Vorsprung durch Fragen.
Und das heißt zuallererst:
herausfinden, wer man ist. Ein strategischer Netzwerker oder eine
sachorientierte Persönlichkeit ohne jeden Hang zum Small Talk?
Ein Test zu Beginn des Buches gibt Aufschluss darüber - von der
Kontaktfähigkeit bis zur Empfehlungs- und Kooperationskompetenz.
Die Ergebnisse sind schriftlich zu fixieren - wer will, im Buch
auf dem dafür bereitgestellten Platz. Das gilt für alle
Empfehlungen wie auch für die zahlreichen Checklisten und
Mind-Maps.
Unabhängig vom Ergebnis: "Das Schwätzchen am Rande ist die
Basis für alle unsere Beziehungen - also auch für die
Geschäftsbeziehungen", sagt Hofert. Dabei gibt sie zu bedenken,
dass es in jedem Small Talk einen Frager und einen Redner gibt -
aber oft nur einen Gewinner: den Frager. "Wer fragt, hat einen
Wissensvorsprung und vermittelt seinem Gegenüber das Gefühl,
verstanden zu werden." Aus diesem Grund behandelt sie die Kunst
des Fragens ebenso wie Small-Talk-Tabus und Gesprächsförderer.
Einer Bekanntschaft steht damit nichts mehr im Wege, einer
Empfehlung - einem neuen Kunden - noch viel.
Keine zehn Gebote, aber acht.
Aus diesem Grund predigt auch
Hofert die bekannten Grundlagen des Networkings, schreibt sie gar
in Gesetzen fest, damit endlich klar ist: Du sollst erst geben,
dann nehmen. Du sollst dich immer für Unterstützung bedanken. Du
sollst Kontakte vernetzen. Du sollst Grenzen beachten, zum
Beispiel die räumliche Entfernung zum Gesprächspartner - etwa
eine Armlänge. "Diese Zone ist für 'Fremde' tabu und nur Ihren
Liebhabern erlaubt", so die Kölnerin. Darüber hinaus - und das
ist die große Stärke des Buches - gibt sie nicht nur zahlreiche
Fallbeispiele aus der Praxis, sondern gewährt dabei dem Menschen
als Individuum Raum: mit seinen Vorlieben, Eigenheiten und
Absonderlichkeiten. Warum? Möglicherweise, weil in einem Netzwerk
der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht die Theorie.
Informelle Netzwerke, Wunschnetzwerke, Alumni-Netzwerke,
Berufsverbände, Business Clubs, branchenspezifische Netzwerke,
Erfolgsteams und Supervisionsgruppen, Netzwerke für
Geschäftsempfehlungen und Weiterbildung, Parteien, Seminare und
Veranstaltungen, soziale und kirchliche Netzwerke,
Visitenkartenpartys nicht zuletzt Xing & Co. - Hofert
beschreibt sie und sagt, wie groß deren Nutzen für Trainer und
Berater ist. Beispiel Xing.com, ein Online-Netzwerk mit großem
Potential, vorausgesetzt "die Strategie stimmt". Dann ist es mehr
als eine riesige Adressdatenbank: Es ist ein umfangreiches
Recherchewerkzeug, in dem nach Firmenzugehörigkeit, Position und
Name gesucht werden kann. "Letztendlich geht es aber auch darum,
dass Sie für Rechercheure findbar sind", erklärt die Beraterin.
Und das beginne bei der professionellen Selbstdarstellung und
ende bei den relevanten Stichworten, die den Werdegang und die
eigene Person am besten beschreiben.
Mer kennt sisch, mehr hilft sisch.
Xing.com mache zudem das Phänomen der "kleinen Welt" deutlich, indem es zeigt, in welcher Verbindung ein Mitglied zu jedem beliebigen der Millionen Xing-Mitglieder steht. "Dabei zeigt sich stets, dass maximal fünf Personen zwischen Ihnen und einer Person stehen, zu der Sie Kontakt aufnehmen möchten." Insgesamt sammle der Mensch durchschnittlich 850 engere Kontakte in seinem Leben - und durch die mittelbaren Kontakte dieser Bekannten, also 850 mal 850, wachse die Zahl auf potenzielle 722.500 Kontakte an, rechnet Hofert vor. Das sind wenige mehr, als Amsterdam Einwohner hat. Beeindruckend - nicht nur mit Blick auf Adenauers Diktum: "Mer kennt sisch, mehr hilft sisch."
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Svenja Hofert:
Networking für Trainer, Berater, Coachs.
GABAL TrainerPraxis, Offenbach 2007,
168 Seiten, 29.90 Euro.
ISBN 978-3-89749-739-9
www.gabal-verlag.de
© changeX Partnerforum [19.12.2007] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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