Es ist richtig, dass der Job nur sehr wenig Raum für regelmäßigen Sport lässt. Andererseits scheitern gute Vorsätze auch regelmäßig daran, dass man sich zeitlich und körperlich mehr zumutet, als nötig wäre. Das berühmteste Beispiel ist das Fettverbrennungstraining. Es hat sich herumgesprochen, dass der Körper erst nach 30 Minuten beginnt, Fett zu verbrennen, vorher nutzt er hauptsächlich Kohlenhydrate. Die Leute denken jetzt, sie müssten mindestens eine Stunde trainieren, um abzunehmen. Wenn jemand aber keine Zeit hat, dann wird er das nicht lange durchhalten.
Es geht aber zum Glück auch mit einem zeitlich kompakten Training, und zwar in Verbindung mit einem gesunden Ernährungsstil. Darum heißt mein Konzept auch Foodsport, weil Ernährung und Sport nicht voneinander getrennt werden sollten, sondern sich gegenseitig unterstützen. Ziel ist es, sich gesund und ausgewogen zu ernähren, indem man auf die täglichen fett- und zuckerhaltigen Kalorienbomben verzichtet und sich damit auch vor den alltäglichen Gelüsten und Heißhungerattacken schützt. Das spart jede Menge Kalorien und begünstigt eine ausgeglichene Energiebilanz. Wer sich zudem regelmäßig bewegt, selbst wenn es nur mit einem kurzen und kompakten Training ist, sorgt dafür, dass sein Körper mehr Energie verbrennt, als er über die Nahrung zugeführt bekommt. Diese Energieunterdeckung wird dann bereitgestellt, indem der Körper Fett abbaut. Dafür sind unsere Fettreserven ja schließlich da.
Ja. Meine Message ist: Nimm dir nicht zu viel vor, aber dafür etwas, was dir Spaß macht und das nicht zu lange. Nur dann hast du eine realistische Chance, mehrmals in der Woche Lust auf dein Training zu haben.
Hier liegt der Grund nicht in fehlender Zeit, sondern darin, dass die Energiereserven aus der Mittagsmahlzeit zur Neige gehen. Es ist menschlich, wenn man sich dann nicht mehr überwinden kann. Lösen kann man das Problem, indem man vorausschauend denkt und sich zum Beispiel am späten Nachmittag noch einen kleinen Snack gönnt, ein belegtes Vollkornbrot oder einen Joghurt zum Beispiel. Wer dann um 19:30 Uhr nach Hause kommt, hat auf jeden Fall bessere Chancen, sich zum Training zu motivieren.
Schauen Sie nur in die Werbung: Überall 25-jährige durchtrainierte Männer mit Waschbrettbäuchen. Wer unsportlich ist und Gewichtsprobleme hat, verliert die Motivation, weil er keine Chance sieht, dieses Ideal zu erreichen.
Ich würde jedem empfehlen, morgens auf ein perfektes Frühstück zu achten, auch Frühstücksmuffel können sich das angewöhnen. Ein vollwertiges Frühstück ist zum Beispiel Obstsalat mit Joghurt und zwei Esslöffel Müsli plus zwei, drei Scheiben Vollkornbrot. Dann muss man nicht gleich um zehn Uhr wieder irgendetwas Süßes naschen. Schwieriger ist es, wenn man mittags außer Haus ist. Hier ist es wichtig, seine Mahlzeiten zu antizipieren. Dann kann man sich darauf einstellen, wenn es einmal nicht möglich ist, sich gesund zu ernähren. Zum Beispiel kann man Obst mitnehmen oder ein Vollkornbrötchen einpacken und vermeidet so, dass man ausgehungert zu einem fetten Stück Pizza greift. In der Kantine kann man sich schon am Freitag den Essensplan für die kommende Woche anschauen und sich woanders zum Essen verabreden oder etwas von zu Hause mitnehmen, wenn es Cannelloni mit Käse-Sahne-Sauce gibt. Wenn man aber morgens schon ungesättigt ins Büro kommt, dort vielleicht einen Besprechungskeks zu sich nimmt, ist man mittags total ausgehungert und kann den Cannelloni in Käse-Sahne-Sauce dann eben nicht widerstehen. Solche Ernährungsfallen gilt es zu vermeiden.
Die Wissenschaft sagt, dass Sport Stress abbaut. Wenn ich meinem Körper gute Ernährung und Bewegung gebe, dann macht mich das stabiler und resistenter gegen Stress. Nach dem Training fühlt man sich auch meist viel besser, ausgepowert und entspannt, man schläft besser, das Körpergefühl verbessert sich enorm. Deshalb ist es gerade in Zeiten steigender Belastung ein gutes Argument, ein wenig Zeit für den Sport zu investieren.
Dies ist eine sehr gute Empfehlung. Die Bewegungsmöglichkeiten im Alltag zu entdecken und zu nutzen macht es möglich, ganz nebenbei zusätzliche Energie zu verbrauchen, ohne viel Zeit dafür investieren zu müssen. Ich kann nur jedem empfehlen, seine ganz persönlichen Bewegungsmöglichkeiten im Alltag zu nutzen und zu ritualisieren. Beispielsweise lohnt es sich immer, die Treppe dem Fahrstuhl vorzuziehen, wenn man nicht gerade mit einem schweren Koffer bepackt ist.
Jedes kompakte Training und jede Form der Bewegung ist gut für uns. Selbst kleinste Trainings- und Bewegungseinheiten kumulieren sich über den Tag. Es lohnt sich also immer, zu trainieren und alltägliche Bewegungsmöglichkeiten zu nutzen. Wer es beispielsweise schafft, drei- bis viermal in der Woche eine gute halbe Stunde zu trainieren, der hat schon viel Gutes für sich getan. Wer lediglich 15 Minuten Zeit hat, sollte auch diese Möglichkeit nutzen, dies aber möglichst sechsmal die Woche. Und wenn man dieses Pensum nicht ganz schafft, so ist das immer noch besser, als gar nicht zu trainieren. Meist ist es ohnehin so, dass ein anfänglich sehr kompaktes Training allmählich ausgebaut wird, weil es Spaß macht und nicht überfordert. Ein kurzes und knackiges Training, das man regelmäßig in den Alltag integrieren kann, ist schließlich besser als ein Riesenpensum, das man nur in der Theorie schafft.
Wenn man sein Programm eine Zeitlang durchgehalten hat, verändern sich sowohl der Stoffwechsel als auch die Muskulatur, und der Grundumsatz erhöht sich. Und wenn man dann phasenweise keine Zeit mehr für regelmäßigen Sport hat, dann bewirkt immer noch die gesunde Ernährung Schadensbegrenzung. Anschließend kann man sein Trainingsprogramm wieder aufnehmen.
Als ich Ende 20, Anfang 30 war, wurde mir bewusst, dass eine Vernachlässigung von Bewegung und Ernährung relativ schnell zur Gewichtszunahme führt, je älter man wird. Ich habe dann auf meine Ernährung geachtet, aber mit dem Sport hat das aus zeitlichen Gründen nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Eigentlich hatte ich drei- bis viermal die Woche nur eine halbe Stunde Zeit, und das auch nur mit gutem Willen. Ein Sportexperte hat mir dann zu einem Gymnastikprogramm geraten: Seilspringen, Sit-ups, Liegestütze. Und das konnte ich in meinen Alltag integrieren. Ich möchte allerdings keine bestimmte Sportart empfehlen; jeder sollte selbst entscheiden, was er tun will. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Training Spaß machen muss und körperlich wie mental nicht überfordern darf. Nur so ist man wirklich bereit, regelmäßig ein wenig Zeit dafür zu investieren. Mit einem bisschen guten Willen müsste das selbst für Workaholics machbar sein. Wenn man mit seinem Leben unzufrieden ist und etwas ändern möchte, dann ist das ein praktikabler Ansatzpunkt.
Foodsport.
Gesund und schlank trotz Zeitmangel,
GABAL Verlag, Offenbach 2006,
272 Seiten, 29.90 Euro,
ISBN 3-89749-633-X
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