Herrscher zweier Reiche
Eine 40-teilige Reportage über die Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke. | Folge 37 |
Irgendjemand muss die banalen Dinge des Alltags regeln, damit die Menschen ihrer Arbeit nachgehen können: Es muss jemand da sein, der Papier und Stifte bestellt, die Computer wartet, Glühbirnen wechselt, Toner bestellt, für Kaffee und Sahne sorgt und so fort - bis hin zum Toilettenpapier und der Seife am Waschbecken. In dieser und der nächsten Folge geht es um diese Basisdienste und um die Menschen, die dafür sorgen, dass alles funktioniert: der Staff, wie die unternehmensinternen Dienstleister bei Osborne Clarke genannt werden.
Wenn es richtig heiß ist in Köln und die sommerliche Schwüle drückend über der Stadt liegt, dann hat Rouven Van Dort einen der besten Arbeitsplätze der Stadt: Während seine Kollegen in den Büros schwitzen, kann er sich in dem klimatisierten Computerraum, wo die zentralen Server der Kanzlei stehen, ein wenig Kühlung verschaffen. Rouven ist der Herr der Computer, Festplatten und Speicherchips, er ist der IT-Mann von Osborne Clarke, der dafür sorgt, dass die Informationstechnik in der deutschen Sektion der Kanzlei funktioniert.
House-Beats im Büro.
Auch sonst hat der 28-Jährige, der
einen britischen Vater und eine deutsche Mutter hat und in
England aufgewachsen ist, ein Faible für ein angenehmes Klima am
Arbeitsplatz. Leise plätschern auch aus den Mini-Boxen seines
Computers House-Beats; Streaming von einem Musiksender aus dem
Internet. In Köln hat sich Rouven einen gewissen Ruf als DJ
erarbeitet. Bei Osborne Clarke ist sein Büro das einzige, in dem
Musik läuft, ein Zeichen gepflegten Andersseins. Rouven ist der
Coolste im Hause und dieses Image lebt er. Er hat die typisch
lässigen Umgangsformen der IT-Leute und sieht keinen Grund, sein
Verhalten zu ändern, nur weil er nicht mit anderen
Computerfreaks, sondern mit Anwälten zusammenarbeitet.
"Ich duze alle", sagt er, "das ist das Englische in mir."
Dabei macht er keinen Unterschied zwischen Anwälten und
Mitarbeitern und kann auch nicht verstehen, dass es zwischen
diesen Gruppen eine Art unsichtbarer sozialer Scheidelinie gibt.
In England sei das anders; dort gingen die Rechtsanwälte sehr
wohl mit den anderen Mitarbeitern mittags zum Essen. "In
Deutschland ist das ein bisschen strenger", kritisiert Rouven,
der in Computerdingen Autodidakt ist. Studiert hat er
Germanistik. Nebenbei übersetzte er Texte für Computerspiele. So
kam er in Tuchfühlung mit der Computertechnik, denn er musste
sehen, dass er die Spiele auf seinem Rechner zum Laufen brachte.
Er bildete sich zum IT-Spezialisten weiter - und bewarb sich bei
Osborne Clarke, als die neu gegründete Kanzlei im Sommer 2001
einen Mitarbeiter für die Informationstechnik suchte. Auf den Rat
eines Freundes hin: "Der beste Platz für einen IT-Job ist eine
Anwaltskanzlei oder eine Finanzfirma, denn die haben immer Geld."
Bei Osborne Clarke in England sind gut 20 IT-Spezialisten
mit der Soft- und Hardware beschäftigt, in Deutschland ist Rouven
der einzige - er ist gewissermaßen sein eigener Chef. Und das
genießt er. Rouven Van Dort ist für alles zuständig, was mit
Computern und Informationstechnik zu tun hat: Er stellt die PCs
für neue Mitarbeiter bereit, wechselt defekte Komponenten aus,
wartet den Server, kümmert sich um die Backups, testet neue Soft-
und Hardware - und ist zur Stelle, wenn was nicht mehr läuft, wie
es laufen soll. Und weil Letzteres ein Kennzeichen der
Computertechnik ist, hat Rouven immer zu tun. Er nimmt's
gelassen, schließlich könne er nicht schneller arbeiten als der
Rechner rechne, wirft er mit einem Augenzwinkern ein. Und wie
schnell ein Rechner rechnet, das weiß ein IT-Mann am
besten.
Herrscherin im Reich der Finanzen.
Marlene Gräf hat eine ähnlich unabhängige
Stellung wie Rouven Van Dort. So wie dieser über das Reich der
Bits und Bytes wacht, herrscht sie über das der Finanzen. "Alles,
was mit Geld zu tun hat, geht über meinen Tisch", sagt die
gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, die sich durch gezielte
Weiterbildung für den Job der Finanzbuchhalterin qualifiziert
hat. Sie betreut ihren Bereich mit jener Akribie, die Menschen an
den Tag legen müssen, die mit fremdem Geld umgehen. Gräf wacht
über den Cash-Flow, sorgt dafür, dass jeder der gut 80
Osborne-Clarke-Mitarbeiter in Deutschland pünktlich zum 25. jedes
Monats sein Geld auf dem Konto hat, und kümmert sich zusammen mit
Ralf Schlößer und Stefan Rizor, den beiden Kölner Mitgliedern des
Management-Boards, um Budgetplanung und Controlling.
Informationstechnik und Finanzen sind zwei
Schlüsselfunktionen, die für beide deutsche Büros zuständig sind.
Bei anderen Organisationsaufgaben wäre dies indes etwas schwierig
zu organisieren. Hier haben die Kanzleien in Frankfurt und Köln
ganz unterschiedliche Lösungen gefunden. In der nächsten Folge
geht es um Briefbögen, um Glühbirnen, um Sandwiches und um
gebügelte Hemden.
Bild oben: Herr über Bits und Bytes - Rouven Van Dort ist der
IT-Mann bei Osborne Clarke Deutschland.
Bild unten: Über ihren Tisch geht alles, was mit Geld zu tun
hat - Marlene Gräf.
Winfried Kretschmer, Journalist und Autor, arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.
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Autor
Winfried KretschmerWinfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.