Ohne Assoziationen keine Aufmerksamkeit
Wissen ist Merkfähigkeit mal Aufmerksamkeit mal Zeit. All das lässt sich trainieren, sagt ein Lerncoach. Denn unser Gehirn ist ein Hochleistungsorgan, das sich zu Höchstleistungen trainieren lässt. Wie, das wusste man indes schon vor der Hirnforschung: mit Fleiß und Durchhaltevermögen.
„Das kann ich mir nicht merken, ich habe einfach ein schlechtes Gedächtnis!“, hört
man so manch einen sagen. Vielleicht ist es sogar die eigene Stimme. Doch das ist nur ein bequemes
Vorurteil, eine Ausrede für geistige Trägheit! Meint Lerncoach Rolf Meier. Ein jeder könne seine
Merkleistung steigern, vorausgesetzt, er ist wirklich daran interessiert – denn unser Gehirn ist ein
Hochleistungsorgan: Dessen Dienste können wir für weit mehr als nur für Alltägliches nutzen, wenn
wir es zu Höchstleistungen hin trainieren. Meier erinnert uns daran, dass das Leben immer wieder
neue Lernsituationen für uns bereithält, die wir als Chancen nutzen können. Wie wir lernen, „mit
Köpfchen“ zu lernen, um unserem Erfolg auf die Sprünge zu helfen, das will uns der Lernprofi zeigen.
„Jeder Mensch ist anders und lernt auch anders.“ Sagt Rolf Meier, der für diverse
Bildungseinrichtungen tätig war und ist und nun an der Optimierung von Lernmethoden arbeitet. Sein
Lern-Buch Lernen mit Köpfchen bietet zahlreiche Einschätzungshilfen, um das eigene
Lernverhalten auf seine Effizienz hin zu prüfen und zu optimieren. Meier geht es darum, die
richtige, weil individuell abgestimmte Herangehensweise zu finden, die zu uns passt. Gefolgt von
einer Festlegung unserer Ziele gelte es zunächst, die eigene Lernmotivation zu überprüfen und
mögliche Lernhemmnisse zu ermitteln. Denn Motivation sei keineswegs ein einheitliches Phänomen,
sondern vielmehr ein „Konglomerat aus Motiven, die auf Bedürfnissen beruhen“: Ob Neugier,
Wettbewerbslust, das Streben nach Unabhängigkeit, Status oder Anerkennung – solche Beweggründe
können wir als Lernmotor nutzen, weiß der Coach. Besagter Motor funktioniert aber etwas anders als
der eines Autos: Er braucht eine Eingewöhnungsphase. An regelmäßiges Lernen müssen wir uns nämlich
erst gewöhnen. Vorab gilt es, Hinderungsgründen auf den Grund zu gehen, „Bedenkenträger“
auszuschalten und sich selbst davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, die eigene Komfortzone zu
verlassen. Dabei kann, so der Autor, unsere eigene innere Einstellung gute Erfolgsaussichten
schaffen, denn nur sie kann den inneren Katastrophenfilm ausschalten und damit der Erfolgsstory
Platz machen. Meier arbeitet in diesem Zusammenhang mit dem Bild eines Kippschalters, den wir selbst
umlegen.
Kleine Schritte zum Lernerfolg.
Das Buch des Lerncoachs kommt insgesamt überraschend klassisch daher, fordert es doch vor allem die
traditionellen Werte „Selbstdisziplin“ und „Durchhaltevermögen“ ein. Daneben ist die Organisation
von Zeit und Energie ein großes Stichwort bei Meier. Erfolgreiches Lernen bedürfe eines
realistischen Lernplans als organisatorischer Rahmen. Dieser umfasst nicht nur einen festen
Lernplatz, sondern soll vor allem auch dafür sorgen, dass uns niemand bei der Absolvierung unseres
Pensums stört – besonders wir selbst nicht. Neben einem realistischen Zeitmanagement gehe es darum,
sich selbst eine systematische Arbeitsweise anzueignen, um mit jedem Stoff umgehen zu können und
Aufwand und Nutzen in der Waage zu halten. Dazu müssen eigene Standards gesetzt werden: und zwar
nicht nur in Bezug auf das Lernziel, sondern auch bezüglich Anforderungen, Ergebnis und Lernaufwand.
Das macht der Lernexperte klar.
Erfolg lässt sich planen, davon ist Meier überzeugt. Für entscheidende Voraussetzungen hält er ein
ernsthaftes Interesse am Lernprojekt, kombiniert mit einem kontinuierlichen Streben. Zur Erstellung
eines effektiven Lernplans bedarf es jedoch nicht nur einer taktischen Auswahl des Lernstoffes,
sondern auch einer Festlegung von Teilzielen, Lernzeiten und Pausen. Um den Lerneinstieg zu
erleichtern, plädiert der Lernexperte vor allem für kontinuierliche „kleine Schritte“. Haben wir uns
erst einmal an das Gehen an sich gewöhnt, werden die alltäglichen Schritte wie selbstverständlich
größer werden. Pausen hält Meier jedoch in jedem Fall für „sinnvolle Investitionen“: Denn besonders
wenn es schleppend vorangeht, sollten wir uns für kleine Erfolge belohnen, um uns wieder fit zu
machen, Durststrecken zu überwinden und Anreize zur Fortsetzung des eingeschlagenen Weges zu
schaffen.
Merkfähigkeit mal Aufmerksamkeit mal Zeit.
Die entscheidenden Schlagwörter dürften dabei einem jedem von uns längst bekannt sein: Üben und
Wiederholen. Das klingt so simpel – wenn die Durchführung doch auch so einfach wäre … Meier
behauptet nicht, dass sie es ist. Er spricht von Machbarkeit. Mithilfe seiner Einstufungstests kann
der Leser den eigenen Lerntyp und -stil analysieren: Ob Morgen- oder Abendtyp, visueller, auditiver
oder haptischer Lernstil, einem jeden offeriert das Buch verschiedenste Lernmethoden – und ermutigt
uns dazu, diese auszuprobieren.
Meiers Lernformel lautet: „Wissen ist Merkfähigkeit mal Aufmerksamkeit mal Zeit.“ Dabei ermahnt er
dazu, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die
altbekannte Pareto-Regel, von der sich ableiten lässt, dass prinzipiell 20 Prozent unserer
Arbeitszeit genügen, um 80 Prozent der Arbeitsergebnisse zu erreichen. Zum Wohle der Effizienz
sollte man aber keineswegs nur der „Aufschieberitis“ den Kampf ansagen. Auch die ausgeprägten
Perfektionisten unter uns dürfen sich selbst an den Perfektionistennasen packen: Denn zumindest
Meier zufolge sind auch sie wahre Effektivitätsbremser.
Die meierschen Ratschläge kreisen vor allem darum, wie wir den Lernstoff in unserem
Langzeitgedächtnis verankern. Der Lerncoach zeigt, dass bewusst wahrgenommene „emotional besetzte
Eindrücke“ am besten in Erinnerung bleiben: „Keine Assoziationen bedeuten keine Aufmerksamkeit“ –
deshalb gelte es, erlebnisferne Inhalte mit anschaulichen, personennahen Bildern zu verknüpfen. Die
zentralen Schlagworte bleiben Interesse und Motivation. Die Zauberformel indessen lautet, aus Wissen
„aktives Wissen“ zu machen – und zwar durch „wiederholte Auseinandersetzung mit dem Stoff“. Klar
können zudem ein paar gute Kniffe und Tipps hilfreich sein: von Eselsbrücken über gedankliche Anker
und Gedankenkarten bis hin zu bewährten „Loci-Techniken“ und „SQ3R-Methoden“. Meier ist davon
überzeugt, dass sich jeder „auf Erfolg programmieren“ kann.
Somit heißt es wohl: Ran an den Kern der Sache. Es liegt an uns selbst, die Grundvoraussetzungen
dafür zu schaffen und uns zum Durchhalten zu motivieren. Es scheint so, als lohne es sich, mit
zielgerichteten, systematischen Lernprojekten cleveres Zukunfts- und Erfolgsinvestment zu betreiben.
Auf dem persönlichen Marschweg kann man sich dann zum Beispiel mit einem solchen Satz an das
Wesentliche erinnern: „Die Kunst des Erinnerns ist die Kunst der aufmerksamen Beobachtung.“
© changeX Partnerforum [15.09.2009] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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