Wenn Larry Page und Sergey Brin irgendwo auf der Welt auf eine Bühne klettern, ist Ausnahmezustand. Längst sind sie Popstars geworden, scheinbar unzerstörbare späte Kinder der New Economy, deren Geist sie mit dem grandiosen Siegeszug ihres Produkts retteten über den Niedergang der zahllosen Internet- und Start-up-Träume, die zu Beginn des Jahrtausends zerplatzten. Larry Page und Sergey Brin erfanden die erfolgreichste Suchmaschine im Internet, die die Welt der Informationsbeschaffung revolutionierte: Google.
Als sich Larry Page und Sergey Brin im Frühjahr 1995 an der Stanford University begegneten, trafen zwei unterschiedliche Charaktere aufeinander, die gleichwohl vieles verband und die sich hervorragend ergänzten. Beide waren Computernutzer der zweiten Generation, sie wuchsen schon im Elternhaus mit Computern, Technologie und Naturwissenschaften auf; ihre Eltern waren Mathematiker, Informatiker, Datenbankexperten. Der Umgang mit Computertechnik gehörte zu ihrem Leben. Noch bevor Larry, der Ruhige, Nachdenkliche aus dem Mittleren Westen, die High School abschloss, baute er einen funktionierenden Tintenstrahldrucker aus Legosteinen. "Niemand hat mich dazu gezwungen", sagt er. "Ich mochte Computer eben gerne." Noch bevor Sergey, der Extrovertierte, Selbstbewusste, Sportliche aus der ehemaligen Sowjetunion, 20 war, hatte er sein Mathematikstudium mit abgeschlossen und die Doktorandenvorprüfungen in Stanford mit Auszeichnung bestanden.
In Stanford arbeiteten Page und Brin eng zusammen, hier entwickelten sie 1996 die Grundlagen für Google. Denn auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie sich Daten aus dem Internet analysieren ließen, stießen sie auf einen wesentlichen Punkt: Daten über Querverweise zu analysieren, über Links, die man nach Häufigkeit der Abfrage in eine Rangfolge brachte. So ließen sich Suchergebnisse nach Bedeutung sortieren. PageRank wurde zur Grundlage des effektivsten Suchsystems, das es bis heute für das Internet gibt. Was 1997 in Stanford Studenten, Lehrern und Verwaltungsangestellten unter Google zur Verfügung stand (Google, eigentlich Googol, ist der mathematische Begriff für eine Riesenzahl, Brin und Page hatten ihn versehentlich falsch geschrieben), wuchs nach der Firmenausgründung in kürzester Zeit in den virtuellen Himmel. Mitte 2000 bereits erledigte Google 15 Millionen Suchanfragen pro Tag, nur 10.000 waren es noch Mitte 1998 gewesen. Anfang 2001 kletterte die Zahl auf 100 Millionen Suchanfragen pro Tag, 10.000 pro Sekunde. Nach dem Börsengang im August 2004 wurde Google milliardenschwer. Im Sommer 2005 besaß jeder der Firmengründer ein Reinvermögen von mehr als zehn Milliarden Dollar. Heute ist "googeln" als Verb im Duden aufgenommen, ebenso wie sich "to google" im angelsächsischen Sprachraum etabliert hat.
In der Google-Story zeichnen der Pulitzer-Preisträger David A. Vise und Mark Malseed den ebenso spannenden wie wechselhaften Aufstieg der Google-Erfinder nach. Die ersten Schritte zu PageRank und zu einem sensationell großen Netzwerk aus individuell zusammengebastelten PCs, dem größten Computersystem der Welt. Die Idee, Werbung nicht als Banner, sondern als Schriftanzeigen präzise zugeschnitten auf das Profil des jeweiligen Suchbegriffs zu platzieren. Die Strategie, zu 100 Prozent auf eine optimale, kostenfreie Suchfunktion zu setzen und auf Mundpropaganda statt teuren Marketings. Die Innovationen des Unternehmens von Google-Mail bis zur Google-Buchsuche. Eine Mitarbeiterführung, die Spitzenleuten viel Freiheit gewährt und ebenso viel Fantasie abverlangt. Die Autoren verschweigen dabei nicht die Schwierigkeiten des Unternehmens. Schwierigkeiten mit Datenschutz und Copyright, mit Wettbewerbern und Konkurrenten.
Die Erfolgsgeschichte um Larry Page und Sergey Brin ist eine Heldenstory - und an manchen Stellen wahrlich zu dick aufgetragen. Insbesondere dann, wenn der Suchmaschine "menschliche Eigenschaften" zugesprochen werden. Dennoch: Die Lektüre lohnt. In der gut recherchierten Chronik geht es darum, wie zwei amerikanische Jungs innerhalb von nur fünf Jahren mit einem kalifornischen Studentenprojekt die globale Informationskultur umzustülpen vermochten. Und wer dazu die 23 Google-Suchtipps mitstudiert, wird danach auch noch leichter googeln können.
Die Google-Story,
Murmann Verlag, Hamburg 2006,
304 Seiten, 19.90 Euro,
ISBN 3-938017-56-2
www.murmann-verlag.de
changeX 21.03.2006. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Autorin
Anja DilkAnja Dilk ist Berliner Korrespondentin, Autorin und Redakteurin bei changeX.