"Je besser der Vorgesetzte kommuniziert, desto eher wird er seine Mitarbeiter erreichen und sie zu überdurchschnittlichen Leistungen motivieren", sagt Jürg Meier. In seinem neuen Buch Erfolgreiche Führungsgespräche befasst er sich mit den wichtigsten Gesprächssituationen, die Führungskräfte im Geschäftsalltag zu meistern haben. Von den eher positiven Anlässen wie Motivations- oder Fördergesprächen bis hin zu den schwierigen Situationen wie Kritik des Mitarbeiterverhaltens oder gar Entlassung erklärt der Schweizer Führungsexperte praxisnah, wie es Führungskräften gelingt, die richtigen Worte für eine konstruktive Unterredung zu finden.
Mehr als geschickte Rhetorik.
Jürg Meier, der selbst über 20
Jahre Führungserfahrung im Pharmabereich hat, stellt gleich zu
Beginn klar, dass sich hinter "Management by Words" weit mehr
verbirgt, als bloß geschickte Rhetorik oder raffinierte
Fragetechnik. Vielmehr steht und fällt gelungene Kommunikation
mit der inneren Haltung der Führungskraft. Wer sich nicht
ernsthaft für die Mitarbeiter interessiert, wer nicht aufrichtig
Anteilnahme an ihren Belangen nimmt und ihnen nicht aufmerksam
zuhört, wird auch keine erfolgreichen Gespräche führen können.
Der Autor verweist zum Beispiel auf jene Manager, die auf
der Hierarchieleiter immer höher steigen, und dabei die
Bodenhaftung verlieren und damit auch den aufmerksamen Blick auf
das, was an der Basis los ist. Wer sich zu weit von der Front
entfernt, so Meier, fühlt sich allzu leicht über alle Regeln
erhaben, setzt seine eigenen Interessen vor die Unternehmensziele
und hat niemand mehr um sich, der ihm die ungeschminkte Wahrheit
sagt. In solchen Fällen beschränkt sich die Kommunikation
zwischen Führung und Basis nicht selten auf die
berühmt-berüchtigten Memoranden aus der Chefetage - jene
todsicheren Motivations- und Glaubwürdigkeitskiller, mit denen
Führungskräfte ihren Mitarbeitern den sicheren Beweis erbringen,
dass "die da oben am grünen Tisch" keine Ahnung von der realen
Arbeitswelt haben. "Erfolgreiche Führungskräfte sind ihren
Mitarbeitern nahe, sehen sie gerne und nutzen jede Möglichkeit
zum Gedankenaustausch", sagt Jürg Meier und rät den
Führungskräften, Gespräche mit größtmöglicher Offenheit,
Ehrlichkeit und Courage zu führen - besonders, wenn es um
schlechte Nachrichten und heikle Themen geht, denn "wahrhaft
große Menschen wissen, dass das Kommunizieren unangenehmer
Wahrheiten der Sache dienlich ist".
Offen mit Gefühlen umgehen.
Leichter gesagt als getan - denn in
der Praxis schleichen sich gerade bei schwierigen Gesprächen
immer wieder und oft unbewusst Emotionen und Reflexe ein, die dem
Bemühen um konstruktive Kommunikation einen gewaltigen Strich
durch die Rechnung machen können. Und weil sich Gefühle auch in
noch so sachlichen Unterredungen einfach nicht ausschalten
lassen, empfiehlt Jürg Meier, sie nicht krampfhaft zu verbergen,
sondern offen damit umzugehen.
Das heißt einerseits, sich "in die Schuhe" des
Gesprächspartners zu stellen und dessen Gemütslage richtig zu
deuten. Auf der anderen Seite bedeutet es aber auch, seine
eigenen Gefühle klar und deutlich auszusprechen. Eine
Herausforderung, mit der sich besonders Männer oft schwer tun,
bemerkt der Autor treffend und bietet dem Leser gleich eine
kleine Nachhilfestunde in Sachen verbale Gefühlsäußerungen an.
Mithilfe einer Liste von nicht weniger als 60 Gemütsregungen -
von A wie "aufgebracht" bis Z wie "zuversichtlich" - können
gefühlslegasthenische Führungskräfte nachschauen, wie sie das,
was sie gerade bewegt, in treffende Worte fassen können.
Überhaupt spart das Buch nicht an Checklisten, Arbeitsblättern
und Tabellen und bietet dem Leser damit eine Fülle von
Möglichkeiten, aktiv an der eigenen Gesprächskompetenz zu
arbeiten.
"Es gibt nichts, was man dem Mitarbeiter nicht sagen könnte
- wenn man nur weiß, wie man es tun muss", sagt Jürg Meier.
Allerdings betont er immer wieder die besondere Verantwortung,
die Führungskräfte im Gespräch mit Mitarbeitern tragen. Die alten
Kommandostrukturen sind passé, anstelle der institutionellen
Autorität tritt die persönliche Autorität der Führungskraft -
"die Art, mit der ein Mensch das soziale Miteinander verbindlich
zu gestalten in der Lage ist". Dies erfordert nicht nur Empathie,
Fingerspitzengefühl und Glaubwürdigkeit, sondern auch den
sorgsamen Umgang mit Machtbefugnissen.
Jürg Meier lässt nicht unerwähnt, dass dies in den
Chefetagen in letzter Zeit oft in Vergessenheit geraten ist, dass
Manager ihre Macht missbraucht und Eigeninteressen über die Ziele
der Organisation gestellt haben. All denen, die
Führungsverantwortung tragen, gibt er deshalb ein Zitat von
Abraham Lincoln mit auf den Weg: "Jede, auch die beste
Führungskraft ist im Bedarfsfall wesentlich leichter zu ersetzen
als die Menschen, die ihre Arbeit tun." Diesen Menschen, so
Meier, gilt aber das Ziel aller Führungsbemühungen. Wenn sich
Führungsgespräche am Interesse der Mitarbeiter und an der Sache
des Unternehmens ausrichten, dann gälte: "Reden ist Gold."
Helga Hochberger arbeitet als freie Redakteurin für changeX.
Jürg Meier:
Erfolgreiche Führungsgespräche -
Gesprächstechniken für Führungskräfte,
GABAL Verlag, Offenbach 2004,
192 Seiten, 17.90 Euro,
ISBN 3-89749-464-7
www.gabal-verlag.de
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Jürg Meier: Erfolgreiche Führungsgespräche. Gesprächstechniken für Führungskräfte. . GABAL Verlag, Offenbach 1900, 192 Seiten, ISBN 3-89749-464-7
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