Kein Schicksal
Wir sind nicht das, was wir zu sein glauben. Wir sind unser Ruf. Dieser ist jedoch keine Fügung des Schicksals, sondern aktiv gestaltbar. Ein neuer Ratgeber zeigt detailliert, wie.
Wie das Wilhelm Busch zugeschriebene Sprichwort "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert" aufgefasst wird, hängt wohl ganz von der persönlichen Haltung ab. Für den einen mag der in Aussicht gestellte überlockere Lebensstil eine Option sein, für die Autoren des neuen Buches Wie gut ist mein Ruf? Die besten Strategien für eine gute Reputation ist er das jedoch ganz und gar nicht: Denn für Bernhard Bauhofer, Experte für Reputationsmanagement, und Michael Neubert, Universitätsdozent und Unternehmer, ist eine gute Reputation "eine unverzichtbare Voraussetzung für den beruflichen wie privaten Erfolg jeder Person".
Dieser Einschätzung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass man in der öffentlichen Wahrnehmung in erster Linie nicht das ist, was man zu sein glaubt, sondern das, was einem vorauseilt - der mehr oder weniger gute Ruf nämlich. Und diesen Ruf gilt es - ebenso vorauseilend - zu gestalten. Mit ihrem Buch liefern die Autoren "eine praktische Anleitung zum Management Ihrer persönlichen Reputation in der realen wie in der virtuellen Welt, die zusammen unsere Realität konstituieren". Das Ziel: Zu lernen, seine "eigene unverwechselbare Reputation aufzubauen, zu entwickeln und zu schützen". Wie dieses aktive Reputationsmanagement gelingen kann, zeigen sie in ihrem fünf Kapitel umfassenden Buch Schritt für Schritt auf.
Der gute Ruf ist ein Sparplan
Am Anfang steht die Bestandsaufnahme, die Erhebung des Status quo: Wie gut ist meine Reputation zum gegenwärtigen Zeitpunkt? Welche Aussagen von Stakeholdern dienen dafür als Beweis, sowohl on- als auch offline? Und wo liegen die Schwächen? Welche Altlasten beeinträchtigen den eigenen privaten wie beruflichen Erfolg? Ziel ist es, Selbst- und Fremdbild in Einklang zu bringen, um das "Reputations-Gap" zu schließen. Vertrauliche Gespräche in der realen Welt und Analysen des World Wide Web geben hierüber Aufschluss. Es gilt herauszufinden, welche Spuren man im Internet in Foren, Stellenbörsen, Partnervermittlungen bereits hinterlassen hat. Eine zunächst undankbare Aufgabe, die jedoch lehrreich vor Augen führt, wie komplex ein virtuelles Reputationsmanagement ist.
Grundsätzlich bedarf es beim guten Ruf einer langfristigen Perspektive: "Sehen Sie Ihre Reputation wie einen Sparplan. Zahlen Sie nachhaltig und lange darauf ein, wird Ihnen Ihr Ruf schrittweise eine steigende Rendite bringen in Form von gesellschaftlicher Anerkennung, beruflicher Karriere oder einem attraktiven Lebenspartner. Passen Sie dabei auf, dass Sie nicht Ihr ganzes Reputationskapital auf einmal abheben, auf ein einziges Projekt oder eine einzige Funktion setzen oder noch schlimmer von Dritten abheben lassen."
Erst im zweiten Schritt ist die entscheidende Frage zu stellen: Welchen Ruf will ich haben? Hierzu ist es nötig, die verschiedenen Rollen - Arbeitnehmer, Familienvater, Umweltaktivist et cetera - zu sondieren und danach differenziert Prioritäten zu setzen. Ganz bewusst empfehlen hier die Autoren, die Arbeits- von der Privatsphäre zu trennen: "Sich die Reputation eines guten Unternehmers zu verdienen heißt auch, sich von der Arbeit abzugrenzen und die Privatsphäre zu schützen." Die Balance zwischen den drei Bereichen Beruf, Familie und Freunde will das ganze Leben stets neu bewertet und austariert sein. Diese selbst gesetzten Prioritäten gilt es dann auch aktiv gegenüber seinen Stakeholdern zu kommunizieren.
Selbstbeschränkung gefragt
Im dritten Schritt wird es ganz konkret: Wie beeinflusse ich meine Reputation? Hierzu stellen die Autoren einen "Reputations-Builder" zur Verfügung, der die Arbeit an der eigenen Reputation klar strukturiert: Hier gilt es vor allem, die Rolle zu wählen, für die der Ruf etabliert werden soll. Dabei zählt Selbstbeschränkung: "Wählen Sie nicht zu viele Rollen aus. Wenn Sie sich umschauen, sehen Sie, dass der größte Teil Ihrer Umgebung schon Probleme hat, in einem Bereich zu performen. Spitzenleistungen erreichen Sie nur durch Konzentration und Fleiß."
Der vierte Schritt widmet sich dann der eigentlichen Aufgabe: dem Aufbau der Reputation in der realen und virtuellen Welt. Wie baue ich Netzwerke auf und setze diese gezielt für den Aufbau meines guten Rufes ein? Wie sieht meine persönliche Kommunikationsstrategie aus? Und: Wie erweitere ich meine Netzwerke über Grenzen hinaus? Dies sind die Fragen, die hier im Mittelpunkt stehen. Es gilt, die gewählte Rolle gezielt zu gestalten, zum Beispiel indem man Öffentlichkeit schafft, die Reputation von Arbeitgebern oder Kunden nutzt und gezielt Networking betreibt.
Ruhig und gefasst in der Krise
Der letzte und fünfte Schritt im Reputationsmanagement führt direkt in die Krise: Veränderungen im eigenen Profilentwurf - Entlassung, das Scheitern von Projekten und anderes mehr - mutieren leicht zu Krisen der eigenen Rufgestaltung. Es gilt also, sich frühzeitig darauf vorzubereiten. Das fängt schon mit dem Vorfühlen an: Wie erkenne ich frühzeitig potenzielle Krisen? Sind sie erst mal da, ist man eh gefordert. Lassen sich Misserfolge vor sich selbst noch als "misslungene Erfolge" aufhübschen, ist den Stakeholdern reiner Wein einzuschenken: Leistungseinbrüche sind offenzulegen, schon aus Respekt den Erwartungen Dritter gegenüber. Darüber hinaus gilt: "Zeigen Sie in dieser schwierigen Zeit Flagge, dann wird das respektiert und Sie untermauern Ihre Reputation ... Seien Sie ‚responsive‘, beantworten Sie Anfragen von außen bald. Seien Sie ruhig und gefasst im Ton, ohne vorzugaukeln, dass alles in Butter sei." So die Autoren, die mit ihrem Buch anschaulich und überzeugend zeigen: Der eigene Ruf ist kein Schicksal.
changeX 29.03.2012. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Bernhard Bauhofer, Michael Neubert: Wie gut ist mein Ruf?. Die besten Strategien für eine gute Reputation. GABAL Verlag, Offenbach 2012, 176 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-86936-340-0
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Autor
Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.