Die Dinge in die Hand nehmen
Patchwork-Karrieren - wie changeX-Leser leben und arbeiten.
Von Sascha Hellmann
Geradlinige Lebensläufe, das war einmal. In der individualisierten Gesellschaft von heute kann sich jeder den passenden Lebensentwurf selbst aussuchen. Brüche, Überraschungen und Durststrecken eingeschlossen. Das Leben ist ein Patchwork unterschiedlicher Phasen, riskant und abwechslungsreich. In den nächsten Monaten porträtieren wir ausgewählte changeX-Leser. Spannende Menschen mit schillernd unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten. In einer Serie von journalistischen Kurzporträts. Neue Folge 13: Christoph Kremers in Wiesbaden. / 03.04.08
Christoph Kremers
Christoph Kremers:
"Für mich ist Arbeit Spaß. Ich freue mich jeden Tag, ins Büro zu kommen."
Christoph Kremers ist 40 Jahre alt. Geboren in Rodgau bei Frankfurt, wohnt er nun zusammen mit seiner Frau und ihrer gemeinsamen Tochter in Wiesbaden. Kremers macht den Realschulabschluss. "Ich hatte einfach kein Interesse, weiter aufs Gymnasium zu gehen." Im Anschluss absolviert er bei einem Frankfurter Logistikunternehmen eine Ausbildung zum Speditionskaufmann, "was mir auch viel Spaß gemacht hat", sagt Kremers. Schließlich arbeitet er in der "Königsdisziplin" Luftfracht. Nach der Ausbildung leistet er seinen Wehrdienst in Goslar. Wenig später trennen sich seine Eltern und Kremers wohnt nach dem Wehrdienst mit seinem Vater zusammen. Er ist wieder für das Speditionsunternehmen im Luftfrachtbereich tätig und bekommt die Chance, für das Unternehmen ins Ausland zu gehen. Er reist nach London, wo er für ein Jahr eine Abteilung am Londoner Flughafen Heathrow leitet. Er kehrt zurück, führt beim Speditionsunternehmen in Frankfurt ein eigenes Team. Wenig später wechselt er zu Austrian Airlines und leitet die Verkaufsabteilung für Luftfracht in Frankfurt. "Doch irgendwann lief die Sache - und die Luft war raus", erinnert sich Kremers. Er entschließt sich, sein Abitur nachzuholen, und studiert im Anschluss an der Fachhochschule in Wiesbaden Medienwirtschaft. Während des Studiums entwickelt er in einem Projekt-Semester für den Bertelsmann-Konzern den Karrierebereich im Internet. Kremers macht die Arbeit Freude und entdeckt: "Ich bin einfach ein Macher." Weiterhin reizt das Ausland. Er bekommt ein Stipendium und geht für ein Jahr nach San Francisco, wo er bei einem Start-up arbeitet, das über das Internet Musiknoten vertreibt.

Nägel mit Köpfen.


Zurück in Deutschland möchte er nun "Nägel mit Köpfen machen". Zusammen mit Freunden gründet er 1998 "Die Firma" in Wiesbaden. Das Unternehmen entwickelt digitale Kommunikationslösungen - Konzept, Gestaltung und Umsetzung. Die ersten zwei, drei Jahre "war es eine wilde Zeit", erinnert sich Kremers. Doch der Internet-Hype erlebt seinen Einbruch. Kremers Unternehmen muss zwei Mitarbeiter entlassen, obwohl man alles getan hat, diese Entlassungen zu vermeiden. "So etwas macht man nur einmal, will man nur einmal machen müssen", sagt Kremers, der sich in diesem Punkt selbst als "mit zarten Saiten bespannt" sieht: Probleme zwischenmenschlicher Art würden ihn im Unternehmen eher mehr belasten als finanzielle. Im Mai feiert "Die Firma" nun ihr zehnjähriges Jubiläum. Zurzeit sind es 18 Festangestellte und drei bis fünf freie Mitarbeiter. Alle haben auch von außerhalb Zugriff auf das firmeneigene Intranet, was die Arbeit auch örtlich flexibel macht. "Ich selbst habe schon mehrfach vom Ausland aus gearbeitet", sagt Kremers. Doch zieht er die direkte Kommunikation mit seinen Mitarbeitern vor. Auch, um Missverständnisse zu vermeiden. In Zukunft würde Kremers gerne häufiger in seinem Homeoffice arbeiten, um die Entwicklung seiner Tochter miterleben zu können und seiner Frau gleichzeitig mehr Freiraum zu ermöglichen. Die Trennung von Arbeit und Privatem fällt ihm nicht ganz leicht, "weil für mich Arbeit Spaß ist", sagt er. "Grundsätzlich freue ich mich jeden Tag, ins Büro zu kommen. Es passiert immer etwas Neues."

Spielräume schaffen.


Befragt danach, ob es einen roten Faden in seinem Werdegang gibt, antwortet Kremers: "Man muss Dinge in die Hand nehmen, machen. Das kommt nicht von alleine. Deswegen bin ich vermutlich Unternehmer, weil man sich seine Spielräume und Ziele selbst gestalten kann."
Auf changeX ist er durch Internetrecherchen gestoßen. Da er sich insbesondere für die Schnittstelle Mensch-Wirtschaft interessiert, sind für ihn die Beiträge immer wieder inspirierend.
Christoph Kremers hat Kommunikation zu seinem Thema gemacht. In seinem Unternehmen ist sie ihm wichtiger als Geld. Das wissen auch die Kunden, die seine Leistungen in Anspruch nehmen.

Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Kontakt:
Christoph Kremers
Die Firma - Innovative Kommunikation GmbH
Schwalbacher Str. 74
65183 Wiesbaden
Telefon: 0611-2385010
Mobil: 0163-3385013
E-Mail: c.kremers@diefirma.de
Internet: www.diefirma.de

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Sascha Hellmann
Hellmann

Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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