Keine Uhrsache
Uhr war gestern. Heute ist das Handy zum zentralen Zeitkoordinationsinstrument geworden. Zwei Ratgeber zeigen, wie man die beiden beliebtesten Smartphones für Zeit- und Lebensmanagement nutzt: iPhone und BlackBerry.
Werden zur Konfirmation eigentlich noch Uhren geschenkt? Vor wenigen Jahren noch war die Konfirmationsuhr ein Klassiker, ein Symbol für das Erwachsensein: Nun war man in die Lage versetzt, selbständig durchs Leben zu steuern. Im Massentakt der Industriegesellschaft war die Uhr ein unverzichtbares Koordinationsinstrument, und nicht umsonst war die Uhr fürs Leben ein Zeichen des selbstbewussten Arbeiters.
Mag sein, dass sich die Armbanduhr als klassisches Konfirmationsgeschenk gehalten hat, ihre Funktion als das zentrale Zeitkoordinationsinstrument hat die Uhr verloren. Diese Funktion ist längst auf das Handy übergegangen. Und damit hat sich nicht nur die Möglichkeit einer kurzfristigen Koordination – „Hallo, ich sitze noch in der U-Bahn!“ – erhöht, sondern der Modus der Abstimmung verändert: „Das Handy ersetzt die Pünktlichkeit durch die Fähigkeit, am Punkt zu sein“, sagt der Münchner Zeitforscher Karlheinz Geißler. Mit dem Handy ist Zeit sehr viel kurzfristiger organisierbar. Und als Multifunktionsgerät steht es für die Umstellung des Beschleunigungsmodells „von Schnelligkeit auf Gleichzeitigkeit und Zeitverdichtung“, die Geißler ausmacht.
Da ist es nur konsequent, dieses Multifunktionsgerät dann auch als Zeitplanungsinstrument einzusetzen, zumal die fortgeschrittenen Smartphones hierzu mächtige Features bieten, die weit über die Möglichkeiten eines simplen Zeitmessers hinausgehen.
iBerry oder BlackPhone?
So hat sich der bekannte Experte für Zeit- und Lebensplanung Lothar J. Seiwert des Themas angenommen und zusammen mit den Smartphone-Experten Holger Wöltje und Wolfgang Maison zwei Ratgeber für die beiden beliebtesten Geräte herausgebracht: für das iPhone und den BlackBerry, die beide bekanntlich mehr bieten als „nur“ E-Mail, Telefon und mobiles Internet. Erschienen sind die beiden Büchlein treffenderweise in der zeitsparenden 30-Minuten-Reihe des Gabal Verlags. Da die Autoren natürlich nicht wissen können, wie gut der Leser mit seinem Gerät vertraut ist, bieten beide Bücher zugleich eine kurze Einführung in die wichtigsten Funktionen und Nutzungsmöglichkeiten. Hier werden auch versierte Nutzer den einen oder anderen Tipp finden.
Das iPhone hat mit seiner übersichtlichen Kalender-Funktion und der Uhr mit Weltuhr, Wecker, Stoppuhr und Timer die Basisausstattung für die Zeitkoordination bereits serienmäßig eingebaut. Das reicht für den Anfang, meinen die Autoren: „Bereits mit iPhone-Bordmitteln können Sie durch geschicktes Umfunktionieren von Ganztagesterminen und mehreren Kalendern eine einfache, aber leistungsfähige Aufgabenfunktion nachrüsten, die automatisch mit dem großen Mac/PC abgleicht.“ Der Trick: Da das iPhone über keine Aufgabenplanung verfügt, empfehlen die Autoren, einen To-do-Kalender anzulegen, in dem man Aufgaben als Ganztagestermine eingibt, die dann oben im Kalender erscheinen. Natürlich kann man das auch für einzelne Projekte tun und die Aufgaben mit vorangestellten Buchstaben oder Zahlen automatisch sortieren – fertig ist die Aufgabenplanung. Wenn auch getrickst.
Hier werden BlackBerry-Besitzer müde lächeln, denn ihr Gerät hat eine professionelle Aufgabenplanung bereits integriert. Es lassen sich nicht nur Prioritäten nach der Eisenhower-Methode – A, B und C – vergeben, sondern auch Kategorien definieren, denen man die Aufgaben zuordnet. Vor allem in Kombination mit Outlook bietet der BlackBerry ein leistungsfähiges Zeitplanungsinstrument, betonen die Autoren – was auf Mac-User wiederum wie eine Drohung wirken muss. So ist es wohl eine Frage der persönlichen Präferenz (oder Firmenzugehörigkeit), welcher der beiden Welten man mehr zuneigt. Weswegen hier auch mehr das iPhone im Mittelpunkt steht – schon deswegen, weil ich vom BlackBerry keine Ahnung habe.
Die Milch nicht vergessen!
Die Stärke des iPhones aber liegt in der Vernetzung und Erweiterungsfähigkeit. Mit MobileMe bietet Apple einen Dienst, der zwar 79 Euro im Jahr kostet, aber neben der charmanten Mailadresse „...@me.com“ ein leistungsfähiges Koordinationsinstrument bietet, das alle angeschlossenen Geräte – ob iPhone, MacBook, iMac oder PC – automatisch synchronisiert. Das schließt nicht nur neue Termine und Kontakte ein, sondern auch Lesezeichen im Safari-Browser. On top gibt es ein virtuelles Laufwerk, das sich auch zum Versenden größerer Datenmengen per Download-Link eignet.
Ein schier unendliches Reservoir an Erweiterungsmöglichkeiten bietet Apples AppStore, der mittlerweile 100.000 Zusatzprogramme für das iPhone bietet, darunter auch Planungs- und Produktivitätstools. Die Autoren raten dann auch: „Erweitern Sie das iPhone mit Profi-Planungsfunktionen“ und empfehlen „Remember the Milk“ als Tool der Wahl.
Fündig wird im AppStore auch, wer sich eine klassische Uhr auf sein Display holen will. Von der Digitaluhr mit zentimetergroßen Ziffern bis hin zu diversen Weckermodellen findet sich hier eine Vielzahl von Uhren und Weckern in unterschiedlicher Darstellung. Auch Anhänger preußischer Pünktlichkeit kommen auf ihre Kosten: Die Atomuhr von Markus Gömmel synchronisiert sich via Internet-Protokoll automatisch mit der Cäsium-Atomuhr in Braunschweig. Genauer kann man nicht zu spät kommen!
changeX 12.11.2009. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zu den Büchern
Lothar J. Seiwert / Holger Wöltje / Wolfgang Maison: 30 Minuten Zeitmanagement mit iPhone. Gabal Verlag, Offenbach 2009, 80 Seiten, ISBN 978-3-86936-030-0
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Lothar J. Seiwert / Holger Wöltje: 30 Minuten Zeitmanagement mit BlackBerry. Gabal Verlag, Offenbach 2009, 80 Seiten, ISBN 978-3-89749-938-6
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Autor
Winfried KretschmerWinfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.