Danach wurde es wieder ruhig um den Autor. Was ein Trugschluss war, denn Pfläging reiste emsig durch die Welt und lernte zahlreiche Unternehmen kennen, die jenseits starrer Zahlenvorgaben und Budgets flexibel handeln. Jetzt hat er seine Erfahrungen und sein gesammeltes Know-how wieder zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Und was soll man sagen? Es ist ein weiteres Juwel moderner Managementliteratur entstanden.
Denn Pfläging entwirft ein neues Steuerungsmodell für Unternehmen, das "an die Stelle von Weisung und Kontrolle, Macht per Organigramm, starren Zielvorgaben, leistungsorientierter Bezahlung und Plan-Ist-Vergleichen tritt". Eigentlich wirbt er gleich für ein neues Verständnis von Mitarbeitermotivation, Leistung und Verantwortung. Chefs sind dazu nicht mehr nötig. Im Mittelpunkt steht der selbstmotivierte Mitarbeiter, der dem Unternehmen mit Höchstleistung dient. Man könnte auch sagen: Pfläging fordert die direkte Demokratie in Unternehmen: "Denn eine wahrhaft flexible Organisation muss dezentralisiert sein!"
Wie das funktioniert? Das kann Pfläging besser ausbuchstabieren wie jeder andere. Leistungsverantwortung wird von oben an kundennahe Teams übertragen. Entscheidungen werden immer auf der niedrigstmöglichen Ebene getroffen. Denn dort ist die Kompetenz am größten und die Bereitschaft vorhanden, Selbstverantwortung für sein Tun zu übernehmen. Jeder Mitarbeiter wird zum Selbstunternehmer in einem Aktionsfeld, das Teil eines größeren kollegialen Netzwerkes ist. Jeder ist leistungsbereit, seinem Team gegenüber loyal, kümmert sich um seine Kunden, beschränkt sich mit den Ressourcen, die er zur Verfügung hat, hinterfragt seine Kosten, stellt gängige Annahmen permanent in Frage, will mehr verstehen als jammern, kommuniziert die Lage, wie sie ist, und manipuliert keinerlei Daten. Präziser kann man den Mitarbeiter von morgen nicht beschreiben.
Pfläging beschreibt ausführlich zwölf Beyond-Budgeting-Fallbeispiele aus aller Welt. Vom brasilianischen Technologiekonzern Semco, in dem es überhaupt keine Führungskräfte mehr gibt, bis zur schwedischen Universalbank Svenska Handelsbanken, wo alle Budgets abgeschafft und die Entscheidungsgewalt der Filialen mittlerweile größer als die der Stockholmer Zentrale ist. Auch zwei deutsche Firmen haben es in den erlauchten Firmenkreis geschafft. Die Drogeriemarktkette dm und der Discountriese ALDI. Letzterer, weil er auf "einfache Informationssysteme, wenig Bürokratie und keine jährliche Planung setzt. Verzichtet wird außerdem auf die Zusammenarbeit mit Unternehmensberatern und auf externe Marktforschung."
Aus alledem leitet Pfläging zwölf Prinzipien für sein Beyond-Budgeting-Modell ab. Sein Credo: "Es lohnt sich, Menschen wie Menschen zu behandeln." Und wie sagte es ein pakistanischer Mitarbeiter eines Beyond-Budgeting-Unternehmens so treffend: "Jeder Mitarbeiter ist kreativ, vertrauenswürdig und fähig, Entscheidungen zu treffen. Ich habe eingesehen, dass ich meine Frau auch auf diese Weise behandeln muss. Ich lasse sie jetzt die Entscheidungen treffen."
Führen mit flexiblen Zielen.
Beyond Budgeting in der Praxis,
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2006,
275 Seiten, 39.90 Euro,
ISBN 3-593-37918-X
www.campus.de
changeX 25.09.2006. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Niels Pfläging: Führen mit flexiblen Zielen. Beyond Budgeting in der Praxis.. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1900, 275 Seiten, ISBN 3-593-37918-X
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Autor
Peter FelixbergerPeter Felixberger ist Publizist, Buchautor und Medienentwickler.