Ideen zu Konzepten
70 Prozent aller Konzepte scheitern. Dabei sind die meisten sicher gut gemeint. Doch allein gute Konzepte verhelfen Ideen in die Welt. Ein neuer Ratgeber zeigt die gängigsten Stolpersteine auf und liefert einen Fahrplan zum erfolgreichen Konzept.
Was könnten ein neuer Bahnhof, eine Firmenfusion, eine Kundenveranstaltung und ein Fachartikel gemeinsam haben? Sicherlich eine gute Idee. Aber sie alleine reicht nicht aus. Es bedarf eines Plans, der der Idee in die Welt verhilft. Präzise, konkret und umsetzungsorientiert. Die Rede ist von einem guten Konzept. Doch was macht ein Konzept gut? Dieser Frage widmet sich die Beraterin, Trainerin und Coachin Katja Ischebeck in ihrem neuen Buch Erfolgreiche Konzepte. Eine Praxisanleitung in 6 Schritten. Und der Titel ist Programm. Es geht darum, was Konzepte erfolgreich macht. Denn Studien zufolge mangelt es nicht an Konzepten, sondern an erfolgreichen - immerhin scheitern 70 Prozent.
Ischebecks Buch gliedert sich grob in zwei Teile: Im ersten geht es ganz allgemein ums Konzept. Wovon reden wir überhaupt, wenn wir von einem Konzept reden? Welche Funktion sollte ein Konzept erfüllen? Warum scheitern so viele Konzepte und was sind Kriterien für gelungene Konzepte? Im zweiten Teil des Buches entwirft die Autorin dann einen Konzeptfahrplan, der in sechs Schritten zum erfolgreichen Konzept führt. So gesehen ist ihr Buch damit selbst ein gelungenes Beispiel für ein Konzept: ein Konzept für erfolgreiche Konzepterstellung.
Was Konzepte eigentlich sollen
Doch in medias res. Der Ruf nach einem Konzept erklingt nicht selten. Oft heißt es alternativ aber auch, man solle ein Exposé oder eine Konzeption liefern. Gemeint ist das Gleiche. Und rein theoretisch ist ein solcher Ruf etwas Hübsches: Führungskräfte signalisieren ihren Mitarbeitern damit, dass man ihre Expertise schätzt - und diese können sich beherzt einbringen. Ischebeck: "Stringente Konzeptarbeit unterstützt somit Engagement, zielorientiertes Handeln und Kommunizieren, Kreativität und Innovationsfähigkeit in Unternehmen." Doch in der Praxis ist auch die Kehrseite bekannt: Viele Konzepte verschwinden nach mühevoller Arbeit in der Schublade oder gar im Papierkorb. Kein Wunder also, dass sich die Begeisterung in Grenzen hält.
Zeit also, der Sache auf den Grund zu gehen. Und da liegen erst mal die Stolpersteine. Ischebeck identifiziert zehn, von denen hier exemplarisch zwei genannt seien: Zum einen gerät man leicht ins Stolpern, wenn man mit Lösungen vorprescht, ehe das Problem in seiner Gänze verstanden wurde - mit der Folge, dass "nicht ausreichend geklärte Ziele, Rahmenbedingungen und sonstige Anforderungen" im Laufe der Ausarbeitung wie ein Bumerang zurückkommen und zu unnötigen Schleifen führen. Zum anderen kommt es oft vor, dass man in der Fülle von Recherchematerial schier abzusaufen droht - weil einfach die Orientierung fehlt. Diesen und den übrigen Stolpersteinen hilft die Autorin mit ihrem Konzeptfahrplan aus dem Weg zu gehen.
Dazu gleich mehr. An dieser Stelle lohnt es sich jedoch zunächst, die grundlegende Frage zu klären, was Konzepte eigentlich leisten sollen - und Ischebeck gelingt eine komprimierte Antwort in einem einzigen Satz: "Sie dienen dem zielgerichteten, abgestimmten und planvollen Vorgehen und ermöglichen somit koordiniertes und effektives Handeln." Und gelungene Konzepte folgen außerdem dem "ZEBRA-Prinzip", sie sind nämlich zielorientiert, empfängerorientiert, beherzt auf den Punkt gebracht, realistisch geplant und nicht zuletzt Auslöser für Aktivitäten.
Schritt für Schritt zum guten Konzept
Doch Schritt für Schritt. Insgesamt sind es sechs, die die Autorin für ein erfolgreiches Konzept vorsieht. Im ersten geht es um die Zielerklärung, sprich um das, was am Ende stehen soll. Und dieses Ziel muss klar vereinbart sein, was oftmals leider nicht der Fall ist. Die Folge: "Nebulöse Ideen werden als Aufträge abgesetzt und dann orientierungslos bearbeitet." Deshalb ist nie Zeit damit vertan, das, was dem Auftraggeber vorschwebt, auf die Erde zu holen und gemeinsam abzuklopfen. Zwischenabsprachen verhindern zudem, dass ein längerfristig orientiertes Konzept in die falsche Richtung läuft.
Im zweiten Schritt ist der Konzeptioner dann bereits auf sich allein gestellt: Er muss die Informationslage sichten sowie hier und da tiefer einsteigen, ohne allerdings den Überblick und das Ziel aus den Augen zu verlieren. Das ist die Herausforderung. Um besagten Gefahren aus dem Weg zu gehen, hilft es schon, wenn die Zielvorgabe auch wirklich klar auf dem Tisch liegt, Rechercheschritte im Vorfeld bereits definiert sind und Rechercheergebnisse strukturiert dokumentiert werden. Wer so vorgeht, erkennt auch aus der Detailnische noch den Wald aus lauter Bäumen. Erst im dritten Schritt geht es an die Lösung des Problems. Auf der Basis des Recherchematerials. Und hier ist Kreativität gefragt. Die, so schillernd wie sie ist, viele Wege kennt. Also: Der Fantasie sind zunächst mal keine Grenzen gesetzt, Kritik bleibt ausgeblendet - und erst am Ende wird gewertet und ausgewählt.
Im vierten Schritt muss dann eine Struktur her. Der Fantast hat ausgedient, das Material wird gesichtet, geordnet und in Form gebracht. Was bereits zum fünften Schritt hinüberleitet: der schriftlichen Darstellung. Hier darf man sich dann Fragen wie denen nach der Perspektive, den Schwerpunkten, der Darstellungstiefe und etlichem mehr widmen. Und erst wenn das Manuskript steht, geht es im forschen sechsten Schritt raus aus dem Elfenbeinturm, rein in die Kommunikation: Die Präsentation steht an. Gewonnen hat man schon mal, wenn man andere für sich gewinnt - indem man Nutzen darstellt und Mitgestaltungsmöglichkeiten schafft.
Die Welt mit Ideen bereichern
Aber das ist nur ein Tipp unter vielen, die Ischebeck in ihrem Buch neben Checklisten, Abbildungen, Beispielen und nützlichen Arbeitshilfen bietet. Ihr Konzeptfahrplan nimmt den Leser an die Hand, ist hilfreich, praxisorientiert und so übersichtlich, dass man entweder beim ersten Schritt beginnen oder auch einfach den einen oder anderen überspringen kann. Um dort einzusteigen, wo man meint, ins Straucheln zu geraten, und noch Hilfe braucht. Das Buch sei allen empfohlen, die Konzepte erarbeiten oder Konzepte in Auftrag geben - damit es künftig mehr erfolgreiche Konzepte gibt, die die Welt mit erfolgreich umgesetzten Ideen bereichern.
changeX 14.11.2013. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Katja Ischebeck: Erfolgreiche Konzepte. Eine Praxisanleitung in 6 Schritten. GABAL Verlag, Offenbach 2013, 160 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-86936-520-6
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Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.