Sie beziehen sich dabei auf den Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi, der seit über 30 Jahren Glückserfahrungen untersucht und den Begriff Flow geprägt hat: "Die erhebende Erfahrung, über sich selbst zu verfügen, das Gelingen einer Handlung zu erleben, ein tieferes Verständnis der Zusammenhänge zu erlangen, im Einklang mit sich und der Welt zu sein und sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, bezeichnet Csikszentmihalyi als Flow." Von zufälligen Glückserfahrungen wie einem Lottogewinn unterscheidet sich Flow jedoch dadurch, dass der Mensch selbst Einfluss nehmen kann. Einen Königsweg zum Flow gebe es allerdings nicht, die Einzigartigkeit jedes Menschen bestimme auch immer einen einzigartigen Zugang. Hierzu zitieren die Autoren den Ethnologen und Schriftsteller Carlos Castaneda, der in der Begegnung mit einem indianischen Lehrer zu einer ähnlichen Schlussfolgerung gekommen ist: "Ist es ein Weg mit Herz? Wenn er es ist, ist der Weg gut. Wenn er es nicht ist, ist er nutzlos. Beide Wege führen nirgendwohin, aber einer ist der des Herzens und der andere ist es nicht. Auf einem ist die Reise voller Freude, und solange du ihm folgst, bist du eins mit ihm. Der andere wird dich dein Leben verfluchen lassen. Der eine macht dich stark, der andere schwächt dich." Die Autoren folgen dem Weg mit Herz und versuchen, ihn dem Kopf zugänglich zu machen.
Auf schmalem Grat.
Was braucht man, um in den
Flow-Zustand zu gelangen? Zunächst bedarf es einer Aufgabe, die
man lösen, oder eines Zieles, das man erreichen will. Das Ziel
sollte klar umrissen sein, um auf dem Weg dahin anhand
unmittelbarer Rückmeldungen immer feststellen zu können, ob man
auf dem richtigen Weg und wie gut man ist. Wichtig ist, dass
dieses selbst gesteckte Ziel realistisch dimensioniert ist: Es
sollte eine Herausforderung sein, die auf dem schmalen Grat
zwischen Über- und Unterforderung angesiedelt ist. Wenn die
Aktivität als solche Freude macht, "entsteht das Gefühl der
Leichtigkeit, des Fließens, des Schwebens. Man geht in dem auf,
mit dem man sich beschäftigt, und das eigene Ego verliert seine
Bedeutungsschwere." Flow sei jedoch nicht die Suche nach dem
nächsten Kick, betonen die Autoren, denn Flow-Erfahrungen stellen
sich nicht automatisch ein. Sie müssen erarbeitet werden.
Entscheidend ist das Ziel, das man zu erreichen sucht: Es muss
von Bedeutung sein. "Erst wenn das, womit wir uns beschäftigen,
Sinn macht, kann aus einzelnen Glückserfahrungen wirklich auf
Dauer ein glückliches Leben werden." Was Sinn macht, muss
indessen jeder für sich selbst bestimmen.
Nicht zuletzt kommt es darauf an, den Unterschied zwischen
Wünschen und Zielen zu verstehen. Während Wünsche Ausdruck dessen
sind, was einem wichtig ist, ist ein Ziel eine Beschreibung eines
künftigen Zustandes. "Ein Ziel unterscheidet sich von einer
bloßen Wunschvorstellung vor allem dadurch, dass die
Verwirklichung exakt erkennbar ist." Beständig Ziele zu verfolgen
erhöht die Selbstachtung. Gleichzeitig sollte das
Selbstwertgefühl nicht vom Erreichen eines Zieles abhängig
gemacht werden. Viele Umstände, auf die man keinen Einfluss hat,
können nämlich das Erreichen eines Zieles vereiteln. Es geht
darum, das Glück des Gelingens zu genießen, sich aber auch
Fehlschläge zuzugestehen. In diesem Sinne ist auch der Weg das
Ziel - wenn man ihn mit Herz geht.
Den Tag meistern.
Ein Letztes gilt es zu beachten: Da sich das Leben Tag für Tag ereignet, ist es wichtig, an jedem einzelnen Tag das zu tun oder anzustreben, was einem wertvoll ist, sagen Huhn und Backerra. In ihrem klar geschriebenen Buch gelingt es den beiden Autoren immer wieder, Theoretisches konkret und anschaulich darzustellen. Und so enden sie auch mit einem ganz einfachen Konzept, den Tag zu meistern: Man schreibt jeden Tag die sechs wichtigsten Dinge auf, die man zu erledigen wünscht, und arbeitet diese Liste Punkt für Punkt ab, wobei man sich immer nur auf eine Aktivität konzentriert - denn: "Durch die Fokussierung Ihrer Aufmerksamkeit auf die Erledigung jeweils einer Aufgabe schaffen Sie die besten Möglichkeiten für das Erleben einer Flow-Erfahrung."
Gerhard Huhn / Hendrik Backerra:
Selbstmotivation.
Flow - Statt Stress oder Langeweile.
Carl Hanser Verlag, München 2008,
301 Seiten, 19.90 Euro.
ISBN 978-3-446-41246-0
www.hanser.de
Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.
© changeX Partnerforum [11.01.2008] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Gerhard Huhn / Hendrik Backerra: Selbstmotivation. . Flow - Statt Stress oder Langeweile. . Carl Hanser Verlag, München 1900, 301 Seiten, ISBN 978-3-446-41246-0
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Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.