Auf der Suche nach dem Kultspruch.
Die Suche nach dem richtigen Spruch
sollte man, so Görg, nicht auf die leichte Schulter nehmen: "Es
geht darum, Claims als Markenelement ernster zu nehmen, sie
innerhalb einer strategischen Marktführung zu begreifen und nicht
bloß als Reklamespruch oder Schenkelklopfer, der beim nächsten
Personalwechsel auf Kunden- oder Agenturseite wieder ausgetauscht
wird." Aber einen richtig guten Claim zu finden kostet einiges
Hirnschmalz. Denn die Botschaft soll ja genau das treffen, was
das Produkt oder die Marke verkörpert, was das Besondere daran
ist oder welche Leistung angeboten wird. Kurz und einprägsam
sollte der Claim sein und am besten auch noch witzig. Praktisch
ist natürlich, wenn man schon eine Unternehmensvision entwickelt
hat, auf die man sich stützen kann - um die Aufgabe,
herauszufinden, was für einen besonderen Nutzen man dem Kunden
bietet, kommt man ja ohnehin nicht herum. Gut überlegen sollte
man sich, ob man einen englischen Slogan wählt (praktisch: den
kann man gleich weltweit verwenden) oder ob man sich für Deutsch
entscheidet. Renault entschied sich sogar dafür, weltweit mit
"Créateur d'automobiles" zu werben - und es funktionierte!
Bei Ulrich Görg kann man sich ausgezeichnet auf das
Claim-Brainstorming einstimmen - er analysiert zahlreiche
gelungene und missglückte Beispiele und systematisiert sie nach
Art und Wirkungsweise. Mit einer großen Werbekampagne hat
McDonald's seinen neuen Spruch "Ich liebe es!" lanciert - wie es
aussieht, mit Erfolg. Das dröge "Besser Kaufen und Verkaufen"
gegen "3 ... 2 ... 1 ... meins!" auszutauschen war für eBay ein
Volltreffer. Coca-Cola erneuert seinen Slogan regelmäßig, um auf
der Höhe des Zeitgeistes zu bleiben, wie die Übersicht
"Coca-Cola-Claims im Wandel der Zeiten" zeigt. Doch ansonsten
warnt Görg eher davor, den Slogan allzu oft zu wechseln. Denn
irgendwann blocken die Kunden ab - sie sind nicht bereit,
regelmäßig neu zu lernen, wofür die Marke, die sie kaufen sollen,
steht. Ein guter Grund, sich einen neuen Claim auszudenken, ist
dagegen eine Neupositionierung der Marke, die man kommunizieren
möchte.
Me-too! Why not?
Wer auf der Suche nach einem neuen Claim ist, findet bei Ulrich Görg zahlreiche Ideen, Anregungen und Kriterien. Auch wo man den Claim in der Werbung und auf der Verpackung anbringen kann und sollte, wie man die Agentur richtig brieft und wie man seinen Slogan rechtlich schützen kann, erfährt man bei ihm. Denn Nachahmer gibt es bei gelungenen Formulierungen immer. Geradezu inflationär ist seit den 80er Jahren, wie viele Unternehmen inzwischen "Liebe" in ihren Claims verwenden. Der Mini wurde mit "Is it love?" zur Kultmarke, ProSieben behauptet "We love to entertain you", bei Sheba hat man die Liebe, die durch den Magen geht, wörtlich genommen und den Spruch "To say I love you" eingeführt. Und dass in industriellen Großbäckereien zumindest angeblich mit Liebe gebacken wird, ist in Zeiten sozialer Kälte und zerfallender Familien doch ein echter Vorteil, oder?
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Ulrich Görg:
Claims: Claiming als Wertschöpfungsinstrument der
Markenführung,
GABAL Verlag, Offenbach 2005,
148 Seiten, 24.90 Euro,
ISBN 3-89749-562-7
www.gabal-verlag.de
© changeX Partnerforum [29.09.2005] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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