Gute Arbeit beflügelt
Patchwork-Karrieren - wie changeX-Leser leben und arbeiten.
Von Sascha Hellmann
Geradlinige Lebensläufe, das war einmal. In der individualisierten Gesellschaft von heute kann sich jeder den passenden Lebensentwurf selbst aussuchen. Brüche, Überraschungen und Durststrecken eingeschlossen. Das Leben ist ein Patchwork unterschiedlicher Phasen, riskant und abwechslungsreich. In den nächsten Monaten porträtieren wir ausgewählte changeX-Leser. Spannende Menschen mit schillernd unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten. In einer Serie von journalistischen Kurzporträts. Neue Folge 29: Konstanze Frölich aus München. / 24.07.08
Luitgard Gasser

Konstanze Frölich:
"Was für mich Arbeit ist, ist eine sehr weit gefasste Frage. Im beruflichen Sinne sollte Arbeit dem Ausübenden die Möglichkeit bieten, seine Energien gerne und gut einbringen zu können. Gute Arbeit beflügelt, schlechte Arbeit ist Energieverhinderung."

 

Konstanze Frölich ist 44 Jahre alt. Die geborene Münchnerin lebt mit ihren zwei Kindern in der bayerischen Landeshauptstadt. Sie wächst ab ihrem 14. Lebensjahr in Wien auf und schließt die Schule mit der Matura ab. Im Anschluss absolviert sie dort parallel zwei Studiengänge: Kunstgeschichte sowie Romanistik mit den Fächern Italienisch und Französisch. Sie heiratet einen italienischen Maschinenbauingenieur und zieht nach dem Studium nach Mailand, wo sie Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Darüber hinaus betreut sie die Sponsoren des Lehrinstituts und hat die didaktische Leitung des 30-köpfigen Lehrkörpers. Nach acht Jahren geht sie aus persönlichen Gründen mit ihren mittlerweile zwei Kindern zurück nach München und arbeitet zusammen mit einer Kollegin an einem dreibändigen Lehrbuch für Deutsch in Mittelschulen und Gymnasien in aller Welt. Ping Pong, im Hueber Verlag München erschienen, ist bis heute das meistverkaufte Lehrwerk seiner Kategorie weltweit.
Seit 1994 beginnt sie für die damalige Hypobank in der Unternehmenskommunikation zu arbeiten. Unter anderem ist sie dort für die Kempfenhausener Gespräche zuständig, ein Dialogforum, bei dem sich Mitarbeiter und Vordenker aus Wissenschaft und Gesellschaft mit gesellschaftsrelevanten Themen befassen. Mit der Fusion von Hypo- und Vereinsbank ändern sich indes die Aufgaben im Kommunikationsbereich: Zu Dialogforen und gesellschaftlichem Engagement - heute würde man es Stakeholder Dialogue nennen - betreut sie nun auch den Webauftritt ihrer Abteilung, der mittlerweile auch das Sponsoring zugeordnet ist. 2002 wird sie von der Allianz abgeworben, bei der sie im Holdingstab Personal am Konzept eines weltweiten HR-Intranets arbeitet und die Kommunikation mit Eliteuniversitäten übernimmt. In den Fusionszeiten der Allianz mit der Dresdner Bank verliert Konstanze Frölich ihre Stelle. "Und dann begann mein wildes Arbeitsleben", erinnert sie sich. Ein Jahr ist sie Referentin für PR und Öffentlichkeitsarbeit bei den Grünen im Bayerischen Landtag, kommt aber zur Einsicht, dass sie "für politische Kommunikation nicht gemacht ist". Sie arbeitet in der Kommunikationsberatung - "freiberuflich, aber auch immer wieder in Festanstellungen", zunehmend im Brückenschlag zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Den MeM - Master of ethical Management - an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt baut sie mit auf und betreut ihn beim Start ein Jahr lang in allen Dingen. Zudem ist sie Dozentin in Ethical Management und seit Jahren Lehrbeauftragte an der Universität Augsburg für Kunstgeschichte und Literaturgeschichte.

Gute Arbeit, schlechte Arbeit.


Seit Ende 2006 ist Konstanze Frölich nun Leiterin der Sommerakademie der Schönen Künste der Universität Augsburg, kurz Schwäbischer Kunstsommer. Das Weiterbildungsprojekt der Universität und der Schwabenakademie bietet jährlich zehn Meisterkurse in allen Bereichen, von abstrakter Malerei bis zum zeitgenössischen Tanz. Die Arbeit umfasst alle Bereiche des Kulturmanagements, PR- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Fundraising und Netzwerkpflege. "Mit der Kunst bin ich wieder unerwarteterweise meinen universitären Anfängen näher gerückt", sagt sie, und "zwischenzeitlich habe ich auch noch einen Roman geschrieben." Musterkinder erscheint 2007.
Diese unterschiedlichen Tätigkeiten bestimmen auch ihren Arbeitsrhythmus: Zwei Tage der Woche ist sie an der Universität Augsburg und zwei Tage arbeitet sie von ihrem Homeoffice in München aus. Zudem ist sie viel auf Reisen und arbeitet dann unterwegs. Die restlichen drei Tage der Woche widmet sie ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für das Deutsche Netzwerk Wirtschaftsethik (DNWE), der freiberuflichen Kommunikationsberatung sowie Vorbereitungen für ihre Lehrtätigkeit. Und natürlich verbringt sie auch Zeit mit ihren beiden Kindern. Auf die Frage, was Arbeit ist, antwortet sie: "Im beruflichen Sinne sollte Arbeit dem Ausübenden die Möglichkeit bieten, seine Energien gerne und gut einbringen zu können. Gute Arbeit beflügelt, schlechte Arbeit ist Energieverhinderung."

Möglichkeit zur Autonomie.


Danach gefragt, wie sie Arbeits- und Privatleben vereine, sagt Frölich: "Eine schwierige Frage." Als alleinerziehende und berufstätige Mutter gehen die meisten Terminplanungen zulasten der eigenen Freizeit. Doch gleichzeitig schätzt sie den Freiraum: "Ich genieße die Möglichkeit zur Autonomie, mir meine Zeit frei einteilen zu können. Und dafür bin ich auch bereit, flexibel zu sein." Zudem weiß sie ihr "kreatives und herausforderndes Arbeitsumfeld sehr zu schätzen". Einen roten Faden sieht Frölich in ihrer "permanenten Berufsqualifikation": "Ich habe unglaublich viele Erfahrungen gemacht und hätte nie gedacht, dass ich je ein so breites Spektrum beruflicher Tätigkeiten ausüben würde."
Auf changeX ist sie durch einen Kollegen gestoßen und kennt das Magazin seit seinen Anfängen. Sie interessiert sich vor allem für Themen der Wirtschaftsethik und Arbeitswelt und sagt: "changeX ist ein Informationspool, dem ich treu geblieben bin - bis heute."
Konstanze Frölich hat beruflich zunächst eine geisteswissenschaftliche Richtung eingeschlagen und darauf lange Zeit im Wirtschafts- und Finanzbereich gearbeitet. Heute verbindet sie beides im Kunst- und Kulturmanagement und ist gleichzeitig für Veränderungen der Zukunft offen.

Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Kontakt:
Konstanze Frölich
Schwäbischer Kunstsommer Kunst leben
Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW) der Universität Augsburg
konstanze.froelich@zww.uni-augsburg.de
www.kunstsommer.info

k-work kommunikation & konzepte
konstanzef@t-online.de
www.k-work.eu

DNWE-Aktivitäten: www.dnwe.de

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Sascha Hellmann
Hellmann

Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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