Ja nicht reintappen
Rund die Hälfte aller neu gegründeten Unternehmen überleben die ersten ein, zwei Jahre nicht. Die Gründe sind banal: nichtdurchdachte Ideen, mangelndes Handwerk. Ein Ratgeber, der diese Bezeichnung verdient, listet die häufigsten Gründerfallen auf.
Rund 50 Prozent aller neu gegründeten Unternehmen machen in den ersten ein bis zwei Jahren wieder dicht. Die Gründe sind schlicht „banal“, sagen Cordula Nussbaum und Gerhard Grubbe an die Gründer gewandt. „Es liegt nicht daran, dass irgendeine neumodische Unternehmensstrategie oder eine ultimative Führungstheorie nicht richtig umgesetzt wurde, sondern dass viele kleine Fallstricke Sie ins Stolpern bringen können.“
Mangelndes Kundendenken zum Beispiel ist einer der Hauptgründe für wirtschaftliche Erfolglosigkeit: Viele Gründer sind dermaßen überzeugt vom eigenen Produkt, dass sie ihre Kunden aus dem Blick verlieren. Nicht wahrgenommene Konkurrenz ist eine andere Spielart einer gefährlichen ökonomischen Blindheit, die die eben gegründete Existenz kosten kann. Beide zählen zu den 100 häufigsten Fallen nach der Existenzgründung, welche die beiden Autoren in ihrem gleichnamigen Buch zusammengetragen haben. In zehn Kapiteln listen sie die wichtigsten Gründerfallen auf: rund ums Geld, bei der strategischen Planung, rund um das Angebot und den Preis, bei der Kundensuche und Kundenbindung, im Dialog, im Umgang mit sich selbst und mit den Mitarbeitern und – nicht zuletzt – rund ums Organisatorische. Von der fehlenden Strategie bis hin zu nicht bedachten Steuerzahlungen reichen die in dem Buch anschaulich dargestellten Stolpersteine für Jungunternehmer, unter denen die mangelnde Vermarktung einer der gravierendsten ist. Gefragt ist mehr Markt- und Kundenorientierung: werben, überzeugen, verkaufen!
Positiv formuliert geht es um „fundiertes Handwerkszeug“, das die Autoren anhand exemplarischer Fehler vermitteln wollen. Der Nutzen dieses Buches liegt nun sicher nicht darin, dass der Gründer, nachdem er es gelesen hat, über eine Anzeigetafel mit 100 Warnlämpchen verfügt, von denen eines aufleuchtet, sobald er in eine der Gründerfallen zu tappen droht – so abstrakt und rational funktioniert Lernen nicht. Der Wert dieses Ratgebers liegt in der Typisierung, Zuspitzung und Dramatisierung. Das schafft Bedeutung beim Leser und sensibilisiert für die Fallen, in die man selber „gerne“ tappt. So kann man die Liste im Grunde durchgehen ähnlich wie ein Kind beim Blütenblätterzupfen auf der Sommerwiese: Betrifft mich, betrifft mich nicht ...
Das Buch bietet eine Fülle nützlicher Ratschläge, die CD-ROM enthält Kalkulationstools und Businessplaner, Musterverträge und Gesetze sowie rechtssichere Musterbriefe für Mahnungen. Fazit: Ein Ratgeber, der diese Bezeichnung zu Recht trägt.
changeX 06.08.2010. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Cordula Nussbaum / Gerhard Grubbe: Die 100 häufigsten Fallen nach der Existenzgründung. Rudolf Haufe Verlag, Planegg 2006, 216 Seiten, ISBN 3-448-06214-6
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Autor
Winfried KretschmerWinfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.