gründergeist
-
Auf der Website des Autors findet sich eine Kurzfassung der im Selbstverlag publizierten Infoschriftwww.existenzgruenderinfo.de
Zum Buch
Torsten Brockmann: Infoschriften zur sicheren Existenzgründung - Soziale Sicherheit für Existenzgründer. Konzept der nebenberuflichen Existenzgründung und sozialen Sicherheit für Beschäftigte und Arbeitslose. Existenzgründerverlag, Bremen 2011, 68 Seiten, 39 Euro , ISBN 978-3-943006-00-1
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon
Autor
Jost BurgerJost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.