Ein Dankeschön für das Vertrauen
Eine 40-teilige Reportage über die Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke. | Folge 39 |
Wer arbeitet, der soll auch feiern. So könnte man ein altes Sprichwort an die Verhältnisse bei Osborne Clarke anpassen. Dort fand Ende der vergangenen Woche die zweite "Family & Friends Party" statt. Die Idee: Familienmitglieder und Freunde der Mitarbeiter sind eingeladen, um deren Arbeitsplätze und Kollegen kennen zu lernen. Und die Grenze zwischen Beruflichem und Privatem ein wenig durchlässiger zu machen.
Üblicherweise ist es ruhig am Empfang
von Osborne Clarke im zehnten Stock des Kölner Bürohochhauses,
zumal am Vorabend eines Feiertages nach 17 Uhr. Hier herauf kommt
nur, wer im Haus zu tun hat: Besucher, Mandanten, Lieferanten, die
etwas abzugeben haben. Meist sind es Anwälte und Mitarbeiter, die
am Empfangsdesk vorbeihuschen.
Heute ist das anders. Geschäftig wuseln Leute hin und her,
tragen Tabletts und Gläser, Besteck und Teller, und an Stelle der
orange Drehsessel stehen weiß gedeckte Stehtische. Gegen 18 Uhr
öffnen sich die Lifttüren häufiger, Gäste kommen, werden begrüßt.
Eine junge Frau in weißer Bluse offeriert auf einem Tablett
Prosecco in hochstieligen Gläsern - heute ist Party bei Osborne
Clarke. "Friends & Family Party" nennt sich die
Feier.
Ein Dankeschön für das Vertrauen.
"Damals, nach der Kanzleieröffnung wollten wir Dankeschön sagen für das Vertrauen, das uns Anwälte und Mitarbeiter entgegengebracht haben", erläutert Kanzleimanager Stefan Rizor die Idee. "Es war kein leichter Schritt, die Neugründung zu wagen, und dafür wollten wir uns bei allen bedanken." Daneben wollte man Familienangehörigen, Ehe- oder Lebenspartnern und Freunden der Mitarbeiter die Möglichkeit geben, deren Arbeitsplatz und Kollegen kennen zu lernen. Das war kurz nach der Eröffnung der Kanzlei vor gut einem Jahr. Weil das damals gut ankam, gibt es nun eine Neuauflage. "Damals war alles neu", erinnert sich Rizor, "die moderne Technik, die neuen Strukturen, der Blick über Köln. Das wollen wir wieder wachrufen, damit es nicht in Routine erstarrt." Nicht zuletzt sind auch etliche neue Mitarbeiter hinzugekommen. Außerdem haben fünf Partner, die im Sommer Geburtstag hatten, zusammengelegt und für Getränke und ein Büfett gesorgt.
Der Wettkönig posiert für die Fotografen.
Während es draußen dunkel
wird und die Lichter in der Stadt angehen, hat sich der Foyerraum
gefüllt. Anwälte sind da, Mitarbeiter, Ehe- oder Lebenspartner,
Freunde, Eltern. Ältere und Jüngere, Raucher und Nichtraucher,
Krawattenträger und solche mit offenem Hemdkragen. Eine
Kleiderordnung gibt es nicht, wie man am Outfit der Männer, die
rigideren Kleidervorschriften unterliegen, deutlich ablesen kann:
Anzug und Krawatte sind ebenso vertreten wie legeres Sakko oder
Hemd. Carsten Schneider zum Beispiel hat sich für Letzteres
entschieden; er trägt ein schwarzes Hemd zu Bluejeans -
Casual-Wear, wie sie in der Kanzlei für "Mandanten-freie Tage"
erlaubt ist.
Mittlerweile hat sich Kanzleimanager Stefan Rizor den
Alukoffer des für den Abend engagierten Fotografen ausgeliehen
und in ein Podest für seine Begrüßungsworte umfunktioniert. Auf
dem Koffer balancierend, zwei Köpfe über den Gästen, gibt Rizor
dann die Sieger der hausinternen Wettgemeinschaft, die sich zur
diesjährigen Fußballweltmeisterschaft gebildet hatte, bekannt.
Rizor bereitet es sichtlich Freude, dass sein Sohn, der 6-jährige
Anton, alle anderen Mitspieler abgehängt hat. Er hatte nämlich
stur auf Deutschland gesetzt und sich damit näher an das
Endergebnis herangepunktet als alle anderen. Nun steht er da mit
dem kleinen Pokal in der Hand und lässt sich geduldig von dem
Fotografen ablichten. Er weiß nicht recht, wie ihm geschieht,
aber auf Geheiß zu lächeln, das bekommt er am Ende schon ganz gut
hin.
Entropie am kalten Büfett.
Am Ende seiner kurzen Ansprache
sagt Rizor dann den Satz, auf den bei solcher Gelegenheit
bekanntlich alle warten: Er erklärt das Büfett für eröffnet. Das
ist im großen Besprechungsraum "Wembley" aufgebaut - und es sieht
bald auch schon so aus wie das altehrwürdige Stadion, an dem sich
soeben die Bagger zu schaffen machen, um Platz für die neue
Londoner Fußballarena zu schaffen. Überhaupt lässt sich nirgendwo
sonst das Gesetz der Entropie so gut verdeutlichen wie an einem
schön gerichteten Büfett: Alles bewegt sich vom Zustand höherer
Ordnung in den einer niedrigeren, das Chaos nimmt zu. Das
Programm des Abends versucht gegenzusteuern; es sieht vor, dass
sich der Schauplatz der Feier im Laufe des Abends vom zehnten in
den elften Stock verlagert.
Dort befindet sich der "Panther-Club" mit der Bar, hinter
der die drei hilfreichen Seelen vom Partyservice den
Getränkeausschank übernommen haben. Im Nebenraum ist ein kleines
Büfett mit Nachspeisen und Käse aufgebaut, das mit vorrückender
Stunde auch zunehmend der Entropie verfällt. Dass dies auch für
die Gespräche gelten würde, kann man indes nicht behaupten. Die
gehen munter weiter, nur die Zahl der Menschen in dem Raum
lichtet sich zu vorgerückter Stunde ein wenig.
Michaela Fischer, Rizors Assistentin, hat die Party
organisiert. Dummerweise hat sie ausgerechnet bei der
Vorbereitung die erste Herbstgrippe erwischt, und sie musste
ihren Hausarzt überreden, sie besser nicht krankzuschreiben. Nun
kann sie sich zurücklehnen und zieht mit spitzen Lippen an ihrer
Zigarette, um den Rauch sogleich wieder auszublasen. "Ich
inhaliere ja nicht", bekräftigt sie - wegen der Bronchitis. Sie
ist zufrieden, denn alles hat geklappt. "Ich habe nicht den
Eindruck, dass das für die Leute ein Pflichttermin war, alle
haben sich auf die Feier gefreut, alle haben sich wohl gefühlt
und sich amüsiert", so ihr Resümee.
Hartnäckiger Mythos der Arbeitswelt.
Dass es kein Pflichttermin war,
dafür spricht auch die Dauer der Feier. Halb vier Uhr morgens
soll es gewesen sein, als die Letzten gingen - ob sie in einer
Kneipe weiterfeierten, ist nicht bekannt. So war es bei der
ersten Party vor einem Jahr; "da ging es bis halb sechs",
erinnert sich eine Mitarbeiterin, die ihren Namen indes nicht im
Internet lesen möchte, in diesem Zusammenhang jedenfalls nicht.
"Sehr gut" gefallen hat es auch Katja Nelte. Die junge
Anwältin arbeitet erst seit zehn Wochen bei Osborne Clarke. Sie
findet die Idee gut: "Die Kollegen erzählen ja auch von ihren
Familien, und so hat man die Gelegenheit, die Familienmitglieder
mal näher kennen zu lernen." Es kommt sichtlich an, dass die
Grenzen zwischen Arbeit und Privatem nicht so eng gezogen werden
wie anderswo. Und offensichtlich belebt es die Atmosphäre, dass
die Kollegen nicht unter sich sind, sondern in der
Arbeitsumgebung andere Gesichter auftauchen, teils neue, teils
sehr vertraute. Katja Nelte hat jedenfalls die Gelegenheit
genutzt und ihren Freund mitgebracht.
Ganz ähnlich äußert sich ihr Kollege Rolf Hemke, der
ebenfalls seit kurzem erst in der Kanzlei arbeitet, wo er das
Team im Bereich Arbeitsrecht verstärkt. Zusammen mit Katja Nelte
hat er vor Tagen erst Einstand gefeiert "Ich halte das ohnehin
für den großen Mythos der Arbeitswelt, dass man das Berufliche
vom Privaten trennen kann", sagt er. "Das Engagement und die
Motivation in der Arbeit hängen doch stark von der Person ab, die
dahinter steht." Deshalb begrüßt er es, wenn neben dem Gespräch
über die Arbeit auch einmal ein privates Wort fällt oder ein
lockeres Gespräch zustande kommt. Ihm ist es wichtig, dass die
Balance gehalten wird zwischen beruflichem und privatem Kontakt,
zwischen Distanz und Nähe, zwischen formellem Rahmen und
informellem Zusammensein. "Das wurde gut gelöst", findet Hemke.
"Es war gut, dass die Feier im Betrieb stattgefunden hat. Es war
eine gute Feier-Atmosphäre, ohne dass ein professioneller
Charakter ganz abgestreift worden wäre." Am nächsten Morgen ist
alles wieder aufgeräumt. Lediglich ein paar Brösel am Boden und
der Geruch von kaltem Zigarettenrauch in der Luft erinnern an die
Party vom Vorabend.
Beseitigung der letzten Spuren.
Nur Stefan Rizor steht in der Kanzlei. Es ist Allerheiligen und er ist zu einem Gespräch mit dem Leiter der Rechtsabteilung eines großen Medienunternehmens verabredet, ein neues Mandat vielleicht. Unterstützt wird er von Leticia Scheloske, die im Zweitjob als Assistentin bei Osborne Clarke arbeitet. "Wo ist der Staubsauger?", fragt sie, doch auch Rizor kann diesbezüglich nur Vermutungen äußern. Die erweisen sich als nicht ganz falsch, und kurz darauf zeugt ein leises Brummen im Gang davon, dass die junge Frau an der Beseitigung der letzten Spuren des Festes arbeitet. Den Zigarettengeruch in der Luft wird Rizor dann als Brücke verwenden, um seinem Gast von der Feier zu erzählen, und der Idee eines menschlichen Miteinanders bei Osborne Clarke. Und der wird das vermutlich ganz sympathisch finden.
Winfried Kretschmer, Journalist und Autor, arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.
Zur Übersicht aller erschienenen Folgen.
© changeX Partnerforum [06.11.2002] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 06.11.2002. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
Osborne Clarke / Serie
Weitere Artikel dieses Partners
Eine 40-teilige Reportage über die Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke. | Folge 40 | zum Report
Eine 40-teilige Reportage über die Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke. | Folge 38 | zum Report
Eine 40-teilige Reportage über die Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke. | Folge 37 | zum Report
Autor
Winfried KretschmerWinfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.