So geht Coachen
Endlich eine Übersicht erfolgreicher Methoden und Instrumente fürs Coaching: Svenja Hofert, eine der profiliertesten Gründerberaterinnen, öffnet ihren Instrumentenkoffer. Eine Methodenlehre für Coachs sozusagen.
Es gibt Bücher, deren Besprechung man sich sparen möchte, um sofort zum Kauf zu raten. Ohne Wenn und Aber. Aus tiefster Überzeugung. Svenja Hoferts neues Buch ist so ein Buch, aber wir wollen es dennoch gern beschreiben. Hofert hat sich in den vergangenen zehn Jahren als eine der wichtigsten Expertinnen in Sachen Existenzgründung, Karriereberatung und beruflich-persönlicher Entwicklung etabliert. Ihre Bücher, viele von ihnen immer wieder neu aufgelegt, sind in der Regel praxisorientierte Ratgeber für Gründer oder Freiberufler. Mit Meine 100 besten Tools für Coaching und Beratung wendet sie sich nun an eine andere Leserschaft - ihresgleichen nämlich. Der Titel spricht ausdrücklich Coachs und Berater an und ist eine der besten Sammlungen von Instrumenten und Methoden, die wir kennen.
Hoferts Vorwort beginnt mit diesem Satz: "Wie sehr hätte ich mir früher ein schönes, bebildertes Nachschlagewerk gewünscht mit hilfreichen und kreativen Tools für Berater, kurz beschrieben, aber dennoch konkret und mit Fallbeispielen." Unnötig zu sagen, dass sie damit genau das beschreibt, was der Leser auf den anschließenden 368 Seiten bekommt. Wobei es sich um mehr handelt als um eine bloße Methodensammlung. Ein Rezeptbuch ist das nicht, sondern auch der Ausdruck des hofertschen Beratungsansatzes: "Ich gehöre keiner Schule an, sondern nehme das Beste aus allem." Es gelte, Vorhandenes mit frischen Ideen zu etwas Neuem zu mixen. Die Vielfalt der Darstellung ist so gesehen ein Fundus, aus dem klug ausgewählt werden will.
Dem Coach beim Coachen helfen
Was steht denn nun drin? Aufgeteilt ist das Buch zunächst grob nach Beratungskonstellationen - etwa "Berufliche Neuorientierung", "Führung und Management", "Berufs- und Studienwahl" oder "Persönlichkeit und ganzheitliches Jobcoaching". Für jeden Bereich werden Methoden oder Instrumente dargestellt, die dem Coach beim Coachen helfen. Darunter finden sich alle Klassiker - von der ABC-Analyse über Design Thinking bis zur Transaktionsanalyse und den Big Five. Wer Coaching-Erfahrung hat, wird vieles wiedererkennen. Faszinierend ist, wie es Hofert jeweils auf zwei, drei Seiten gelingt, Methode oder Instrument zu beschreiben und Anwendungsbeispiele so zu geben, dass der berühmte Aha-Effekt des Lernens tatsächlich eintritt. Richtig wertvoll werden diese Minikapitel, weil die Autorin jeden Ansatz aus ihrer Erfahrung heraus beurteilt und klar sagt, wann sie eine Methode einsetzen würde - und wann nicht. Oder in welcher Abwandlung, oft in von ihr selbst entwickelter Form.
Beispiel MBTI, beschrieben im eigenen großen Teil über Persönlichkeitstests. Der MBTI ist eines der bekanntesten Modelle zu Beschreibung von Persönlichkeitstypen und Teil vieler Einstellungstests. Wer ihn kennt, weiß: Die Einordnung schwankt, dieselbe Person erhält bei mehreren Tests selten dasselbe Ergebnis - das ist auch einer der großen Kritikpunkte am MBTI. Hofert beschreibt, wie sie das Modell für sich weiterentwickelt hat. Sie sieht die verschiedenen Testergebnisse bei einer Person als für diesen Menschen mögliche Rollen, aus denen je nach Situation ausgewählt werden kann.
Anregung, Auffrischung und neue Ideen
Viele der im Buch - und auf der beiliegenden DVD - befindlichen Fragebogen und Übersichten sind das Ergebnis solcher Anpassungen an die Beratungspraxis. Kurztests zur Persönlichkeits- oder Motivationsbestimmung, aber auch Unterlagen, die Coachs bei der Vor- und Nachbereitung von Sitzungen helfen. Tools und Methoden, die Beratern bei der eigenen Entwicklung helfen, nehmen dabei einen eigenen Teil ein - vom "Kundenbedarfserkenner" bis zum "Stundensatz-Kalkulationshelfer". Dabei kommen Verweise auf weiterführendes Material und Zusammenhänge zwischen Ansätzen nie zu kurz. Und natürlich findet sich sehr viel Material auf Hoferts Plattform für Online-Lernmaterialien im Coaching- und Weiterbildungsbereich. Auch ausführliche Verweise auf andere Quellen und Kollegenliteratur fehlen nicht, ebenso wenig wie das obligatorische Register.
Noch zwei Schmankerl: Eine Übersicht über kostenlose Online-Tools verschiedener Anbieter zum Beispiel zur Ermittlung von Persönlichkeitsprofilen und ein tabellarischer Anhang, der den Zugang zum Buch entsprechend dem jeweiligen Bedarf ermöglicht: Möchte ein Berater seinem Kunden etwa Entscheidungshilfen bieten, findet er auf Seite 207 die Beschreibung der Entscheidungsmatrix und auf DVD eine entsprechende Datei dazu. Insgesamt 100 solcher Situationen samt Lösungsangeboten sind aufgelistet.
Schon allein für diesen Anhang lohnt sich die Anschaffung. Wer als selbständiger Coach arbeitet, findet hier Anregung, Auffrischung und neue Ideen - nicht zuletzt für die eigene Entwicklung. Wer Coach werden will oder in Ausbildung ist, wird dieses Buch wie eine Bibel lesen. Wer sich - etwa als Personaler oder Führungskraft - für die Instrumente interessiert, die so häufig in Beratungen und Coachings zum Einsatz kommen, nutzt das Buch als Nachschlagewerk. Und, nebenbei, wer wissen will, wie man komplizierte Sachen verständlich und anwendbar erklärt, der lernt hier auch was. Wir haben es ja schon gesagt: Für dieses Buch gilt die einschränkungslose Kaufempfehlung.
changeX 18.10.2013. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Svenja Hofert: Meine 100 besten Tools für Coaching und Beratung. Insider-Tipps aus der Coachingpraxis. GABAL Verlag, Offenbach 2013, 368 Seiten, 49.90 Euro, ISBN 978-3-86936-518-3
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Jost BurgerJost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.