Paula geht es wie vielen. Eher noch wie den meisten: Das Thema Bewerbung türmt sich wie ein Berg voller Fragen und Zweifel vor ihr auf: "Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so genau, welche Jobs zu mir passen. Eigentlich weiß ich nicht mal, was ich den Unternehmen bieten kann." "Ich weiß nicht, wo ich arbeiten will. Wie denn auch, ich kenne doch die Firma gar nicht!" "Ich hätte diesen Job haben können, ich bin sicher. Aber irgendwie wollte ich da nicht arbeiten. Das haben die gespürt. Hätte ich einmal angerufen und mein Interesse bekundet - der Abteilungsleiter hätte sich gefreut und das hätte auch alles geklappt. Aber ich war so unschlüssig." "Wie ich mich in der Bewerbung nun verkaufe? Ich weiß gar nicht, wie das geht! Und überhaupt: Muss ich mich wirklich verkaufen?" "Ich hab’s geschafft, ich hab’s geschafft! Aber was sage ich denn nur, wenn mich der Personaler fragt, was ich in den sechs Monaten zwischen Studium und erstem Job gemacht habe?" "Ich war so aufgeregt vor dem Gespräch. Was ist bloß die richtige Antwort, wenn man nach seinen Schwächen gefragt wird? Darf ich sagen, dass ich manchmal etwas chaotisch bin?" "Den schwarzen Hosenanzug oder doch lieber einen Rock? Ich kann mich einfach nicht entscheiden."  

Svenja Hofert hat in ihrem neuen Buch Die 100%-Bewerbung. Wie Sie sich mit den richtigen Argumenten von Mitbewerbern abgrenzen auf Paulas Fragen nicht nur eine Antwort parat. Sondern viele. Denn das Thema Bewerbung ist so vielfältig, wie es Stellenangebote, Firmen und Bewerber gibt. Individualität ist gefragt, und Differenzierung ist die Antwort. Dabei weiß Hofert genau, wovon sie spricht. Sie ist Autorin von fast 30 erfolgreichen Karriereratgebern, seit vielen Jahren in der Karriereberatung tätig und betreibt ein Coachingbüro in Hamburg. Und trotz der Vielfalt lässt sich im Allgemeinen so etwas wie ein Geheimrezept formulieren: Gute Vorbereitung und die Ausarbeitung einer individuellen Strategie sind vonnöten. Erfolgreiche Bewerber sind sich bewusst, wer sie sind und was sie leisten können. Ihre Stärken kennen sie genauso wie ihre Schwächen. Und: "Sie haben sich ausführlich informiert, welche Firmen in Frage kommen und wo die Pforten für sie geschlossen sind. Sie schaffen es, die Bedürfnisse des Personalentscheiders oder Fachverantwortlichen anzusprechen. Sie sind aktiv und warten nicht auf Stelleninserate, sondern suchen auf kreativen Wegen nach Jobs. Vielleicht holen sie sich Anregungen aus Muster-Bewerbungen - aber schließlich finden und gehen sie ihren eigenen Weg", schreibt Hofert. Auf eine Formel gebracht, sind Bewerbungen genau dann erfolgreich, wenn sie erstens authentisch und zweitens auf die Bedürfnisse des Arbeitgebers zugeschnitten sind.

Sei ein Chamäleon!

In sechs auf die Praxis ausgerichteten Kapiteln beschreitet die Autorin zusammen mit dem Leser den verschlungenen Pfad zur passgenauen Bewerbung. Als besonderes Add-on liefert das Buch einen Schlüssel zu einem kostenlosen Internet-Workshop, wo sich das entsprechende Wissen aktiv trainieren lässt.  

Im ersten Kapitel geht es gewissermaßen um das Fundament einer erfolgreichen Bewerbung: Zunächst gilt es ein Ziel zu finden, um dementsprechend eine eigene Strategie zu entwickeln. Hierzu muss dem Bewerber zunächst klar werden, was ihm im Berufsleben wichtig ist, um daraufhin sein eigenes Profil zu bestimmen, das sich in ein Tätigkeitsprofil ("Was können Sie tun?"), ein Persönlichkeitsprofil ("Wer sind Sie?"), ein Kenntnisprofil ("Was ist Ihr Wissen und wozu befähigt es Sie?") und ein Leistungsprofil ("Was sind Ihre Erfolge?") aufgliedern lässt. Dann geht es um Fragen des Selbstmarketings: "Wenn Sie eine Marke wären, was wären Ihre Charakteristika?" Und: "Welchen Verkaufsvorteil (USP = Unique Selling Proposition) besitzen Sie?" Zum Schluss folgt die Suchstrategie, in der zu klären ist, welche Branchen und Funktionen infrage kommen und welches Unternehmen überhaupt passen könnte. Der Kurzformel folgend, authentisch zu sein und sich passgenau auszurichten, empfiehlt sich die Eigenart eines Chamäleons: Im Lebenslauf werden immer die Tätigkeiten und Erfahrungen besonders herausgestellt, die auf das Profil der ausgeschriebenen Stelle passen.  

Im zweiten Kapitel dreht sich alles um den Arbeitsmarkt, das Forschen nach Stellenangeboten und die Chancen von Initiativbewerbungen. Umfangreich und bis in letzte Details dargestellt finden sich im dritten Kapitel Ratschläge für das Verfassen von Bewerbungen, das im anschließenden vierten Kapitel um die Frage nach der Form, von Mappe bis Internet, diskutiert wird. Besonders hilfreich sind unter anderem die Tipps, die Hofert für Bewerbungsfotos liefert: So toppen Schwarz-Weiß-Fotos noch immer farbige. Und neben dem klassischen Format 4,5 mal sechs Zentimeter liegen beispielsweise Breitformat oder Anschnitte im Trend.

Kluge Antworten auf dumme Fragen

Im fünften Kapitel geht es um das prominente Ziel aller Bewerbungsschreiben: das Vorstellungsgespräch. Hier diskutiert die Autorin die Vorbereitung, die typischen Fragen, den Umgang mit Lücken und Schönheitsfehlern, beleuchtet die erlernbare Schlagfertigkeit, auf dumme Fragen kluge Antworten zu geben, und liefert Wissenswertes zur Outfitfrage. Taktische Hartnäckigkeit rundet das letzte Kapitel ab: die Frage nämlich, ob und wie nach einem Vorstellungsgespräch clever nachzufassen ist. Denn Paulas Fragen dürften den meisten nicht unbekannt sein: "Es war wirklich eine tolle Atmosphäre. Und dann hat der Fachverantwortliche gesagt, ich soll noch mal über das Angebot nachdenken. Was heißt das denn jetzt überhaupt? Bedeutet es, dass ich aus dem Rennen bin? Oder soll ich irgendetwas tun? Ich bin so furchtbar unsicher!"  

Die Stärke von Hoferts Buch liegt darin, dass sie vielen Fragen auf den Grund geht, formale Notwendigkeiten und Konventionen nennt, ohne jedoch Unkonventionalität auszuklammern, Unsicherheiten durch fundiertes Wissen beseitigt und stets an die Einmaligkeit des Bewerbers appelliert. Ein Buch, um im Rennen zu bleiben!