Lernziel: digitale Revolution
Der digitale Wandel betrifft jeden. Und deshalb muss jeder sich damit auseinandersetzen. Ein Büchlein bietet eine leicht verständliche Einführung. Ein Reiseführer in die digitale Welt.
"Unheimlich, wenn eine 2-Jährige in 2 Sek das iPhone entsperrt, ‚yuu-tjuub‘ sagt, es öffnet und sagt, sie wolle Pippi Langstrumpf sehen." Ein Tweet der Beraterin Susanne Westphal, die als SueWestCom twittert, geschrieben an einem Samstagnachmittag im Oktober 2010. Ein Tweet, der ein kleines Schlaglicht auf den digitalen Wandel wirft, der sich in unserer Zeit vollzieht. Wenn schon eine Zweijährige nach YouTube verlangt, dann illustriert das eindrucksvoll, wie selbstverständlich junge Menschen sich neue Technologien aneignen. Besser als mit diesem Beispiel kann man eigentlich nicht umschreiben, was ein Digital Native ist.
Ewald Wessling, Experte für digitalen Wandel, hat ein anderes, nicht minder schönes Beispiel gefunden: Im September 2009 steckten zwei Mädchen, das eine zehn, das andere zwölf Jahre alt, im australischen Adelaide in der Kanalisation fest. Ihre Rettung: "Mit ihren Handys posteten sie ihren ‚Status‘ auf Facebook, wo ein Freund das Update las und die Feuerwehr alarmierte." Wenn einer der Retter sich anschließend fragte, warum die beiden mit ihren Handys nicht direkt die Feuerwehr alarmiert hatten, so unterstreicht das wiederum die unterschiedlichen Denkweisen von Eingeborenen und Einwanderern in der digitalen Welt. Für die einen ist die digitale Dimension ein ganz selbstverständlicher Teil des Weltverständnisses. Sie gehen mit großer Selbstverständlichkeit mit Technologien und Medien um, die den anderen, älteren als fremd und rätselhaft erscheinen. Ja, deren klingende Namen sie oft noch nicht einmal korrekt zu buchstabieren vermögen. Digital Divide nennt man das.
Schlüsselbegriffe und Kerngedanken der digitalen Revolution
Wie lässt sich diese Kluft überwinden? Von der natürlichen demografischen Entwicklung einmal abgesehen, wird die Technologie selbst einen entscheidenden Beitrag leisten: Wenn Computertechnik einfacher, verständlicher und vor allem intuitiv zu bedienen ist, tun sich Ältere leichter, damit umzugehen. Das andere ist Aufklärung. Lernen. Es müsste ein kleines, günstiges, leicht zu lesendes kleines Büchlein geben, das Menschen, die mit der digitalen Welt noch nicht so vertraut sind, eine leicht verständliche Einführung bietet. Dieses Büchlein gibt es. Ihm entstammt die Geschichte von der wundersamen Rettung via Facebook. Geschrieben hat es Ewald Wessling. Erschienen ist es in der 30-Minuten-Reihe des GABAL Verlags: 30 Minuten Lernen von Google & Co.
"Wir alle erleben die digitale Revolution und der digitale Wandel trifft jeden von uns", eröffnet der Autor seine Einführung in die digitale Welt. Und er lässt keinen Zweifel daran, dass diese Veränderungen einen epochalen Wandel einleiten, dessen Tragweite nur mit der bedeutendsten Erfindung des letzten Jahrtausends zu vergleichen sei: dem Buchdruck, der erst die politische, soziale und wirtschaftliche Selbstorganisation der Menschen ermöglicht habe, so Wessling: "Einen vergleichbar dramatischen Schub in der Selbstorganisation der Menschen und damit uns heute kaum vorstellbare Veränderungen unserer Gesellschaften kann der digitale Wandel durch Computer und Internet bewirken."
Damit ist auch die Ebene abgesteckt, auf der sich das 80 Seiten schmale Buch bewegt. Es bietet keinen Grundkurs in neuer Technologie, sondern eine Einführung in die Schlüsselbegriffe und Kerngedanken der digitalen Welt. Das Mooresche Gesetz, nach dem sich die Rechnerleistung etwa alle 18 Monate verdoppelt, findet sich ebenso angerissen wie Chris Andersons Long Tail oder das Aal-Prinzip, nach dem das Web 2.0 funktioniert: andere arbeiten lassen. Das ist alles verständlich erklärt. Wessling kommt dabei weitgehend ohne Fachterminologie aus und hält so sein Buch für nicht mit Internet-Wissen beschlagene Leser verständlich.
Seine Empfehlung aber ist klar: Da der digitale Wandel jeden betrifft, muss sich auch jeder damit auseinandersetzen. Das betrifft nicht nur die Erziehung der Kinder und die Lehrpläne der Schulen, in die dringend digitale Medienkompetenz als Lehrziel aufgenommen gehört, es betrifft jeden selbst: "Wer dranbleiben will, muss selber mitmachen", konstatiert Wessling. Und empfiehlt: "Ärmel hochkrempeln und selber ausprobieren!"
Das freilich ist auch die Voraussetzung dafür, dass die optimistische Vision in Erfüllung geht, die der Autor ans Ende seines Büchleins gestellt hat. "Noch nie in der Geschichte der Menschheit war die Chance so groß, dass sich Menschen mit Überzeugung, Engagement und Ideen weltweit selbst organisieren und zusammenarbeiten."
Reiseführer in die digitale Welt
Fazit: 30 Minuten Lernen von Google & Co. ist ein leicht verständlicher Reiseführer in die digitale Welt. Das Büchlein bietet eine solide Einführung in Schlüsselbegriffe und Gedankenwelt und eignet sich somit bestens zum Verschenken an Zeitgenossen, die beim Thema Internet gerne verständnislos die Stirne runzeln. Zusammen mit dem Band 30 Minuten Facebook, Twitter, XING & Co., einer Einführung in die Social Networks, bietet der GABAL Verlag ein Einsteigerpaket, das man nur empfehlen kann.
changeX 26.10.2010. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Ewald Wessling: 30 Minuten Lernen von Google & Co.. GABAL Verlag, Offenbach 2010, 80 Seiten, ISBN 978-3-86936-132-1
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Autor
Winfried KretschmerWinfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.