Messbare Steigerung des Unternehmenserfolgs.
Es klingt so simpel, auf Vertrauen
zu setzen - aber ganz einfach ist es dennoch nicht: Denn
Vertrauen erfordert einen Vorschuss. Es will erst gegeben werden,
bevor man seine Früchte ernten kann. Hartmut Laufer macht allen
Führungskräften Mut, ihren Mitarbeitern diesen
Vertrauensvorschuss zu gewähren. An ihnen sei es, den ersten
Schritt zu tun. Denn "ohne Einsatz kein Gewinn", so der Autor,
der sich schon seit etwa 20 Jahren mit dem Thema Vertrauen
beschäftigt. Wer vertrauensvoll gegenüber Mitarbeitern handelt,
legt den Grundstein, auf dem vertrauensvolles und engagiertes
Mitarbeiterverhalten wachsen kann. Auch dort, wo Ängste und
Barrieren Mitarbeiter und Chefs hindern, offen miteinander
umzugehen, lässt sich mit kleinen Veränderungen in der Summe viel
bewirken und die Arbeitsatmosphäre verbessern. Der Lohn: in
Zahlen messbare Steigerungen des Unternehmenserfolgs. Und damit
verbunden stellen sich berufliche Erfolge auf allen
Hierarchieebenen eines Unternehmens ein.
"Das wirksamste Führungsmittel ist und bleibt
Kommunikation", macht Laufer seinen Lesern klar. Denn ohne gute
Kommunikation läuft nichts rund im Unternehmen. Die Mitarbeiter
wollen gut informiert sein - denn das gibt ihnen das Gefühl, ein
Teil des Unternehmens zu sein. Und das wiederum steigert ihr
Engagement für ihre Arbeit, ihr Wohlbefinden und ihre Motivation:
Das Unternehmen wird "ihr" Unternehmen. Damit entsteht ein
Gemeinschaftsgeist, der gute Leistungen ermöglicht. Dahinter aber
steht Vertrauen: Vertrauen in die Chefs, Vertrauen in das
Unternehmen, Vertrauen in die Sicherheit des Arbeitsplatzes.
Nicht zuletzt entwickelt sich bei den Mitarbeitern das Vertrauen,
dass ihre Cheffinnen oder Chefs ihren Arbeitseinsatz schätzen und
zu würdigen wissen.
Gefahr der Manipulation.
So einleuchtend das klingt, so
ernüchternd ist die Praxis: In deutschen Unternehmen wird
Vertrauen als Führungsinstrument stark unterschätzt und viel zu
wenig beachtet, kritisiert Laufer. Wie es sich auswirkt, wenn
Vertrauen im Unternehmen fehlt, kann jeder erleben, der in solch
einem gestörten Beziehungsumfeld dem "Flurfunk" zuhört: Wie bei
der "Stillen Post" werden da Botschaften weitergegeben - und
dabei phantasievoll ausgeschmückt und ergänzt, bis von der
ursprünglichen Information nicht mehr viel übrig ist. Läuft
hingegen die interne Kommunikation gut, trägt das erheblich zur
Vertrauenskultur bei und bewirkt, dass sich Mitarbeiter mit aller
Kraft für ihre Firma einsetzen, so zitiert Laufer eine
Bertelsmann-Studie. Die gute Nachricht für Chefs: Nicht unbedingt
jedes Detail muss mit Mitarbeitern diskutiert werden, um eine
vertrauensvolle und damit engagierte Arbeitsatmosphäre zu
schaffen. Stattdessen rät Laufer, Mitarbeitern emotionale
Botschaften zu senden. Also Gefühle zu äußern, Wünsche zu nennen,
eigene Anschauungen zu vermitteln und selbst gut zuzuhören,
sodass die Beziehungen - und damit Vertrauen - zwischen Chef und
Mitarbeitern wachsen und verlässlicher werden können. Das
wiederum motiviert die Mitarbeiter. Was eher raubauzige Chefs
fröhlicher stimmen wird: Man muss nicht unbedingt geliebt werden
- wenn das Führungsverhalten authentisch, klar und konsequent
ist, lässt sich auch mit einem rustikalen Führungsstil die eigene
Truppe motivieren und zu vertrauensvollem Engagement bringen.
Wichtig ist nur das Wort authentisch. Wenn Vertrauen nicht
ehrlich gemeint ist, unterminiert dies alle Bemühungen. Laufer
warnt davor, Vertrauen zu gezielt einzusetzen. Denn das sei
"nüchtern betrachtet eine Form der Manipulation". Sobald
Mitarbeiter das Verhalten ihres Vorgesetzten als solche
empfinden, schlägt schnell die Stimmung um. Und dann weht dem
Chef ein anderer Wind aus seiner Abteilung entgegen. Mitarbeiter
zu enttäuschen mag manchmal unvermeidlich sein, sie zu täuschen
ist oft aber nicht mehr gutzumachen. Die Folge ist meist sinkende
Produktivität. Vertrauensvolles Verhalten erfordert somit
Sensibilität und Fingerspitzengefühl. Doch die Alternative ist
keine. Das "Führungsmittel" Angst wird für jedes Unternehmen auf
Dauer viel zu teuer.
Selbstvertrauen bilden.
Dennoch gehört für Laufer auch eine gewisse Portion Misstrauen zum Geschäft. Also: Wie führt man Kontrollen durch, ohne die aufgebauten vertrauensvollen Beziehungen zu gefährden? Wie äußert man Kritik, ohne Vertrauen zu zerstören? Und lässt sich Vertrauen überhaupt mit Misstrauen vereinbaren? Offenbar ja - schon Reinhard K. Sprenger hat klar formuliert: Stößt Vertrauen auf Granit, dann bedeutet das, die Kooperation sofort abzubrechen. Die Grundfrage für Hartmut Laufer ist also: Wie stellt man im Führungsalltag eine gesunde Balance zwischen Vertrauen und Misstrauen her? Für Sprenger führt der Weg über Selbstvertrauen, verstanden als die innere Gelassenheit und Ich-Stärke, die es erlaubt, die Spannung zwischen Vertrauenserwartungen und Verratsmöglichkeiten auszuhalten. Laufers praktische Umsetzung: Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern mit einer Haltung begegnen, die es diesen ermöglicht, sowohl bei Erfolgen wie auch bei Misserfolgen Selbstvertrauen zu bilden. Der Weg dahin führt nur über Vertrauen. Hartmut Laufer bringt es auf den Punkt: "Vertrauen ist der Schlüssel zum Führungs- und Unternehmenserfolg."
Heike Rudloff ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Hartmut Laufer:
Vertrauen und Führung.
Vertrauen als Schlüssel zum Führungserfolg,
GABAL Verlag, Offenbach 2007,
147 Seiten, 17.90 Euro,
ISBN 978-3-89749-670-5
www.book-at-web.de
© changeX Partnerforum [13.04.2007] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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