Vom Sohn zum Helden
Hubert Burda - das neue Buch von Gisela Freisinger.
Von Nina Hesse
Einen "Tycoon im barocken Reich des Südens" hat Freisinger Hubert Burda genannt. Mit seinem Magazin Focus begann der Verlegerssohn eine beispiellose Erfolgsstory. Doch bis zum Erfolg war es ein langer Weg voller Niederlagen und heftiger Auseinandersetzungen in der Familie.
Sein Vater ist der Medienunternehmer Franz Burda, genannt "Senator", ein knorriger, autoritärer Selfmademan; seine Mutter ist die temperamentvolle, knallharte Verlegerin Aenne Burda (kürzlich erst verstorben), die mit Burda Moden Erfolge feiert. Mit einem solchen Stammbaum muss man doch einfach in die Medienbranche gehen - oder? Keineswegs. Hubert Burda ist der jüngste von drei Söhnen, als Kronprinz und zukünftiger Chef des Medien-Imperiums galt lange sein älterer Bruder Franz. "Hubert fühlt sich immer als fünftes Rad am Burda-Wagen", berichtet Gisela Freisinger.
Der brennende Drang, sich zu beweisen, führte Hubert schließlich bis ganz an die Spitze. Doch das dauert. Zunächst studiert der junge Mann Soziologie und Kunstgeschichte, der Vater will ihn mit fünf Millionen Mark abspeisen und raushaben aus dem Geschäft. Hubert lässt nicht locker und erreicht, dass der Vater ihn schon als 26-Jährigen, der von Journalismus rein gar nichts versteht und sich für die seichten Blätter des Vaters schämt, als Chefredakteur einer der Burda-Zeitschriften einsetzt. Mit mäßigem Erfolg. Später versucht sich Hubert Burda mit den Taschen voller Geld am Männermagazin M - er heuert alles an, was im Journalismus Rang und Namen hat, dafür fehlt es an einem schlüssigen Konzept. M überlebt ganze zwölf Ausgaben, danach verkündet Mutter Aenne das Aus und dreht den Geldhahn zu. Ein schweres Trauma für den jungen Verleger. Auch sein Privatleben scheint eine einzige Niederlage, seine Frau verlässt ihn mit dem gemeinsamen Sohn.
Doch dann beweist der Junior, dass er den Geschäftssinn und journalistischen Instinkt des Vaters geerbt hat: Er gründet Focus und steigt in rasantem Tempo die Erfolgsleiter hinauf. Schlag auf Schlag gründet er neue Zeitschriften, viele der Projekte gelingen, nur der Versuch, mit Super! das Bild-Monopol zu knacken, scheitert. Nebenbei heiratet er (im Alter von 46 Jahren) die 19 Jahre alte Maria Furtwängler.

Alptraum reiches Erbe.


Es ist eine unterhaltsame Lektüre, was Freisinger von den Irrungen und Wirrungen der Burda'schen Medienkarriere zu erzählen hat - allein, was sich hinter den Kulissen der Bunten abspielte, ist ausgesprochen skurril. Hubert Burda wird seiner exzentrischen Familie voll und ganz gerecht und entwickelt schnell eine Menge eigener Macken, die sich nur jemand mit einem Abonnement auf den Chefsessel erlauben kann. Gisela Freisinger beschreibt die gelinde gesagt schillernden Persönlichkeiten in der Familie Burda ehrfurchtsfrei und manchmal mit einem Hauch von Spott. "Im Mittelpunkt muss er stehen, ER muss der Held sein", beschreibt sie Hubert Burda schon auf den ersten Seiten unverblümt. Sein Führungsstil ist herrisch, der Umgang mit ihm zuweilen arg anstrengend.
Der Kern von Freisingers Biographie ist das Psychogramm einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung. Lange, sehr lange ist Hubert Burda ein Mann in Ketten, immer in irgendeiner Form abhängig von den reichen Eltern, noch als Erwachsener bevormundet und kontrolliert, vergeblich auf Anerkennung oder Respekt hoffend, oft genug von ihnen ausgebremst. Wer danach noch von einer Wiedergeburt als reicher Erbe träumt, ist wirklich ein schwerer Fall.
Auch das Verhältnis von Geschwistern untereinander verbessert sich durch ein umfangreiches Familienvermögen üblicherweise nicht. Zwischen den drei Burda-Sprösslingen liegt ohnehin ein Hauch von Kain und Abel in der Luft, es herrscht harte Konkurrenz. Als der "Senator" stirbt, geschieht das Unvermeidliche - es kommt zum Bruderkrieg um das Firmenimperium. Doch inzwischen hat Hubert Burda den Umgang mit Macht gelernt, er kann seine Position verteidigen und wird als Einziger aus der zweiten Generation eine ähnliche Schlüsselfigur in der Medienwelt, wie sein Vater und seine Mutter es waren.

Frech und flott.


Wie die anderen Unternehmer-Biographien von Campus, die durch ihre hohe Qualität bekannt geworden sind, beeindruckt auch Hubert Burda durch eine hervorragende Schreibe, die Burda und die Menschen in seinem Umfeld für den Leser lebendig werden lässt, und eine ausgiebige Recherche. Freisinger schreibt allerdings einen Tick frecher als die anderen Biographen, und ein paarmal gehen die Metaphern mit ihr durch ("Ah, Rrrr, die Wut des Patriarchen bebt durch sein hungriges Männerherz, das nun ganz versteinert."). Aber das verzeiht man ihr als Leser der ansonsten sehr spannenden Biographie gerne.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Gisela Freisinger:
Hubert Burda,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2005,
435 Seiten, 24.90 Euro,
ISBN 3-593-37417-X
www.campus.de
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: Hubert Burda. . Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 435 Seiten, ISBN 3-593-37417-X

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