Noch immer gibt es unter IT-Spezialisten deutlich mehr Kommunikationsmuffel als in anderen Berufen. Eine gängige Strategie: Erst Nachdenken und das Problem lösen, dann darüber reden. "Selbst viele IT-Leiter sind noch zu techniklastig, besonders beim Thema Leadership und Teammotivation gibt es Defizite", meint Rainer Henkelmann, CIO bei Siemens Business Services. "Dabei verbringen IT-Leiter mindestens 50 Prozent ihrer Zeit mit Führungsaufgaben, wenn sie den Anspruch haben, sich um ihre Leute zu kümmern."
Im Studium werden sie dafür kaum vorbereitet. Zwar haben die Bachelor-Studiengänge Bewegung in die Hochschullandschaft gebracht, zum Teil sind Soft Skill-Module geplant oder (was viele Experten für sinnvoller halten) der Fachbereich hat gemeinsame Projekte mit der Wirtschaft, in denen die Studenten ihre sozialen Fähigkeiten ausbauen können. In den Unternehmen sieht die Situation dagegen eher düster aus, zurzeit erlauben die knappen Weiterbildungsbudgets in vielen Fällen nicht, die Leadership-Defizite auszugleichen. Häufig wird gerade bei Soft Skill-Schulungen gespart, technische Kurse dagegen werden weiterhin genehmigt. So bleibt es oft beim Learning by Doing, und Erfolg hat oft nur, wer zusätzlich zum Fachwissen ohnehin Führungstalente und Einfühlungsvermögen mitbringt - und es schafft, die Balance zwischen der Technik und dem "Zwischenmenschlichen" zu finden.
Soft Skills gezielt trainieren.
Für IT-Leiter keine angenehme
Situation. Denn eins ihrer häufigsten Probleme ist ungenügende
Abstimmung mit den Business-Bereichen des Unternehmens. Eine Cap
Gemini-Studie für Deutschland sagt aus, dass besonders in
größeren Unternehmen die IT-Abteilung durch Geschäftsführung und
Vorstand kaum unterstützt wird, die strategische Rolle von
IT-Leitern wird oft nicht anerkannt. Hier sind Kommunikations-
und Durchsetzungsfähigkeit, aber auch das richtige Auftreten
gefragt.
Das erlebte auch Peter M., IT-Leiter eines
Spielzeugherstellers. Er ist Wirtschaftsinformatiker und spricht
die Sprache des Managements. Trotzdem hat er schon oft erlebt,
dass Konflikte mit der Geschäftsführung auf sachlicher Ebene
einfach nicht richtig ausdiskutiert werden. Seine in nächtelanger
Arbeit ausgearbeiteten Strategievorschläge verschwinden in den
Schubladen. Immer wieder das gleiche Spiel: Bevor es zu einer
Lösung kommt, verläuft die Diskussion im Sande. Was zur Folge
hat, dass die IT-Abteilung förmlich in eine Ecke gedrängt wird
und die Mittel, die sie braucht, nicht erhält.
Peter M. hat Glück, er hat einen Mentor im Unternehmen, an
den er sich mit seinem Problem wenden kann und der ihn coacht.
Zusätzlich bekommt er, weil man ihn fördern will, eine
Weiterbildung bei LS training and services genehmigt, um seine
Kommunikationsfähigkeiten zu stärken. M. beginnt, stärkere
Kontakte zu den Business-Bereichen aufzubauen, und organisiert
regelmäßige Gespräche und Diskussionen. Dadurch schafft er es,
das Management stärker einzubeziehen und für die Themen der
IT-Abteilung zu sensibilisieren. Er hofft, dass er es schafft,
dass die IT in Zukunft in eine ganzheitliche Strategie des
Unternehmens mit einbezogen wird.
Martin B. dagegen hat sich inzwischen in die Ecke
manövriert. Ein Projekt nach dem anderen scheitert, sein Stern
beginnt, zu sinken. Schließlich gibt er auf und beginnt, wieder
als technischer Projektmitarbeiter zu arbeiten. Seine
Nachfolgerin Mareike S. hat deutlich mehr Erfahrung als
Projektmanagerin und dafür seinerzeit umfangreiche
Teambuilding-Schulungen bekommen. Sie setzt auf "management by
walking around", lotet geschickt die Stimmungen im Team aus - und
schafft es, der schlechten Stimmung auf den Grund zu kommen, die,
wie sich herausstellt, darauf zurückgeht, dass ein Mitarbeiter
für die Leistungen eines anderen gelobt wurde und der Konflikt
damals unterdrückt wurde. Um die Kommunikation zu verbessern,
führt sie unter anderem einen Jour fixe ein, gründet eine
"Knowledge Community" und macht deutlich, dass sie die Leistungen
der Mitarbeiter stark danach beurteilt, wie sie ihr Wissen teilen
und mit den Kollegen zusammenarbeiten.
Virtuelle Teams - noch schwerer zu führen.
Solche Konflikte sind in normalen
Teams an der Tagesordnung. Doch worauf kommt es bei virtuellen
Teams an, in denen die Kollegen nicht mehr ein Büro weiter im
gleichen Gebäude, sondern vielleicht sogar einen Kontinent
entfernt sitzen? Als fatal erweist es sich, die Unterschiede
zwischen den unterschiedlichen Teamformen zu unterschätzen: Weder
die Kommunikationsgewohnheiten noch die Kooperation oder das
Projektmanagement lassen sich nicht eins zu eins übertragen.
Jessica Lipnack und Jeffrey Stamps, die Autoren des Buchs
Virtuelle Teams. Projekte ohne Grenzen, geben zu bedenken.
"Bei virtuellen Teams ist es wahrscheinlicher, dass
Missverständnisse auftreten, und es kommt öfter vor, dass etwas
schief läuft." Wissensaustausch, Konfliktlösung, Führung - alles
ist, medial vermittelt, schwieriger. "Meine Vermutung ist, dass
es in verteilten Teams leichter ist, Konflikten aus dem Weg zu
gehen", sagt Christoph Meier, Experte für virtuelle Teams beim
Fraunhofer IAO. "Man sieht sich ja nicht, und es ist eine große
Versuchung, ungeklärte Probleme vor sich herzuschieben." Wenn die
kleinen Probleme sich zu großen ausgewachsen haben und eskaliert
sind, ruft das Team dann nach dem Chef, der als Moderator oder
Coach versuchen soll, es wieder zu richten. Dann ist es sinnvoll,
wenn der IT-Leiter zumindest in coachender Führung geübt oder
geschult ist - Kurse dazu gibt es ebenfalls bei LS training and
services.
Für dringend empfehlenswert halten Experten mindestens ein
Treffen zu Beginn des Projekts, damit die Mitglieder sich
persönlich kennen lernen können - das erleichtert es, eine
Arbeitsbeziehung aufzubauen. Gerade wenn die Kollegen
unterschiedlichen Kulturen angehören und die Teammitglieder wenig
interkulturelle Kompetenz mitbringen. Sonst ist die Folge, dass
der Arbeitsablauf im Projekt mehr holpert als rund läuft: Mails
werden falsch interpretiert, mündliche Aussagen anders
verstanden, als sie gemeint waren, Wichtiges fällt unter den
Tisch. Bernhard Zimolong, Professor am Lehrstuhl für Arbeits- und
Organisationspsychologie der Ruhr-Universität Bochum plädiert für
den beherzten Griff zum Flugticket, wenn es um wichtige Themen
geht: "Eine ganze Reihe von Sachverhalten lässt sich wunderbar
über das Internet und Intranet klären, aber wenn es um
vertrauensbildende Maßnahmen geht, um die Abschätzung der Risiken
in der Zusammenarbeit oder die Risikominimierung, dann kann man
das nicht aus der Ferne machen."
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
© changeX Partnerforum [05.01.2005] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 05.01.2005. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
LS training and services GmbH & Co. KG
Weitere Artikel dieses Partners
Beim E-Day von LS training and services und bit media bekamen Besucher einen Überblick über innovative Lernformen. zum Report
Neue Forschungsergebnisse und Instrumente zur Unterstützung virtueller Zusammenarbeit. zum Report
LS training and services verschenkt Eintrittskarten für die größte Fachmesse im Bereich E-Learning. zum Report