Voll auf dem Holzweg.
Mintzbergs Hauptargumente:
Herkömmliche MBA-Programme richten sich an die falschen Leute und
verwenden die falschen Methoden - mit schädlichen Folgen für
Wirtschaft und Gesellschaft. Bislang ist der MBA meist ein
Vollzeitstudium für junge Leute ohne Führungserfahrung. Nach der
Ausbildung gelten die Absolventen als qualifiziert für die
Leitung eines Unternehmens und steigen oft gleich in der
Chefetage ins Geschehen ein. "Das vorgebliche Formen von Managern
aus Menschen, die noch nie geführt haben, muss als grober
Schwindel bezeichnet werden", urteilt Mintzberg kühl. Zudem sieht
er es als Problem, dass sich für die MBA-Programme vor allem
ehrgeizige, aggressive Persönlichkeiten bewerben, deren Motiv
meist die Gehaltssteigerung durch die zusätzliche Ausbildung ist.
Was herauskommt, sind, so legt er nahe, Söldner in der Chefetage,
die oft arrogant und praxisfern agieren. Langfristiges Denken?
Fehlanzeige! Nach durchschnittlich zwei, drei Jahren ziehen sie
weiter, zum nächsten Top-Job, zum nächsten Schritt auf der
Karriereleiter.
Mintzberg plädiert dafür, in Zukunft engagierte und
verantwortungsbewusste Teilnehmer aus dem Pool der
praktizierenden Manager auszuwählen - auf der Grundlage ihres
nachweisbaren Erfolgs in dieser Funktion. Zudem sollte das
Programm berufsbegleitend sein, damit die Teilnehmer in die
Praxis eingebettet bleiben. Bisher steht Führungspraxis - eine
der späteren Hauptaufgaben des Managementalltags! - in den
Business Schools kaum auf dem Programm. Dort wird Management als
eine Wissenschaft gesehen, unterrichtet wird mit Hilfe von
Fallstudien, was, so Mintzberg, vor allem die Analysefähigkeiten
schult. Ergebnis: Der MBA begünstige einen "buchhalterischen"
oder "heroischen" Managementstil. Detailliert hat er
recherchiert, wie sich ein Jahrgang von Top-MBA-Absolventen einer
Elite-Business School in der Praxis bewährt hat - es ist eine
Liste von Pleiten, Pech und Pannen. Die MBAler sind, so
scheint's, schlechter als ihr Ruf. Und das trotz der aufwendigen
Ausleseverfahren, die sicherstellen sollen, dass nur die hellsten
Köpfe zu den Programmen zugelassen werden.
Fakten, Fakten, Fakten.
Auch die bisherigen Reformen der
MBA-Studiengänge finden keine Gnade vor Mintzbergs Augen, nur die
komplette Neuerfindung könnte seinen Ansprüchen genügen. Man muss
kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass jede Menge Geschütze
auf ihn in Stellung gebracht werden. Vermutlich ist sein Buch
auch deswegen so umfangreich geworden: Mintzberg untermauert
seine Argumente detailliert und geradezu akribisch, sein Buch
birst fast vor Fakten und Beispielen.
Glücklicherweise ist er keiner der Kritiker, die keinen
Schimmer haben, wie man es besser machen könnte. Er geizt nicht
mit konstruktiven Vorschlägen: Allein drei Kapitel sind
Anregungen und neuen Konzepten gewidmet, wie man die
MBA-Programme neu gestalten könnte. Sogar mit gutem Beispiel
vorangegangen ist er, im Buch berichtet er von der
internationalen Business School neuen Typs, die er mit angeregt
hat. Allerdings bleibt ein Rest von Zweifel, wie umsetzbar seine
an sich sehr sinnvollen Ideen sind: Manager, die im Berufsalltag
stehen, sind üblicherweise schwer beschäftigt - wie viele würden
einen anstrengenden berufsbegleitenden MBA packen? Und wie sollen
sie überhaupt vorher, zu Anfang ihrer Karriere, in die Führung
und ins Management einsteigen? Wenn sie schon erfolgreich führen,
brauchen sie einen MBA vermutlich nicht mehr.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Henry Mintzberg:
Manager statt MBAs.
Eine kritische Analyse,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2005,
416 Seiten, 49.90 Euro
ISBN 3-593-37681-4
www.campus.de
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Henry Mintzberg: Manager statt MBAs. . Eine kritische Analyse. . Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 416 Seiten, ISBN 3-593-37681-4
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