Mit erstaunlichem Erfolg: Zum Beispiel half die Bio-Mathematik, die Liebessonette Petrarcas zu datieren. Der Dichter hatte sich in eine unerreichbare Schöne verliebt und erlebte dabei immer wieder Phasen von Überschwang, aber auch von tiefster Verzweiflung. Und das immer wieder von Neuem - wie man herausfand, wiederholten sich seine (unerwiderten) Gefühle in einem Zyklus von etwa vier Jahren. Diese Erkenntnis (und die dazugehörigen mathematischen Algorithmen) gaben den Forschern die nötigen Anhaltspunkte, um den einst unlösbaren Fall zu einem Puzzlespiel für Fortgeschrittene zu machen.
Beziehungstipps vom Mathematiker.
Leser, die sich mehr für ihre
eigene Beziehung interessieren als die von chronisch verknallten
Dichtern, werden sich mehr für das Kapitel über Beziehungschancen
interessieren. Ein erfahrener Psychologe kann nach einem
15-minütigen Gespräch die Chancen von Frischvermählten ziemlich
gut einschätzen. Ob die beiden die goldene Hochzeit feiern oder
vor dem Richter landen, lässt sich aber auch objektiv
mathematisch analysieren. Jetzt hat die Wissenschaft endlich
festgestellt: In Ehen, bei denen sich die Partner nur wenig
Fehlverhalten durchgehen ließen, sondern sich sofort darauf
ansprachen, waren die stabilsten. So lange wie möglich ein
Friede-Freude-Eierkuchen-Gefühl bewahren zu wollen bringt die
Harmonie nachhaltig in Schieflage.
Auch Polarisierungen in Beziehungen hat Cresswell unter die
Lupe genommen. Hat sich auch bei Ihnen der Groll aufgestaut, dass
ständig Sie den Müll runterbringen müssen und Ihr Partner als
Ausgleich auf seinen höheren Beitrag zum Familieneinkommen pocht?
"Partner neigen dazu, den Wert ihrer Leistungen zu maximieren,
was unweigerlich zu einer Polarisierung führt", erklärt Cresswell
nüchtern. "Schon der kleinste Meinungs- und Bewertungsunterschied
führt im Laufe der Zeit zu einer großen Differenz." Doch keine
Angst, eine Beziehung kann auch unterschiedliche Meinungen
überleben. "Sie müssen sich nur bewusst machen, dass Sie auf eine
abschüssige Bahn geraten sind - und die Notbremse ziehen."
Formeln nur als Deko.
Cresswells Buch ist eine
vergnügliche Lektüre - doch wer als Laie seine Kenntnisse in
Mathematik spielerisch erweitern will, der sucht sich besser ein
anderes Buch. Die komplizierten Formeln, die Cresswell abbildet,
werden nicht erklärt, sie dienen, wie die Autorin auch im Vorwort
erwähnt, als Dekoration. Nur der Fachmann wüsste etwas mit ihnen
anzufangen. Allerdings machen sie (zum Beispiel) deutlich, wie
komplex "die Beziehungen zwischen Hirn und Schwanz eines Mannes
gestrickt sind" - die erwähnte Testosterongleichung geht über
eine halbe Seite und sieht ausgesprochen hübsch aus. Im Vergleich
dazu ist die Formel e = mc2 zwar trügerisch simpel, doch die
Konzepte dahinter zu begreifen ist fast eine Lebensaufgabe.
Zwar lernt der Laie nicht viel über Gleichungen, doch
Cresswell demonstriert überzeugend, dass an der Schnittstelle von
Bio und Mathematik Aspekte von Liebe und Sexualität deutlich
werden, die sonst verborgen geblieben wären. Wer hätte gedacht,
dass mathematische Prognosen in einem so unwissenschaftlichen
Bereich wie Liebe besser sein können als Astrologie oder
Lebenshilfekolumnen? Zum Beispiel gibt eine Formel die Antwort
auf die alte Frage, wie viele Liebhaber man ausprobieren sollte,
bevor man sich mit dem Gefühl, eine gute Wahl getroffen zu haben
und nichts verpasst zu haben, zufrieden geben kann? Die Antwort:
ein Dutzend. Das bietet eine genau berechnete Erfolgsgarantie von
75 %.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Clio Cresswell:
Wie viel Sex passt in ein Einmachglas?
Was die Mathematik über unser Liebesleben verrät,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2005,
191 Seiten, 19.90 Euro,
ISBN 3-593-37549-4
www.campus.de
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Zum Buch
Clio Cresswell: Wie viel Sex passt in ein Einmachglas? . Was die Mathematik über unser Liebesleben verrät. . Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 191 Seiten, ISBN 3-593-37549-4
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