Manche der großen Player der Weiterbildungsbranche mussten Umsatzrückgänge von 25 Prozent und mehr verkraften - LS training and services, in der neuen Lünendonk-Liste auf Platz 1 der IT-Weiterbildungsanbieter, kam mit einem Rückgang von 14,9 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davon. Eins ist sicher: Der Verdrängungswettbewerb auf dem Markt wird härter. "Marktbereinigung" nennen das manche, denn in der Weiterbildung tummelt sich eine unübersichtliche Fülle von Kleinstanbietern. Andere Experten rechnen dagegen mit einer noch weiter zunehmenden Fragmentierung des Markts, denn wenn in dieser Branche ein großes Unternehmen Pleite geht, machen sich dessen Trainer gewöhnlich selbstständig. Allerdings ist in diesen Fällen oft schwer zu beurteilen, ob die Seminare überhaupt empfehlenswert sind. "Ein wichtiger Trend in der Branche ist garantierte Qualität", meint Joachim König, Geschäftsführer von LS training and services. "Unsere Position ist hier sehr gut. Wir sind nach ISO zertifiziert und mit der strengen Siemens-internen Qualitätskontrolle groß geworden. Ich kann mir vorstellen, dass Unternehmen sich in Zukunft lieber für eine enge Kooperation mit ein oder zwei zertifizierten Trainingspartnern entscheiden statt für die Zusammenarbeit mit fünf oder sechs verschiedenen Anbietern."
"Harte Themen" sind in.
Zurzeit werden in Unternehmen
Schulungen vor allem dann genehmigt, wenn sie sofort verwertbare
Kompetenzen betreffen - zum Beispiel Software-Know-how, das die
Mitarbeiter wegen einer IT-Umstellung benötigen. Einen schweren
Stand haben dagegen laut der Studie
Weiterbildungsszene Deutschland 2004 "weiche" Themen wie
Kreativität und Teammanagement - wo der Verlust von
Arbeitsplätzen droht, stehen andere Themen auf der Tagesordnung.
Aber auch Qualitäts- und Servicethemen sind nicht en vogue; die
Angebote konzentrieren sich nun stärker auf den Aufbau von
dauerhaften Kundenbeziehungen - und auf das Beschwerdemanagement.
"Der Bedarf an Letzterem ist offensichtlich hoch. Aktuelle
TÜV-Statistiken zum Beispiel weisen darauf hin, dass es mit der
hoch gelobten Qualität und Zuverlässigkeit renommierter deutscher
Automarken in jüngster Zeit steil bergab geht", erklärt Jürgen
Graf, Redakteur der Zeitschrift
managerSeminare und Autor der Studie.
Verkaufstrainings dagegen haben weiterhin regen Zulauf. In
ihnen sehen Unternehmen immer noch ein probates und schnell
wirksames Mittel gegen die schon sprichwörtliche
Konsumzurückhaltung. Als weitgehend krisenfest erweisen sich auch
Führungstrainings. Kein Wunder: Wenn die Konjunktur schwächelt,
ruft man gerne nach starken Persönlichkeiten - und Führungskräfte
sind in schwierigen Zeiten, in denen Angst und Konflikte im
Unternehmen zunehmen und Umsatz und Ergebnis zu wünschen übrig
lassen, überdurchschnittlich gefordert. Auch Schulungen in Sachen
betriebswirtschaftliches und strategisches Know-how sind laut der
Studie
Weiterbildungsszene Deutschland 2004 gefragt.
Zeitmanagement- und Selbstorganisationstrainings bekommen die
Mitarbeiter jedoch trotz des Zeitdrucks und der hohen
Arbeitsbelastung selten genehmigt, viele Teilnehmer zahlen sie
privat.
"Offensichtlich wird Weiterbildung in Krisenzeiten immer
weniger strategisch betrieben, sondern eher als Reparaturbetrieb
aufrechterhalten", ist Grafs Fazit. Doch nicht alle Unternehmen
treten derzeit bei der Qualifikation ihrer Mitarbeiter kürzer.
Auffallend ist, dass gut die Hälfte der Unternehmen sich
weiterhin in puncto Weiterbildung engagiert, während die andere
Hälfte nur noch ans Sparen denkt. Das ist verständlich, könnte
sich jedoch - so viele Experten - als fatal erweisen, wenn die
Konjunktur wieder anzieht: Dann wird sich mit schmerzhafter
Deutlichkeit zeigen, dass Personalentwicklung Kontinuität
erfordert, und die Presse wieder Unternehmensvertreter zitiert,
die "händeringend" nach qualifizierten Mitarbeitern
suchen.
Human Capital wird bilanzrelevant.
Trotz der desolaten Situation
blicken viele Weiterbildungsanbieter laut der Studie optimistisch
in die (mittelfristige) Zukunft - sie rechnen bis 2008 mit einem
jährlichen Wachstum ihrer Umsätze von rund drei Prozent. "Ich
denke, dass der Markt sich positiv entwickeln wird -
Weiterbildung ist ein wichtiger Faktor, um Potenziale besser zu
nutzen. Sowohl in den Unternehmen als auch gesellschaftlich",
erklärt König. "Im IT- und Service-Sektor wird ein Nachfrageschub
kommen, aber auch im Bereich Soft Skills. Denn durch die
Richtlinien von Basel II und die neuen, ab 2005 für
börsennotierte Unternehmen verbindlichen International Accounting
Standards (IAS) wird der Wissensstand einer Belegschaft
bilanzrelevant. Human Capital wird neu bewertet. Das heißt, dass
das Thema betriebliche Weiterbildung sehr an Bedeutung gewinnen
wird."
Bis dahin sind er und seine Kollegen noch hellhöriger, was
die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden angeht. Bei LS training
and services setzt man - neben der breiten Angebotspalette an
offenen Seminaren - auf individualisierte Lösungen und konzipiert
maßgeschneiderte, passgenaue Schulungen und Weiterbildungen für
seine Kunden. Beispielsweise, wenn es um Computerprogramme geht.
Oft hat die Software so viele Funktionen, dass es keinen Sinn
mehr macht, sie alle kennen zu lernen. Stattdessen lernt man nur
das, was man beziehungsweise das Unternehmen ganz konkret
braucht. Zum Beispiel Excel in einem Kurs speziell für
Controller.
Neue Lernwege - am besten im Methoden-Mix.
Damit die Schulungen nicht nur
passgenau, sondern auch immer preisgünstiger, effektiver und
anregender sind, wird in der Branche intensiv mit neuen
Lernkonzepten experimentiert. Auf der Weiterbildungskonferenz in
Hessen 2003 waren sich die Forumsteilnehmer über die
Zukunftskoordinaten einig: Der Trend geht zu Lernen "just in
time" und "on the job". Dafür eignen sich Lösungen, die
E-Learning einbeziehen, besonders gut. Nach einer Umfrage des
Instituts der Deutschen Wirtschaft, Köln, in der Metall- und
Elektroindustrie hat bereits knapp ein Viertel der Unternehmen
zur Weiterbildung E-Learning eingesetzt, zur Hälfte als Web Based
Training über Internet oder das firmeneigene Intranet.
Hauptsächlich kaufmännische Themen und IT-Wissen werden auf diese
Weise vermittelt.
"Computer- und Online-Lernen haben gerade in der
beruflichen Bildung eine ganz hohe Bedeutung, weil man Ort, Zeit
und Lerntempo selbst bestimmen kann. Außerdem hat man die
Möglichkeit, seinen Erfolg selbst zu überprüfen", erklärt
Dollhausen. "Allerdings reicht reines Online-Lernen aus
pädagogischer Sicht besonders dort nicht aus, wo es um
Kompetenzentwicklung geht." Eine Lernform, die alle Beteiligten
schon längst bevorzugen, ist daher "Blended Learning". Darunter
versteht man eine Kombination aus Online-Lernen, Präsenzseminaren
und Selbststudium.
LS training and services hat den Methoden-Mix
beispielsweise in der Ausbildung zum Microsoft Certified Systems
Engineer erprobt. Während des Kurses ackern sich die Teilnehmer
durch die Microsoft-Originalunterlagen und üben daheim an einer
Schulungsversion von Windows 2000 Advanced Server. Auf der
kurseigenen E-Learning-Plattform können sie sich zwischendurch in
den virtuellen Klassenraum einklinken, sich im Forum austauschen
oder an Live-Chats mit den anderen Teilnehmern beteiligen. Wer
zusätzliche Materialien und Übungsfragen wünscht, stöbert in der
umfangreichen Windows 2000 Knowledge Base. Damit das Wissen nicht
abstrakt bleibt, können die Teilnehmer bei den insgesamt fünf
Präsenz-Workshops an einem Übungsnetzwerk all das ausprobieren,
was ihnen beim Selbststudium unklar geblieben ist. Die
Präsenzphasen finden an jeweils zwei Tagen unter Leitung eines
Trainers parallel an verschiedenen Standorten statt.
Die Resonanz der Teilnehmer ist sehr positiv. Für sie hat
diese Lernkombination den Vorteil, dass sie nur wenige volle Tage
investieren und nur wenige Male anreisen müssen. "Der
konventionelle Weg mit einem 28-tägigen Crashkurs wäre bei mir
zeitlich einfach nicht drin gewesen, weil ich in verschiedene
Projekte eingebunden bin", erzählt Klaus Benning,
Siemens-Mitarbeiter aus Nürnberg und einer der ersten Teilnehmer
von WIN-SeALS, einem anderen Blended-Learning-Angebot von LS
training and services. Für Unternehmen ist diese neue Lernform
deutlich günstiger als ein klassisches Seminar, dessen
Nebenkosten wie Reisespesen und Arbeitszeitausfall oft genauso
hoch sind wie die Gebühren für die eigentliche Schulung. Deshalb
setzt LS training and services stark auf neue Lernkonzepte wie
Blended Learning. "Bei Seminaren, die früher fünf Tage Präsenz
umfasst haben, sind es jetzt nur noch ein bis zwei - der Rest ist
E-Learning", erklärt Christina Strobel, Leiterin Marketing and
Communications von LS training and services.
Innovatives Lernen auf Distanz.
Ein anderes neues Konzept ist
"Distance Learning", das LS training and services entwickelt und
unter anderem bei Seminaren zu den International Accounting
Standards und zur Programmiersprache Java erprobt hat. Mit der
neuen Methode lassen sich berufsbegleitende Lehrgänge
verwirklichen, die innovatives E-Learning mit klassischem
Fernlernen kombinieren. Kern des IAS-Kurses sind Vorlesungen "on
demand" - Videos, die man völlig zeit- und ortsunabhängig an
seinem PC sehen und hören kann - und Online-Sprechstunden der
Dozenten. Beim Java-Lehrgang trainieren die Teilnehmer sogar
gleichzeitig ihre Teamfähigkeit und das Arbeiten in
Projektgruppen. Das fachliche Know-how bekommen die räumlich
verteilten Kleingruppen aus der Distanz, nämlich in Form von
interaktiven Vorlesungen über Video-Beamer. Anschließend löst
jede Gruppe gemeinsam am Computer Aufgaben und übt das neue
Wissen praktisch ein. Der Vorteil dieser Methode: Die Lernenden
verfallen erst gar nicht in die passive Schülerrolle. "Möglichst
viel lernen und erarbeiten sich die Gruppen im Team selbst - denn
auf diese Weise bekommen die Teilnehmer Erfahrung darin, Aufgaben
eigenständig zu lösen", erklärt Ursula Kahra, Leiterin
Portfoliomanagement bei LS training and services. "Neben den
fachlichen Inhalten trainieren die Mitglieder der Gruppe
methodische Kenntnisse wie Projektmanagement sowie das
Dokumentieren und Präsentieren von Ergebnissen."
Für Dollhausen vom DIE ein zukunftsfähiges Konzept. "Solche
neuen Formen des Lernens, die klassische und moderne Elemente
kombinieren, werden sich noch weiter durchsetzen", sagt sie
voraus. "Die technischen und pädagogischen Konzepte entwickeln
sich ständig weiter, und die Unternehmen sind offen dafür."
Es tut sich also auf dem Weiterbildungsmarkt eine Menge -
und man kann davon ausgehen, dass Lernen in Zukunft nicht bloß
effizienter, sondern auch noch effektiver und dabei
abwechslungsreicher wird.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
© changeX Partnerforum [15.11.2004] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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