Gut gemischt ist gut vernetzt
Neue Kontakte - Fehlanzeige: das nüchterne Ergebnis nicht weniger Konferenzbesuche. Das muss nicht sein, sagen Dorothee U. Lüttmann und Patrick Schwarzkopf. Ihr Ratgeber zeigt Konferenzorganisatoren, wie sie ihre Veranstaltung in eine funktionierende Vernetzungsbörse verwandeln: indem sie die Teilnehmer zuerst einmal kräftig durcheinanderwirbeln.
Wer kennt das nicht: Man steht in der Pause einer großen Konferenz im Raum herum, hält sich an einer Tasse Kaffee fest und ertrinkt in der Masse der Gesichter, die sich an den Tischen und auf den Flächen verteilen. Ob man eine Bekannte findet, mit der man sich über die Pause retten kann: purer Zufall. Ganz zu schweigen davon, ob es gelingt, neue Kontakte zu knüpfen, also das zu realisieren, was einen mit zur Teilnahme an dieser Veranstaltung verlockt hat. Schließlich gelten Konferenzen als Orte der Vernetzung, des Knüpfens neuer Kontakte. Meist aber bleibt dieses wichtige Ziel unerfüllt - und die Konferenz als unbefriedigend im Gedächtnis haften.
Das muss nicht so sein, sagen Dorothee U. Lüttmann und Patrick Schwarzkopf, beides erfahrene Konferenz- und Eventorganisatoren. Und haben den Ratgeber Pimp up your Coffee Break geschrieben. Er richtet sich explizit an Konferenzveranstalter, die ihren Teilnehmern neben fachlichem Input auch eine gute Kontakt- und Vernetzungsbörse bieten wollen.
Die Teilnehmer kräftig durcheinanderwirbeln
Und das ist gar nicht so schwer, wenn man den Beispielen der Autoren folgt. Denn es geht immer wieder um eines: die geschlossenen Gruppen, die sich auf jeder Veranstaltung finden, auseinanderzubrechen und die Teilnehmer kräftig durcheinanderzuwirbeln.
Beispielsweise, indem man zu Anfang Visitenkarten einsammelt und mischt. Jeder Ankommende zieht dann aus dem Pool eine fremde Visitenkarte und muss die dazugehörige Person finden.
Oder, bei internationalen Gruppen, indem die Teilnehmer mit Personen aus zehn unterschiedlichen Nationen in Kontakt treten müssen. Der Beweis? Eine schriftliche Liste, auf der Name und Nationalität jeder Person festgehalten sind. Preisverleihung möglich.
Wer näher an den Fachthemen bleiben möchte, kann auch Thementische anbieten oder im "Speaker’s Corner" Gesprächsmöglichkeiten mit dem Referenten schaffen.
Was die eigenständige Vernetzungstätigkeit der Teilnehmer grundlegend vereinfacht, ist ein "Networking Guide de luxe" mit zwei Teilnehmerlisten: Die erste listet die vertretenen Unternehmen/Organisationen alphabetisch und nennt ihren jeweiligen Repräsentanten, die zweite stellt die Teilnehmer alphabetisch und mit Foto und Kurzprofil vor.
Und wer den Mehrwert nochmals steigern möchte, kann mit Online-Tools arbeiten, über die die Teilnehmer vorher schon Kontakt miteinander aufnehmen und sich gezielt verabreden können.
Vermehrte Umsetzung erbeten
Die theoretische Unterfütterung für diese Art des geförderten Netzwerkens findet sich in der Social-Capital-Forschung, deren Hauptpunkte die Autoren vielleicht etwas zu kurz darstellen. Aber schließlich ist es ein Praxisratgeber für Praktiker, die ihre (Fach-)Konferenzen für die Teilnehmer aufwerten wollen, ohne ganz andere Formate wie Open Space anzuwenden.
Und also solcher funktioniert das Buch sehr gut: Die Netzwerkformate sind interessant - Trainer und Moderatoren werden einige bekannte Methoden wiederfinden - und werden prägnant und übersichtlich vorgestellt. Die Kapitel zur Vorbereitung und generellen Herangehensweise sind informativ, hilfreich und präzise und Checklisten zur praktischen Umsetzung gibt es auch.
Na dann: Vermehrte Umsetzung erbeten!
changeX 24.08.2011. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Dorothee U. Lüttmann, Patrick Schwarzkopf: Pimp up your Coffee Break. Networkingformate für Veranstaltungen, Konferenzen, Businessevents. GABAL Verlag, Offenbach 2011, 144 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-86936-244-1
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Annegret NillAnnegret Nill arbeitet als freie Journalistin, Autorin und Moderatorin in Berlin. Sie schreibt als freie Autorin für changeX.