Nur Mut
Angst geht um im beruflichen Alltag. Und lähmt. Vor allem dort, wo es auf beherztes Handeln ankommt. Ein neuer Ratgeber zeigt, wie man sich nicht ins Bockshorn jagen lässt und mutig Herausforderungen in Chancen verwandelt.
Zweifellos gibt es Berufe, bei denen auf der Hand liegt, dass sie Mut erfordern: So schwebt man als Testpilot, Stuntman, Industriekletterer oder Löwenbändiger qua Profession schon mal zwischen Leben und Tod. Diesen mutigen Einsatz - nämlich des eigenen Lebens - fordern klassischere Broterwerbe nicht. Und doch geht auch in ihnen die Angst um. "Wovor eigentlich?", mag man sich in diesem direkten Vergleich fragen. Die Antwort ist nicht allzu überraschend: Es geht nicht ums nackte, sondern um das sprichwörtliche Überleben: in Form von Erfolg.
Die einen fürchten also den Tod, die anderen das Versagen. Die einen hängen am eigenen Leben, die anderen versuchen, im Büro zu überleben. Hier wie dort gibt es Angst. Und nur derjenige, der mutig ist, kann sie überwinden - und Erfolg haben. Das ist, kurz und knapp, die Position, die Alexander Verweyen, Unternehmer, Berater und Autor, in seinem neuen Buch Mut zahlt sich aus. 12 Mutproben fürs Business beherzt vertritt.
Er hat das tägliche Business als einen Schauplatz von Herausforderungen und Mutproben ausgemacht. Als Schauplatz, auf dem Zauderer und Duckmäuser mit Furchtlosen um Chancen konkurrieren. Und es ist natürlich klar, wer gewinnt: die Mutigen. Sie brauchen keine Hilfe, weil sie schon mit der richtigen Einstellung zur Sache gehen. Den Zögerlichen jedoch ist sein Buch gewidmet: Der Autor fordert dazu auf, Mut zu beweisen - nicht nur abstrakt und im Geiste. Sondern praktisch und im Alltag.
Die Mutzone betreten
Verweyens Buch zeigt auf, wie couragiertes Verhalten in den zwölf wichtigsten Handlungsfeldern im Business aussehen könnte. Diese sind Akquisition, Kundenpflege, Führung, Teams, Motivation, Sales, Verhandlung, Kommunikation, Präsentation, Wachstum, Krisenmanagement und Change. Jedem Handlungsfeld sind ein eigenes Kapitel und eine entsprechende Mutprobe zugeordnet. Nachdem der Leser also locker zurückgelehnt und vermutlich eher passiv die Anregungen, Anekdoten, Tipps, Tools und Lösungsansätze konsumiert hat, ist er dazu aufgefordert, die eigene Komfortzone zu verlassen und die Mutzone zu betreten.
Die jedes Kapitel abschließende Mutprobe ist nämlich wörtlich zu nehmen! Ein Beispiel: Man stelle sich auf den größten Platz der Stadt und gebe ein Lied zum Besten. Es liegt an jedem selbst, sich in diese Situation zu bringen oder nicht. Doch dass man damit seine eigenen Grenzen verschiebt, dürfte auf der Hand liegen. Für diejenigen, die sich tatsächlich auf die Probe stellen lassen, winkt der Autor mit einem Mut-Zertifikat, das entsprechend den bestandenen Mutproben individuell ausgestellt wird.
Keine Option: Totstellen
Die Angst im Büro hat viele Gesichter: Angst vor Nichtbeachtung, vor Zurückweisung und Ausgrenzung, Angst vor Neuem, vor Veränderungen und Vorgesetzten, Angst vor Gesichtsverlust und natürlich die Angst vor Fehlern. Und damit ist längst noch nicht Schluss. Diese geballte und vielgestaltige Ängstlichkeit ist natürlich unerträglich und der eigenen Entwicklung, insofern man ihr nicht die Stirn bietet, nicht förderlich. Dennoch lassen wir uns nur allzu oft von der Gefahr ins Bockshorn jagen.
Dabei - so scheint es - sind wir für die Gefahr gemacht: Kampf, Flucht oder Totstellen haben wir im evolutionären Programm. Doch keine dieser Optionen ist für den modernen Büroalltag wirklich geeignet. Vielmehr gilt es, einer als gefahrvoll erlebten Situation beherzt und mit Köpfchen zu begegnen: "So zeigt sich für mich Mut in der Krise: locker bleiben, den Humor nicht verlieren. Nur wer locker bleibt, kann kreative Lösungen entwickeln."
Wie das genau geht, erklärt Verweyen nicht nur theoretisch. Er schildert auch ganz anschaulich anhand von erlebten Situationen, wie man erfolgreich Unerschrockenheit beweist. Die Analysen, Lösungsansätze und nicht zuletzt der Mut zu Fehlern sollen den Helden in spe beflügeln. Und wer sitzt - ganz ehrlich - nicht auf ungenutztem Mutpotenzial. Es geht also jeden an. Und das Ziel lockt: Mehr Mumm!
War’s das jetzt?
Ein Beispiel aus dem Handlungsfeld Change zeigt, wie man alles auf eine Karte setzt und gewinnt: Eine blasierte Runde von Vorstandsmitgliedern eines Ölkonzerns erwartet die Präsentation der aktuellen Jahreszahlen und reibt sich schon mal die Hände. Denn trotz gestiegener Preise: Die Leute tanken ja sowieso!
Eine Führungskraft weit unterhalb der Vorstandsebene, zuständig für Zukunftsstrategien, präsentiert allerdings so schlechte Zahlen, dass dem Vorstand nicht nur die Kinnlade herunterfällt, sondern auch der Geduldsfaden reißt - nach dem Motto: Das kann doch nicht wahr sein! Die Führungskraft, die mit dieser Präsentation die Mutprobe ihres Lebens begeht, lässt langsam die Katze aus dem Sack: Natürlich seien dies nicht die tatsächlichen Zahlen - wenn man es jedoch unterlasse, Strategien für die Zukunft zu finden, also trotz knapper werdender Ölreserven so weitermache wie bisher, sei das das Bild der Zukunft.
Die Präsentation wird durch den Vorstand abgebrochen, Zornesröte am Horizont: Was erlaubt sich dieser Mann? Der erlebt die ungewissesten Stunden seines Lebens. War’s das jetzt? Doch am nächsten Tag erhält er die Nachricht, dass der Vorstand das Thema Zukunftsstrategien ganz oben auf der Agenda platziert hat. Inklusive exklusiver Einladung für das nächste Vorstandsmeeting. Diese Geschichte, die Verweyen neben vielen anderen in seinem Buch erzählt, habe sich tatsächlich so abgespielt - und bringt es auf den Punkt: Mut zahlt sich aus!
changeX 21.03.2013. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Alexander Verweyen: Mut zahlt sich aus. 12 Mutproben fürs Business. GABAL Verlag, Offenbach 2013, 220 Seiten, 29.90 Euro, ISBN 978-3-86936-472-8
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Autor
Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.