Weg vom Egotrip, hin zum Dream-Team

Mein Traum-Team - das neue Buch von Patrick Lencioni.

Von Petra Günzel

Erfolgreich in einem Team mitzuspielen und gemeinsam die Lorbeeren ernten zu dürfen scheint auf den ersten Blick nicht nur verlockend und vielversprechend, sondern auch denkbar einfach. Doch bevor es gemeinsam aufs Siegertreppchen geht, gilt es, viele alte Verhaltensmuster abzulegen und sich von egoistischen Ambitionen und Machtspielchen zu verabschieden.

Sie gilt als wahrer Schlüssel zum Erfolg: Eine optimale Teamarbeit bietet allen Beteiligten nicht nur die Möglichkeit, individuelle Erfahrungen und Talente gezielt einzubringen, sie setzt im Miteinander auch ungeahnte verborgene Kräfte frei. Schade nur, dass gut funktionierende Teams nach wie vor eher unter der Rubrik "seltene Phänomene" zu finden sind. Verbissener Ehrgeiz und andere menschliche Schwächen lassen viele vermeintliche Teamplayer straucheln und provozieren in den Gruppen interne Krankheiten, die das Ziehen am gemeinsamen Strang zum Scheitern verurteilen.

Intrigen und Missverständnisse.


Autor Patrick Lencioni - der in Kalifornien ein Consultingunternehmen leitet - erzählt die durchaus realistische Geschichte eines fiktiven Unternehmens, dessen Führungsteam aneinander vorbeiarbeitet und das gemeinsame Ziel längst aus den Augen verloren hat. Das Ruder herumzureißen, das ist die Aufgabe von Brigitte Petersen, die in die Führungsspitze des Hightechunternehmens VirTechs eintritt und mit den typischen Problemen nicht funktionstüchtiger Teams konfrontiert wird: sinkende Arbeitsmoral, Abwanderung leitender Angestellter, intrigierende Kollegen, angespanntes Betriebsklima, gedämpfte Leistungsbereitschaft. Die neue Geschäftsführerin, eine Frau reiferen Alters, die sich hochgearbeitet hat, beschließt, "sich nicht von einer Hand voll Yuppies einschüchtern zu lassen, deren härteste Schicksalsschläge bisher daraus bestanden hatten, den beginnenden Haarausfall zu bekämpfen oder etwas gegen den Bauchansatz zu unternehmen". Sie krempelt die Ärmel hoch und kündigt zunächst eine Reihe von zweitägigen Tagungen für das Führungsteam außer Haus an. Die Begeisterung der Beteiligten hält sich in Grenzen.

Interne Krankheiten identifizieren.


Trotz heftiger Widerstände und vieler Missverständnisse gelingt es, die internen Krankheiten herauszuarbeiten: Schon die Basis, nämlich das gegenseitige Vertrauen erweist sich als nicht tragfähig, offener und ehrlicher Umgang miteinander ist nicht möglich, klare Kommunikation findet nicht statt. Das Interesse an gemeinsamen Ergebnissen ist nicht vorhanden, schließlich steht das individuelle Ego den kollektiven Zielen beharrlich im Weg. Die Angst und Unfähigkeit, Konflikte auszutragen, soll durch künstliche Harmonie verdeckt werden und die Unverbindlichkeit im Miteinander schützt vor echter Verantwortungsübernahme. Alles Fallstricke, die dafür sorgen, dass Teams völlig handlungsunfähig werden und im angeblichen Konsens erstarren.

Respekt und Transparenz.


Lencioni legt damit den Finger in allseits bekannte Wunden, die allerorten gerne mit Pflaster und Verband notdürftig verbunden, aber falsch behandelt werden. Nur wo individuelle Abwehrhaltungen erkannt, heimliche Vermeidungsstrategien identifiziert und respektloser Umgang miteinander benannt werden, kann sich so etwas wie Teamgeist entwickeln. Dass dies ohne interne Transparenz nicht möglich ist, arbeitet die neue Chefin, der in Lencionis Buch die Rolle der neutralen Beobachterin und Schlichterin zukommt, einleuchtend heraus: Jeder sollte wissen, wie die anderen ihre Zeit nutzen, sollte über Aufgaben und Fortschritte der anderen Bescheid wissen und somit auch eine Art der persönlichen Wertschätzung entwickeln.
Klar wird: Die Verlockung, im alltäglichen Chaos in alte Verhaltensmuster zurückzufallen, ist allgegenwärtig und es kostet viel Disziplin und Ausdauer, bis die Ernte eingefahren werden kann, doch wer jemals in einem motivierten und leidenschaftlichen Team gearbeitet hat, weiß, dass es sich lohnt.

Kein Kinderspiel.


Was in der Theorie so einfach klingt, ist natürlich in der Praxis alles andere als ein Kinderspiel und erst recht keine Selbstverständlichkeit. Und weil das, was sich in Romanform so locker und flockig liest, nur allzu gern in Vergessenheit gerät, hängt Lencioni seiner unterhaltsamen Erzählung noch einen zusammenfassenden Sachbuch-Teil an, der die entscheidenden Faktoren nochmals auf den Punkt bringt. Er liefert damit einen praktischen Überblick über die häufigsten Teamprobleme und trägt dazu bei, dass das Buch als übertragbare Praxisanleitung zum Einsatz kommen kann. Mithilfe eines zusätzlichen Fragebogens ermöglicht er zudem allen motivierten Lesern eine erste Teamanalyse, mit deren Hilfe Verbesserungsmöglichkeiten herausgearbeitet werden können.
Ein interessantes, in den USA als Bestseller gefeiertes Werk, das gerade all denen, die meinen, schon längst vom Teamspirit beseelt und durchdrungen zu sein, die alltäglichen Stolpersteine und die eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen führt und dazu auffordert, Scheuklappen und Schutzpanzer abzulegen und die eigene Teamtauglichkeit kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Patrick Lencioni:
Mein Traum-Team
oder die Kunst, Menschen zu
idealer Zusammenarbeit zu führen,

Campus Verlag, Frankfurt/New York 2004,
237 Seiten, 24.90 Euro,
ISBN 3-593-37204-5
www.campus.de

Petra Günzel ist freie Mitarbeiterin von changeX.

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Zum Buch

: Mein Traum-Team oder die Kunst, Menschen zu idealer Zusammenarbeit zu führen. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 237 Seiten, ISBN 3-593-37204-5

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