Frank Dievernich
Prof. Dr. Frank E. P. Dievernich, Jahrgang 1970, Betriebswirt und Soziologe, ist Professor für Organisation, Führung und Personal an der Hochschule Luzern - Wirtschaft. In der Wirtschaft war er im Management in Industrie und Beratung tätig. Zudem ist er systemischer Businesscoach und Partner der Unternehmensberatung Witten School of Management GmbH. Zahlreiche Publikationen zu Management und Organisation. Kontakt: Frank.Dievernich@hslu.ch
Beiträge des Autors
Dating-Agenturen: zur Ökonomie einer Blasenwirtschaft - ein Essay von Frank Dievernich
In einer Marktgesellschaft ist es normal, dass alles marktförmig geregelt wird. Das Normale aber wird paradox, wenn sich dieses Prinzip auf Tauschbeziehungen ausdehnt, die sich gerade einer Regulation zu entziehen suchen. Den Seitensprung zum Beispiel. Längst ist gesellschaftliche Normalität, dass Internetportale unkomplizierten Sex zu organisieren versprechen: Dating-Agenturen. Sie sind gesellschaftliche Fantasieräume. Sie suggerieren, dass Fantasien Wirklichkeit werden können, sorgen aber zugleich bei deren Zerplatzen für neuen Fantasienachschub. Und da wird es interessant. Denn eben das ist der Mechanismus, der die Ökonomie am Laufen hält. Sie ist selbst eine Blase - deren Platzen durch die Fantasie der Individuen laufend verhindert wird.
Ein neues Verständnis von Führung breitet sich aus - ein Essay von Frank Dievernich und Kurt Häberli
Klar, Führung heißt Entscheidungen treffen, Anweisungen geben, kontrollieren. Klar? Von wegen! Ein neues Verständnis von Führung breitet sich aus. Es beruht auf Beobachtung, Kommunikation und Selbstorganisation der Mitarbeiter. Gefragt sind Kümmerer, die den Organisationskontext so gestalten, dass die Leute in Ruhe ihre Arbeit tun können. Damit aber erweitert sich der Pool potenzieller Führungskräfte. Wie wäre es etwa mit Kuratoren von Künstlergruppen, Initiatoren von Bürgerprotestbewegungen, Leitern von sozialen Wohnprojekten oder Sportvereinen?