Wachsen und gedeihen
Fünf Wege zu organischem Wachstum, das neue Buch von Dietrich Neumann.
Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass es richtig kontraproduktiv sein kann, in Krisenzeiten kräftig an der Kostenschraube zu drehen und den Mitarbeitern Angst einzuflößen. Wachstum erzielt man so nicht. Sondern, so die Berater von A.T. Kearney, indem man die richtige Balance zwischen Kundennähe und Produktinnovation findet.
Neumann und Co. machen Hoffnung darauf, dass Unternehmen auch in der Krise wachsen können. "Trotz tieferer Krisen als heute hat es in den vergangenen 20 Jahren immer wieder Unternehmen gegeben, die nachweisbar und nachhaltig antizyklisch gewachsen sind", versichern sie. "Eine Studie von A.T. Kearney zeigt, dass Wachstum aus jeder Situation möglich ist." Natürlich gibt es auch ein fettes Aber. Organisches Wachstum, so mahnen die Autoren, fordert mehr Engagement.
Voneinander lernen.
Bevor sie ihre Rezepte preisgeben,
rechnen sie erst einmal - und das ist einer der größten
Verdienste des Buches - mit gängigen Managementpraktiken ab. Die
Strategie, erstmal kräftig Kosten zu sparen und Leute
rauszuwerfen erweist sich nur allzu oft als kontraproduktiv, denn
sie bringt auch das restliche Wachstum, das vorher vielleicht
noch da war, zum Stillstand. Die Stimmung im Unternehmen geht in
den Keller, alle sind so damit beschäftigt, um ihren Job zu
bangen, dass sie für den Kunden kaum noch einen Gedanken übrig
haben. Neumanns Tipp: Besser ist, die Kosten auch in den guten
Jahren unter Kontrolle zu bringen, dann kann man später auf den
kontraproduktiven Kahlschlag verzichten.
Aber nun zu den Lösungen. Wer von den Autoren verblüffende
betriebswirtschaftliche Salti erwartet hat, wird enttäuscht. Ihre
Empfehlungen sind zum großen Teil eher simpel. Sie raten zum
Beispiel, die Nachfrage zu beleben, dann aktiv zu erhalten und
immer wieder zu verstärken. Die Produktpalette auszuloten und neu
auszurichten. Vision, Führung und Strategie gewinnen genau an
Bedeutung wie die intensive Nutzung der Kundenschnittstelle. Auch
die geschickte Preisgestaltung ist Neumann und Co. ein Kapitel
wert.
Die Kunst dabei ist, eine genau aufs Unternehmen
abgestimmte Strategie zu finden. Zwischen den nicht leicht zu
vereinbarenden Polen Kundennähe und Produktinnovation gilt es,
die richtige Balance zu finden. Was nicht ganz einfach ist -
fokussiert man sich auf die bestehenden Kunden, werden weniger
konsequent neue Ideen umgesetzt. Wer wachsen will, der muss sich
mühen, beides zu sein, sowohl kundennah als auch innovativ.
Interessant ist der Vorschlag der Autoren, dass sich Firmen aus
verschiedenen Bereichen stärker austauschen und voneinander
lernen sollten: Investitionsgüteranbieter sind durch ihre
langlebigen Güter mehr auf Ausschöpfung der vorhandenen
Möglichkeiten eines Produkts gepolt, Konsumgüteranbieter haben es
mit schnell drehenden Waren mit kurzen Lebenszyklen zu tun und
sind Meister der Bedarfsweckung.
Beispiele aus allen Branchen.
Die Beispiele sind recht
interessant und machen deutlich, wie unterschiedlich die
Strategien in der Krise ausfallen können (und müssen). Allerdings
ist es etwas eintönig, immer wieder die üblichen Verdächtigen
Cisco, 3M und Co. als leuchtendes Beispiel vorgehalten zu
bekommen. Cisco reagierte schnell und weitete sein Portfolio von
Hardware auf Service aus. Für das Modelabel Escada dagegen erwies
es sich als richtiger Kurs, die Produktpalette zu straffen und
Produkte zu streichen, die keinen Gewinnbeitrag lieferten. Andere
wie zum Beispiel IXOS fanden in der Neuausrichtung ihres
Vertriebs frische Impulse. Und British Gas benannte sich sogar zu
Centrica um und wandelte sich unter dem Slogan "taking care of
the essentials" vom Energieanbieter zum umfassenden Dienstleister
mit Finanz-, Versicherungs- und Telekommunikationsservices im
Angebot.
Zum Schluss bekommt der Leser noch einen Einblick in das
"Stages-of-Excellence"-Analysewerkzeug von A.T. Kearney. Und
jedem Leser ist sehr zu hoffen, dass er bis dahin ein paar Ideen
mitnehmen konnte, wie er jammerfrei und guten Mutes durch die
Krise kommt.
Dietrich Neumann/Martin Sonnenschein/
Nikolaus Schumacher/Dieter Lange:
Fünf Wege zu organischem Wachstum.
Wie Unternehmen antizyklischen
Erfolg programmieren können,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003,
180 Seiten, 39.90 Euro,
ISBN 3-593-37339-4
www.campus.de
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Zum changeX-Partnerportrait: Campus Verlag.
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Zum Buch
Dietrich Neumann, Martin Sonnenschein, Nikolaus Schumacher, Dieter Lange: Fünf Wege zu organischem Wachstum. . Wie Unternehmen antizyklischen Erfolg programmieren können.. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 180 Seiten, ISBN 3-593-37339-4
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