Steve Kroeger ist Coach, Redner und Lehrbeauftragter an der Deutschen Trainer Akademie in Köln. 2007 startete er sein Projekt 7 Summits: die Besteigung des jeweils höchsten Gipfels aller sieben Kontinente. Vier dieser Bergbesteigungen liegen hinter ihm, 2013 endet das Projekt mit der Besteigung des höchsten Berges der Welt, dem Mount Everest. Über dieses Projekt hat er ein Buch geschrieben, Die 7 Summits Strategie, das in eine Crowdfunding-Kampagne eingebunden ist: Mit einem finanziellen Beitrag von 99 Euro zur Finanzierung der Expedition bekommt der Unterstützer eine Widmung auf einer Seite in der nächsten Auflage des Buches.
 

Steve, in deinem Buch veröffentlichst du eine Liste mit dem Inhalt deines Rucksacks. Was hat es damit auf sich? Beim Blättern durch das Buch dachte ich zuerst, das sei die Expeditionsausrüstung ... 

Ich lebe aus dem Rucksack: Ich habe keine Wohnung, kein Auto, keine Möbel. Alles, was ich zum täglichen Leben brauche, passt in einen 28-Liter-Rucksack. Ich habe Wechselwäsche für fünf Tage. Seitdem ich so lebe, ist mein Leben besser. Und leichter! Durch das Minimum an Besitz bin ich jederzeit in der Lage, an den Ort zu fahren, von dem ich denke, dass es mir dort gut geht. Der zweite Aspekt ist, dass ich mich zu 100 Prozent auf die Dinge konzentrieren kann, die mir wichtig sind. Bis 2013 ist dies die Realisierung meines 7-Summits-Projektes.
 

Die 7 Summits sind ein ungewöhnliches Projekt. Normalerweise würde man wohl die sieben Gipfel besteigen und anschließend ein Buch darüber schreiben. Was hat dich dazu bewogen, bereits jetzt ein Buch herauszubringen, wo doch die meisten und schwersten Gipfel noch vor dir liegen? 

Die Frage ist doch: Wie viel "Normalität" verträgt der Leser? Und wie viel "Normalität" mag ich ihm zumuten? Meiner Ansicht nach gibt es bereits viel zu viele Bücher über abgeschlossene Bergexpeditionen, um die Leser mit noch einem weiteren zu langweilen. Menschen wollen an etwas teilhaben, sie möchten mitgenommen werden, mitmachen. Das ist genau das, was sie an meinem Buch und an meinem Projekt gut finden. Ich möchte den Leser der 7 Summits Strategie auf eine Reise mitnehmen und nicht nur von meiner Reise erzählen. Das Buch ist die Live-Dokumentation einer Reise zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben.
 

Das ist eine recht riskante Strategie, oder? 

Nein, das finde ich nicht. Mag sein, dass es eine mutige Strategie ist. Mutig, weil es außergewöhnlich ist. Das Buch ist ein Statement auf dem internationalen Buchmarkt. Und es ist gerade die dahinter stehende Strategie, die das Buch so spannend macht. Platz Nummer sieben in der Schweizer Bestsellerliste und von null auf Platz eins auf der Bestsellerliste der Wirtschaftsbücher in Österreich ist doch kein schlechter Start.
 

An sich ist das Projekt eine klassische Schnapsidee - kann man das so sagen?  

Na klar! Denn für Unbeteiligte ist die Realisierung von Visionen und Lebensträumen anderer zunächst eine Schnapsidee.
 

Ohne Bergerfahrung die höchsten Gipfel der Kontinente zu besteigen - ist das nur tollkühn? Mutig? Oder auch ein bisschen fahrlässig? Welche Bedeutung hat der Faktor Risiko für dich?  

Wenn ich etwas bewegen will, muss ich etwas riskieren. Bei all dem, was ich in den Bergen mache, heißt es immer: Safety first. Alleine wäre ich in den Bergen verloren. Daher bin ich immer Teil von internationalen Bergexpeditionen und jedes Mal gut vorbereitet. Ein Restrisiko bleibt natürlich trotzdem. Die Frage, die sich jeder stellen sollte, lautet in diesem Zusammenhang: "Was bin ich bereit zu riskieren, um meinen Traum zu leben?"
 

Was motiviert dich zu dieser Aktion? 

Es ist keine "Aktion"! Ich lebe meinen Kindheitstraum und gestalte meinen Alltag so, wie ich ihn mir wirklich wünsche. Es ist ein Lifestyle. Andere kaufen Wohnungen, Häuser, leasen Autos. Ich besteige die 7 Summits, schreibe ein Buch darüber und teile meine Erfahrungen in meinen Seminaren und Vorträgen. Ich liebe das, was ich tue. 365 Tage im Jahr. Sieben Jahre lang. Danach kommt etwas Neues.
 

Und was, wenn das Vorhaben scheitert? 

Das Vorhaben kann nicht scheitern! Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es, dass der physische Gipfel bei meinem Projekt nebensächlich ist. Es geht viel mehr um das, was wir auf dem Weg zum Gipfel und zurück lernen können.
 

Welche Bedeutung hat Scheitern? Ganz generell und für dich persönlich? 

Scheitern kann nur der, der nicht verstanden hat, worauf es bei der Realisierung von hohen Zielen wirklich ankommt.
 

Gibt es so etwas wie eine Lebensmaxime, die hinter diesem Vorhaben steht (und darin zum Ausdruck kommt)? 

Der Untertitel meines aktuellen Bestsellers Die 7 Summits Strategie lautet: Mit Leichtigkeit persönliche Gipfel erreichen. Leichtigkeit ist für das, was ich tue, ein ganz zentrales Thema. Es hat zwei Facetten: zum einen die Fokussierung auf das Wesentliche, was ich durch mein Leben aus einem 28-Liter-Rucksack ausdrücke. Zum Zweiten: Leichtigkeit beginnt für mich da, wo Besitz aufhört, unseren Alltag zu kontrollieren.
 

Und wie geht’s jetzt weiter?  

2013 beende ich das Projekt mit der Besteigung des höchsten Berges der Welt, dem Mount Everest. Was danach kommt, weiß ich heute noch nicht genau. Was ich weiß: Es wird etwas Neues geben und ich werde ein Reisender bleiben. Ein weiteres Projekt, das mich als Mensch und als Persönlichkeit fordert. Was ich sicher weiß, ist, dass es 2014 die Fortsetzung meines aktuellen Buches geben wird.