"Was hilft, ist, sich darüber Gedanken zu machen, was Sie motiviert, wo es mit der Motivation hapert, und daraus abzuleiten, was Sie dagegen tun können", empfiehlt Rolf Meier. Er leitet dazu an, eigene Bedürfnisse, Ziele und Wünsche zu identifizieren, Erwartungen und Realität besser in Einklang zu bringen. Das alles gilt für den Job, aber auch für die Freizeit. Denn manch einer stellt am Sonntagabend fest, dass das Wochenende genauso unbefriedigend und leer war wie die Arbeitstage zuvor.
Meier hat ein Händchen dafür, psychologische Zusammenhänge zu erklären, er schreibt einfach, knapp und klar. Als Einführung ins Thema ist sein Buch hervorragend geeignet. Dafür verzeiht man ihm, dass es sich wenig von den gängigen Work-Life-Balance-Ratgebern abhebt und es darin wenig Überraschendes zu entdecken gibt.
Dunkelgrau oder rosarot?
Meier unterscheidet zwischen
"Motivatoren" und "Hygienefaktoren". Unter ersteres fallen zum
Beispiel Erfolgserlebnisse, Anerkennung, im Idealfall die Arbeit
selbst, Aufstieg und so weiter. "Hygienefaktoren" sind dagegen
zum Beispiel eine angemessene Entlohnung, ein kooperativer
Führungsstil oder ein angenehmes Umfeld. Hygienefaktoren - etwa
ein gutes Gehalt allein - motivieren nicht. Aber wenn sie fehlen,
wirken sie sich sehr wohl aus. Demotivierend nämlich. Also lautet
Schritt eins: herausfinden, was genau einen täglich herunterzieht
und was den grauen Alltag aufhellen könnte. Wo sind im Job, aber
auch in der Freizeit die Motivationsbremsen, wo wäre eventuell
die Möglichkeit, Bedürfnisse und Interessen besser auszuleben?
Welche aktuellen Probleme hat man, welche davon kann man
beeinflussen, welche nicht?
Schritt zwei: Raus aus der Opferperspektive und alles nicht
so eng sehen. "Wir betrachten die Situation, die auf uns zukommt,
durch eine Art Brille. Wie diese Brille gefärbt ist, bestimmen
Sie selbst, genauer Ihr Unterbewusstsein", gibt Meier zu
bedenken. Der erste Teil des Buches widmet sich (jenseits von
platten
Positive Thinking-Parolen) dem Thema, wie man die Dinge
sieht - durch eine dunkelgraue Brille oder eine rosarote? Das
zweite Drittel ist Analyse und Tipps gewidmet, wie man mit
anderen Menschen so umgeht, dass beide Seiten profitieren, das
letzte Drittel beschäftigt sich damit, wie man mit Dingen umgeht,
also zum Beispiel seiner Arbeit und seiner Zukunft.
Ermutigender Zuspruch statt Motivationsbremsen.
Das Umdenken ist ein großer Teil
von Meiers Programm. Herausforderungen sehen statt Probleme.
Glaubenssätze kritisch unter die Lupe nehmen, den inneren
Kritiker ausbremsen, und aus der inneren "Ich kann das sowieso
nicht!"-Litanei ermutigenden Zuspruch machen. Doch Meier ermutigt
auch sein Berufsleben aufzupeppen - zum Beispiel, indem man neue
Wege geht, aus der Routine ausbricht und für sich anregende
Aufgaben an Land zieht. "Achten Sie auf Ihre Gewohnheiten!" mahnt
Meier auch und tröstet sogleich: "Jede Gewohnheit ist erlernt und
kann auch wieder
verlernt werden." Zum Beispiel Aufschieberitis, die ja
auch ein Motivationsproblem ist. Symptome: Man hat keine Lust,
diesen blöden Vortrag vorzubereiten oder den schwierigen Kunden
anzurufen, und fängt lieber an, die Wohnung zu putzen, was in dem
Moment als das kleinere Übel erscheint. Folge: Verpasste
Deadlines und akute Schuldgefühle.
Allerdings kann es eine Weile dauern, schlechte
Gewohnheiten auszumerzen: "Je älter man ist, desto länger dauert
es. Die Faustregel lautet: nehmen Sie Ihr Alter. Wiederholen Sie
das neue Verhalten mindestens so häufig. Nur so kann sich das
neue Gewohnheitsmuster gegenüber dem alten durchsetzen." Hat man
die Kurve dann doch noch gekriegt und die unangenehme Arbeit zu
einem guten Ende gebracht, sollte man sich unbedingt belohnen.
Dann prägt sich dem Unterbewusstsein ein, wie gut es tut, sich
solche Aufgaben schnell vom Hals zu schaffen. Merke: Belohnungen
- auch beim Erreichen von Zwischenzielen - sind ein wichtiger
Teil des Selbstmotivationsprogramms!
Ich-Pflege.
Ergänzt wird Meiers Programm durch
nette psychologische Tipps, zum Beispiel: Wie stellt man es an,
gelobt zu werden? Zum Beispiel, indem man seine Leistungen
sichtbarer macht oder - so paradox es klingt - auch selbst mal
lobt, um ein positives Klima herzustellen. Zum
positiv-motivierenden Klima gehört auch der richtige Umgang mit
Freunden und Kollegen. "Umgeben Sie sich mit angenehmen
Menschen", empfiehlt Meier. Wenn der Kerl am Schreibtisch
gegenüber aber nun mal ein absoluter Nervtöter ist oder der Chef
schwer erträglich? Erst mal bei Vertrauenspersonen Dampf und/oder
Frust ablassen, anschließend daran arbeiten, die Beziehung neu zu
definieren und mitzugestalten. Dann kann sich am Verhältnis zum
Kollegen und Chef einiges ändern, auch wenn die Menschen selbst
so bleiben wie eh und je.
Ansonsten empfiehlt Meier eine umfassende Ich-Pflege: In
Fortbildung investieren, Selbstmarketing betreiben, mit der
eigenen Energie sorgsam umgehen, auf seine Stärken konzentrieren,
für Ausgleich und Bewegung sorgen. All das bringt über kurz oder
lang Erfolgserlebnisse - und die geben bekanntlich Schwung. Viel
Glück!
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Rolf Meier:
Das 1x1 der Selbstmotivation.
40 Tipps für mehr Zufriedenheit und Erfolg im
Privatleben.
Gabal Verlag, Offenbach 2005,
149 Seiten, 17.90 Euro,
ISBN 3-89749-551-1
www.gabal-verlag.de
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