Brille ab!
Das 1x1 der Selbstmotivation - das neue Buch von Rolf Meier.
Von Nina Hesse
Wenn der Job einen nur noch anödet und selbst die Wochenenden meist in Stress oder Langeweile ausarten, wird es Zeit, sein Leben in Schwung zu bringen. Zum Beispiel mit Meiers 40 Tipps. Mit etwas Glück und Eigeninitiative hellt sich der graue Alltag dann Schritt für Schritt auf.
Millionenfach jeden Tag das gleiche Drama. Lust darauf, in die Firma zu gehen? Fehlanzeige. Spaß bei der Arbeit? Schon lange nicht mehr. Am liebsten würde man aus der Tretmühle fliehen, aber das ist leichter gesagt als getan, denn einen frischen, spannenden Job gibt's nicht an jeder Straßenecke. Und das mit dem Auswandern auf eine Südseeinsel ist angesichts von Tsunamis und tropischen Hurrikans auch nicht mehr das, was es mal war. Also bleibt noch der Ausweg, sich selbst zu motivieren, Wege zu finden, wie man sich das Leben wieder versüßt.
"Was hilft, ist, sich darüber Gedanken zu machen, was Sie motiviert, wo es mit der Motivation hapert, und daraus abzuleiten, was Sie dagegen tun können", empfiehlt Rolf Meier. Er leitet dazu an, eigene Bedürfnisse, Ziele und Wünsche zu identifizieren, Erwartungen und Realität besser in Einklang zu bringen. Das alles gilt für den Job, aber auch für die Freizeit. Denn manch einer stellt am Sonntagabend fest, dass das Wochenende genauso unbefriedigend und leer war wie die Arbeitstage zuvor.
Meier hat ein Händchen dafür, psychologische Zusammenhänge zu erklären, er schreibt einfach, knapp und klar. Als Einführung ins Thema ist sein Buch hervorragend geeignet. Dafür verzeiht man ihm, dass es sich wenig von den gängigen Work-Life-Balance-Ratgebern abhebt und es darin wenig Überraschendes zu entdecken gibt.

Dunkelgrau oder rosarot?


Meier unterscheidet zwischen "Motivatoren" und "Hygienefaktoren". Unter ersteres fallen zum Beispiel Erfolgserlebnisse, Anerkennung, im Idealfall die Arbeit selbst, Aufstieg und so weiter. "Hygienefaktoren" sind dagegen zum Beispiel eine angemessene Entlohnung, ein kooperativer Führungsstil oder ein angenehmes Umfeld. Hygienefaktoren - etwa ein gutes Gehalt allein - motivieren nicht. Aber wenn sie fehlen, wirken sie sich sehr wohl aus. Demotivierend nämlich. Also lautet Schritt eins: herausfinden, was genau einen täglich herunterzieht und was den grauen Alltag aufhellen könnte. Wo sind im Job, aber auch in der Freizeit die Motivationsbremsen, wo wäre eventuell die Möglichkeit, Bedürfnisse und Interessen besser auszuleben? Welche aktuellen Probleme hat man, welche davon kann man beeinflussen, welche nicht?
Schritt zwei: Raus aus der Opferperspektive und alles nicht so eng sehen. "Wir betrachten die Situation, die auf uns zukommt, durch eine Art Brille. Wie diese Brille gefärbt ist, bestimmen Sie selbst, genauer Ihr Unterbewusstsein", gibt Meier zu bedenken. Der erste Teil des Buches widmet sich (jenseits von platten Positive Thinking-Parolen) dem Thema, wie man die Dinge sieht - durch eine dunkelgraue Brille oder eine rosarote? Das zweite Drittel ist Analyse und Tipps gewidmet, wie man mit anderen Menschen so umgeht, dass beide Seiten profitieren, das letzte Drittel beschäftigt sich damit, wie man mit Dingen umgeht, also zum Beispiel seiner Arbeit und seiner Zukunft.

Ermutigender Zuspruch statt Motivationsbremsen.


Das Umdenken ist ein großer Teil von Meiers Programm. Herausforderungen sehen statt Probleme. Glaubenssätze kritisch unter die Lupe nehmen, den inneren Kritiker ausbremsen, und aus der inneren "Ich kann das sowieso nicht!"-Litanei ermutigenden Zuspruch machen. Doch Meier ermutigt auch sein Berufsleben aufzupeppen - zum Beispiel, indem man neue Wege geht, aus der Routine ausbricht und für sich anregende Aufgaben an Land zieht. "Achten Sie auf Ihre Gewohnheiten!" mahnt Meier auch und tröstet sogleich: "Jede Gewohnheit ist erlernt und kann auch wieder verlernt werden." Zum Beispiel Aufschieberitis, die ja auch ein Motivationsproblem ist. Symptome: Man hat keine Lust, diesen blöden Vortrag vorzubereiten oder den schwierigen Kunden anzurufen, und fängt lieber an, die Wohnung zu putzen, was in dem Moment als das kleinere Übel erscheint. Folge: Verpasste Deadlines und akute Schuldgefühle.
Allerdings kann es eine Weile dauern, schlechte Gewohnheiten auszumerzen: "Je älter man ist, desto länger dauert es. Die Faustregel lautet: nehmen Sie Ihr Alter. Wiederholen Sie das neue Verhalten mindestens so häufig. Nur so kann sich das neue Gewohnheitsmuster gegenüber dem alten durchsetzen." Hat man die Kurve dann doch noch gekriegt und die unangenehme Arbeit zu einem guten Ende gebracht, sollte man sich unbedingt belohnen. Dann prägt sich dem Unterbewusstsein ein, wie gut es tut, sich solche Aufgaben schnell vom Hals zu schaffen. Merke: Belohnungen - auch beim Erreichen von Zwischenzielen - sind ein wichtiger Teil des Selbstmotivationsprogramms!

Ich-Pflege.


Ergänzt wird Meiers Programm durch nette psychologische Tipps, zum Beispiel: Wie stellt man es an, gelobt zu werden? Zum Beispiel, indem man seine Leistungen sichtbarer macht oder - so paradox es klingt - auch selbst mal lobt, um ein positives Klima herzustellen. Zum positiv-motivierenden Klima gehört auch der richtige Umgang mit Freunden und Kollegen. "Umgeben Sie sich mit angenehmen Menschen", empfiehlt Meier. Wenn der Kerl am Schreibtisch gegenüber aber nun mal ein absoluter Nervtöter ist oder der Chef schwer erträglich? Erst mal bei Vertrauenspersonen Dampf und/oder Frust ablassen, anschließend daran arbeiten, die Beziehung neu zu definieren und mitzugestalten. Dann kann sich am Verhältnis zum Kollegen und Chef einiges ändern, auch wenn die Menschen selbst so bleiben wie eh und je.
Ansonsten empfiehlt Meier eine umfassende Ich-Pflege: In Fortbildung investieren, Selbstmarketing betreiben, mit der eigenen Energie sorgsam umgehen, auf seine Stärken konzentrieren, für Ausgleich und Bewegung sorgen. All das bringt über kurz oder lang Erfolgserlebnisse - und die geben bekanntlich Schwung. Viel Glück!

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

Rolf Meier:
Das 1x1 der Selbstmotivation.
40 Tipps für mehr Zufriedenheit und Erfolg im Privatleben.

Gabal Verlag, Offenbach 2005,
149 Seiten, 17.90 Euro,
ISBN 3-89749-551-1
www.gabal-verlag.de

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Zum Buch

: Das 1x1 der Selbstmotivation. 40 Tipps für mehr Zufriedenheit und Erfolg im Privatleben. GABAL Verlag, Offenbach 2005, 149 Seiten, ISBN 3-89749-551-1

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