Kundenfokussierung!
Doch Barwise und Meehan wollen
natürlich nicht alles schlecht machen, sondern zeigen auch
reichlich Auswege aus dem Dilemma auf. Zum Beispiel, einfach die
Kluft zwischen vollmundigen Versprechungen und der enttäuschenden
Wirklichkeit, die der Kunde erlebt, zu verringern. Mit vielen
Beispielen und Fallstudien bringen die Autoren Managern die
Botschaft nahe, dass es mehr bringt, besser zu sein, als
einzigartig zu sein. Und was für fatale Folgen es hat, wenn man
in seiner Aufmerksamkeit nachlässt und die sich wandelnden
Kundenwünsche außer Acht lässt. Das ist leider gang und gäbe, so
tadeln die Autoren. Viele Branchen sind in ihren Strukturen so
festgefahren, dass sich die Kunden inzwischen damit abgefunden
haben, Waren und Dienstleistungen so hinzunehmen, wie sie eben
sind.
Barwise und Meehan erklären, wie man Wettbewerbsvorteile in
der Produktkategorie erkennen lernt, Kundenfokussierung als neue
Grundhaltung einführt und sein Gespür dafür schärft, worauf es
dem Kunden wirklich ankommt. Dazu legen sie allen Führungskräften
wärmstens den direkten Kundenkontakt ans Herz - wenn der CEO des
Mineralölkonzerns eine Woche lang täglich an der Tankstelle
mitgeholfen hat, dann weiß er, mit wem er es zu tun hat und
worauf die Kunden Wert legen. Nämlich nicht nur auf Sprit und
Snacks, sondern zum Beispiel auf saubere Klos. Ausführlich
analysieren Barwise und Meehan Verbraucherentscheidungen. Der
Kunde will meist, dass das Produkt ihm das Leben einfacher macht.
Wenn man das bei der Konzipierung im Hinterkopf behält, liegt man
damit nie falsch. Aber auch einfache Faktoren wie Verfügbarkeit
entscheiden, ob ein Produkt gekauft wird. Liegt es nicht im
Laden, so what, greift man eben zu einer anderen Marke.
Für Experimente haben die Autoren nicht viel übrig, und sie
präsentieren ein paar gruselige Storys darüber, wie man mit dem
Versuch, ganz besonders zukunftsweisend und kreativ zu sein,
schrecklich auf die Nase fallen kann. Also: Bloß nicht
herumdoktern an bewährten und am Markt eingeführten Produkten,
auch wenn sie vielleicht auf den ersten Blick nicht besonders hip
sind! Stattdessen sollte man - es ist so einfach und wird so
selten gemacht! - dem Kunden besser zuhören und sein Feedback
umsetzen. So lässt sich wesentlich besser Wachstum generieren als
über ehrgeizige Umstrukturierungsprogramme, die das Unternehmen
auf den Kopf stellen und letztlich doch nichts bringen.
Werbung - aber bitte witzig.
Etwas enttäuschend ist an Barwises und Meehans interessantem Buch einzig das Kapitel über Werbung. Zwar lautet schon die Kapitelüberschrift "Vorsicht: Konventionelle Werbung bringt nichts!", aber wer nun Erhellendes zum Thema Event, virales Marketing, interaktive Kundenbindung und Ähnliches erwartet hat, der wird enttäuscht. Die Autoren setzen auf den guten alten Fernsehspot, nur soll der eben nicht konventionell sein, sondern bitte witzig. Mit dieser Strategie ist auch schon die Zielgruppe ihres Buchs angedeutet: Weltunternehmen, die sich millionenschwere Werbekampagnen leisten können. Kleinere Unternehmen kommen in ihrem Universum so gut wie nicht vor.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Patrick Barwise / Seán Meehan:
Simply Better.
Dem Wettbewerb die entscheidende Nasenlänge voraus,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2005,
208 Seiten, 29.90 Euro,
ISBN 3-593-37807-8
www.campus.de
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Patrick Barwise / Seán Meehan: Simply Better. . Dem Wettbewerb die entscheidende Nasenlänge voraus. Campus Verlag. Campus Verlag, Frankfurt 1900, 208 Seiten, ISBN 3-593-37807-8
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