"Kein Mensch möchte wirklich Steuerberater werden"
Die neue "Jobs für ..."-Reihe von Uta Glaubitz.
Es gibt viel mehr Berufe, als die meisten Menschen denken - und mit etwas Glück finden Umsteiger dort Nischen, in denen sie sich wohler fühlen als in ihrem eigentlichen Job. In ihrer neuen Reihe, die Uta Glaubitz im Team mit anderen Autoren schreibt, stellt sie Berufe vor, die Quereinsteigern offen stehen. Die ersten Bände über Berufe für Sportfreaks, Bücherwürmer und Quasselstrippen sind Mitte Februar erschienen, aber auch Globetrotter und Nachteulen will sie bald mit Berufsideen versorgen.
Heike Makatsch, ehemalige Moderatorin des TV-Musiksenders VIVA sagte einmal über ihren Job, er gäbe ihr nicht wirklich das Gefühl, zur Arbeit zu gehen - es sei eher wie ein Treffen mit Freunden. Die neuen Bücher von Uta Glaubitz, die bei Campus schon mit Der Job, der zu mir passt erfolgreich war, setzen genau dort an, wo normalerweise die Arbeit aufhört: bei Leidenschaften, Hobbys und Vorlieben. Sie zeigen Um- und Einsteigern, wie sie ihre individuelle Stärke zum Berufsinhalt machen. Jeder Band enthält rund 50 Berufsbilder und Interviews mit Prominenten, die ihren Traumjob gefunden haben. Hinzu kommen zahlreiche Internetlinks, Adressen, Buchempfehlungen und Praxistipps. Welcher der genannten Jobs am besten zu einem passt, lässt sich mit einem Workshop zur individuellen Berufsfindung im letzten Kapitel des Buches herausfinden.
Drei Bände sind bereits erschienen.
"Es gibt wenige Berufe, die weglaufen."
Uta Glaubitz hat sich nach ihrem Philosophiestudium als Berufsberaterin selbständig gemacht und bietet ihren Workshop Individuelle Berufsfindung - auch in Zusammenarbeit mit Schulen und Universitäten - im gesamten Bundesgebiet an. Im Kurzinterview gibt sie selbst Auskunft über die Hintergründe ihrer neuen Reihe.
Wer wird Ihre Bücher kaufen - gibt es denn so viele Menschen,
die mit ihrem Beruf unglücklich sind?
Die meisten Menschen, die zu mir in die Beratung kommen,
haben einen ganz normalen Beruf wie zum Beispiel Sekretärin,
Bankkauffrau oder Lehrer. In aller Regel war es so, dass die
Leute das gar nicht wirklich machen wollten. Entweder ihre Eltern
fanden den Beruf toll und sagten, "Mach doch eine Ausbildung zur
Bürokauffrau!", oder das Arbeitsamt hat empfohlen, studieren Sie
doch Jura, damit bekommen Sie immer einen Job. Dann üben die
Leute den Beruf ein paar Jahre aus und stellen fest, das sie ihn
furchtbar finden. Kein Mensch möchte wirklich Steuerberater
werden, das kann mir keiner erzählen. Die Leute wollen viel
lieber Fußballstar oder Schauspieler werden, doch das wird von
außen nicht gefördert.
Außer von Ihnen, den Buchtiteln nach zu schließen ...
Die Leute sollen sich einfach fragen: Was für ein Mensch
bin ich, was interessiert mich, was macht mir Spaß, was motiviert
mich, und wie kann ich daraus einen Beruf machen? In dieser
Situation zeigen ihnen die Bücher, was für Möglichkeiten ihnen
offen stehen. Die meisten Leute denken sehr eingeschränkt über
Berufe nach, ihnen fällt höchstens Krankenschwester, Stewardess,
Lehrerin oder ähnliches ein. Mein Anliegen ist, zu sagen: "Leute,
es gibt so viel mehr Berufe als diese, und in fünf Jahren wird es
noch viel mehr geben!"
Nicht in jedem Beruf haben Quereinsteiger eine Chance. Kann
man den Leuten wirklich Hoffnung machen, doch noch in ihrem
Traumberuf Fuß zu fassen?
Ich habe fast ausschließlich Berufe vorgestellt, in die
man auch als Quereinsteiger kommt. Natürlich gibt es ein paar
Dinge, die mit der Zeit schwierig werden, vor allem im
Leistungssport. Einen solchen Fall hatte ich in der Beratung:
Eine Ingenieurin, deren große Liebe Basketball ist. Es war in
ihrem Alter natürlich zu spät, Profi-Basketballerin zu werden,
aber sie hätte zum Beispiel Trainerin oder Talentscout werden
können. Jetzt arbeitet sie in einer
Basketball-Spielergewerkschaft. Kurz: Es gibt Berufe, die
"weglaufen", aber das sind die Allerwenigsten. Kinderbuchautorin
kann ich noch mit 45 werden.
Gibt es für jeden Menschentyp die optimale Berufsnische?
Für jeden gibt es die optimale Entscheidung, aber sie gilt
nicht ein Leben lang. Nehmen wir an, ich möchte gerne
Abenteuerreiseleiterin werden und Survival-Touren anbieten, bei
denen man entweder den Mount Everest hochklettern muss oder sich
am Amazonas von Würmern und Spinnen ernährt. Ich mache das also,
aber nach ein paar Jahren sage ich vielleicht: "Das war super,
ich habe eine Menge erreicht und viele tolle Touren gemacht, aber
nun ist das für mich keine Herausforderung mehr. Ich war schon
fünfmal im Himalaja kraxeln, ich möchte jetzt etwas Neues
machen." Man muss sich eben immer wieder im Leben fragen, wo man
als nächstes hinwill. Die Zeiten der linearen beruflichen
Lebensläufe sind vorbei.
Wie ist eigentlich Ihr eigener Lebensweg verlaufen? Auch
nicht-linear?
Damals war es bei mir in der Klasse üblich, entweder eine
Banklehre zu machen oder BWL zu studieren, das fand ich alles
ganz furchtbar. Meine Eltern sind beide Juristen, daher habe ich
schon im zarten Alter von elf Jahren beschlossen, dass das für
mich nicht in Frage kommt. Stattdessen habe ich Philosophie
studiert und in einem Verlag gearbeitet; während dieser Zeit fing
ich auch an zu schreiben. Als ich mich dann selbständig gemacht
habe, war es naheliegend, das als Autorin zu tun; mein
Hauptgebiet war Beruf, Bewerbung und Karriere. Dabei fiel mir
auf, dass die Leute in Ratgebern immer gesagt bekommen, dass sie
wissen müssen, was sie wollen. Ist ja toll - aber was ist, wenn
man das nicht weiß? Also habe ich angefangen, Berufsfindungskurse
zu geben, zunächst für Geisteswissenschaftler. Aber in meinem
zweiten Seminar fand sich schon eine Zahnarzthelferin, und
inzwischen gibt es keine Bevölkerungsgruppe, die ich noch nicht
hatte.
Wie entstehen die Bücher der Reihe eigentlich konkret? Sie
arbeiten ja mit "Zulieferern" zusammen ...
Es ist meist so, dass diese Mitarbeiter recherchieren, die
interessanten Leute suchen, interviewen, daraus einen Text machen
und ich dann die redaktionelle Bearbeitung übernehme. An jedem
Band arbeiten neben mir fünf Leute mit. Das liegt einfach daran,
dass in jedem Buch ungefähr 80 Berufe vorgestellt werden. Das ist
eine Wahnsinnsarbeit und nicht alleine zu schaffen.
Wer ist nach den Sportfreaks und Bücherwürmern als nächstes
dran?
Ich habe Campus damals im Brainstorming bestimmt 20 Titel
vorgeschlagen: "Jobs für Faulpelze und Leute, die sich nicht
gerne bewegen" - da wollte ich ganz viele Beamte vorstellen -,
"Jobs für Nachteulen und Leute, die nicht gerne früh aufstehen",
"Jobs für Rocker und andere wilde Typen" und "Jobs für Beachboys
und für Leute, die gerne am Wasser sind". Prinzipiell könnte man
die Reihe unendlich fortsetzen. Wir starten mit drei Titeln und
legen dann jährlich zwei bis vier nach. In Arbeit sind zur Zeit
Jobs für Globetrotter und Jobs für Beratertypen, und danach Jobs
für Filmfreaks und Jobs für Nachteulen. Ich schaue mich einfach
ein wenig um, was für Menschentypen es gibt und wie man aus dem,
was ihnen wichtig ist, berufliche Pläne schmiedet.
www.berufsfindung.de
www.campus.de
© changeX Partnerforum [14.03.2001]
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