Die Physik der kleinen Dinge
Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis, das neue Buch von Len Fisher.
Fisher ist ein ernst zu nehmender Wissenschaftler. Aber im Gegensatz zu anderen Forschern beschäftigt er sich auch mit Dingen, die ihm im Alltag begegnen. Mit einer gehörigen Portion Neugier versucht er, ihnen auf den Grund zu gehen - und enträtselt dabei für den Leser viele wichtige Gesetze der Physik.
Ernsthafte, aber unterhaltsame Wissenschaft.
Der Öffentlichkeit bekannt geworden ist Fisher durch seine Forschungen zum Kekseintunken - so etwas lieben die Medien. Keksen und der Frage, wie schnell und warum sie sich in heißem Kaffee auflösen, widmet er das erste Kapitel, in dem man viel über Bruchspannung und Kapillarkräfte erfährt. Doch es wäre ein Fehler, Fisher nicht als ernsthaften Wissenschaftler zu bezeichnen. Seine Versuche geht er mit der gleichen Neugier, Hartnäckigkeit und Genauigkeit an, mit der andere Forscher Ionen aufeinander schießen oder mit dem Erbgut von Zellen hantieren. Und ebenso oft stößt er auf Hindernisse, ungelöste Rätsel, faszinierende Vorgänge. Denn gerade weil viele Wissenschaftler der heutigen Zeit über die Wissenschaft alltäglicher Dinge die Nase rümpfen, sind die Vorgänge im Inneren einer Supernova besser erforscht als die Temperaturverteilung im Inneren eines Soufflés. Eins der faszinierendsten Kapitel des Buches beschäftigt sich mit der Chemie des Kochens und Schmeckens. Gemeinsam mit Spitzenköchen haben Fisher und seine Kollegen bei "gastrophysikalischen Kongressen" untersucht, was in Nahrungsmitteln eigentlich auf molekularer Ebene geschieht. Und tauchen dabei tief in die physikalischen Grundlagen der Energie und der Erwärmung ein, von der Bewegung der Moleküle bis hin zu Konvektion und Fourier-Gleichungen.
Komplexe Physik - wunderbar erklärt.
Das mag zunächst abschreckend
klingen. Doch selbst Laien, die sich vor mathematischen Formeln
mit Grausen abwenden, werden mit dem Buch keine Probleme haben.
Fisher erklärt so anschaulich, wie man sich das von seinem
Physiklehrer gewünscht hätte, und schafft es (wenn nötig mit
Hilfe von Illustrationen) auch die komplexesten Vorgänge
verständlich zu machen. Im Plauderton erzählt er, wie er begann,
sich für ein Thema zu interessieren, lässt den Leser bei seinen
Experimenten über die Schulter schauen und lässt ihn teilhaben an
der Problemlösung, an den Diskussionen mit anderen Forschern, an
der Freude, wenn er ganz exakt enträtselt hat, wie und warum
etwas funktioniert. Fisher wird eingeladen, an einem
Bumerang-Wettbewerb teilzunehmen? Wunderbare Gelegenheit, um beim
Bau des verflixten Dings eine ganze Menge über Aerodynamik
herauszufinden und zu vermitteln. Er übernimmt
Heimwerker-Aufgaben? Sofort beginnt er zu grübeln, wie Werkzeuge
eigentlich funktionieren. Bevor sich's der Leser versieht, ist er
auf einer Reise durch die physikalische Welt von Arbeit, Kräften
und Bewegungen.
Kurz: Nach der Lektüre sieht man die Welt mit anderen
Augen.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Len Fisher:
Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis.
Streifzüge durch die Physik der alltäglichen Dinge,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003,
250 Seiten, 21,50 Euro,
ISBN 3-593-37193-6
www.campus.de
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Len Fisher: Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis. . Streifzüge durch die Physik der alltäglichen Dinge.. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 250 Seiten, ISBN 3-593-37193-6
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