Jetzt redet der Chef!
Susanne Westphals Tipps für die richtige Kommunikation im Unternehmen.
Unsicherheit und Angst grassieren in den Unternehmen. Der Grund: Jeder fragt sich, wie sicher sein Arbeitsplatz ist - und das Management informiert zu wenig. Das führt dazu, dass Gerüchte leichtes Spiel haben. Untersuchungen haben gezeigt: Sobald Topmanager sich stärker darum kümmern, ihre Mitarbeiter auf dem Laufenden zu halten, arbeiten die Teams automatisch motivierter.
Ständige Veränderungen und damit
verbundene Verunsicherungen gehören zu unser aller Arbeitsalltag.
Daher tun auch gesunde Unternehmen im Moment gut daran, aktiv an
der Stimmung ihrer Teams zu arbeiten und nicht einfach nur zu
hoffen, dass alles in bester Ordnung ist. "Wie gut geht es
unserer Branche wirklich? Ist mein Arbeitsplatz auch dauerhaft
sicher? Ist mein ganz persönliches Familieneinkommen gefährdet?"
Diese Fragen stellen sich derzeit nicht nur Arbeitnehmer von
Firmen, in denen der Gerichtsvollzieher bereits Stammgast ist.
Auch an erfolgreichen und stabilen Unternehmen geht die
allgemeine Gesamtstimmung nicht spurlos vorüber. Beinahe jeder
kennt in seinem ganz persönlichen Umfeld Menschen, die sehr
plötzlich von Arbeitslosigkeit überrascht wurden.
Manchmal werden auch nur einfache, schlichte
Veränderungsprozesse hinterfragt: "Wie wirkt sich die aktuelle
Situation auf meinen persönlichen Arbeitsplatz aus? Wird sich
irgendetwas an meinem Arbeitseinsatz oder meinem Einkommen
verändern?"
Gerade jetzt sollten Chefs dafür sorgen, dass sich ihre
Mitarbeiter nicht von außen demotivieren lassen. Was ist zu
tun?
Transparenz ist wichtiger denn je.
Gerade wenn es dem Unternehmen gut
geht, sollten Vorgesetzte ihren Mitarbeitern dies regelmäßig
mitteilen. Mitarbeiterversammlungen oder Rundmails eignen sich
hier hervorragend. Dabei hängt der Erfolg dieser Maßnahmen
entscheidend ab von einer persönlichen und verständlichen
Ansprache. Also: keine wirren Folien über "EBITDA" an die Wand
werfen, sondern lieber in prägnanten Sätzen erklären, was die
Gewinnprognose für das Unternehmen bedeutet.
Auch eine regelmäßige, eventuell sogar wöchentliche E-Mail,
die Mitarbeiter direkt von der Absenderkennung ihres CEO
erhalten, bringt etwas Ruhe in bewegte Zeiten. Hierbei müssen ja
keine Romane verfasst werden, ein kurzer Wochenrückblick mit
einigen Stichworten genügt. Markworts Editorial im
Focus bietet hier eine prima Stilvorlage.
Chefs sollten sich blicken lassen.
Jeden Tag werden neue Projekte
angeschoben oder wieder gestoppt. Minütlich werden wichtige
Entscheidungen getroffen. Das merken Mitarbeiter, weil sie
dadurch direkt oder indirekt betroffen sind. Findet nun von
Seiten der Geschäftsleitung keine aktive Kommunikation statt,
wird dies allenfalls als mangelnde Wertschätzung oder Ignoranz
interpretiert.
Vorgesetzte sind für Mitarbeiter nach wie vor die
glaubwürdigste Informationsquelle! Daher sollten diese Flagge
zeigen, so oft sie können: in Mitarbeiterversammlungen, im
Intranet oder durch das Versenden von Rundmails. Sehr beliebt
sind auch regelmäßige Besuche der Mitarbeiter an ihrem
Arbeitsplatz, das klassische "management by walking around". Sie
kommen bei den Mitarbeitern super an - solange sie sich nicht
überkontrolliert fühlen. Daher ist es angebracht, bei dieser
Gelegenheit eher mal Anerkennung für die Leistungen zu zollen und
weniger nachzubohren ("Was machen Sie da eigentlich den ganzen
Tag?").
Unternehmensziele in persönliche Ziele übersetzen.
Das Unternehmen will zehn Prozent
der laufenden Kosten einsparen? Wunderbar - doch was hat dies mit
mir zu tun? Sie können nicht davon ausgehen, dass Mitarbeiter
übergreifende Ziele von selbst verstehen und automatisch
erkennen, welchen Beitrag sie selbst dazu leisten können. Nehmen
Sie sich Zeit zum "Dolmetschen": Nur so erkennt ein
Sachbearbeiter, dass auch seine Telefonrechnung hier einen
wertvollen Puzzlestein liefern kann.
Sinnvoll ist auch, Teile der Informationen zur "Holschuld"
zu machen. Die größte Gemeinsamkeit von Mitarbeiterbefragungen
besteht mit Sicherheit im Kritikpunkt, dass Mitarbeiter sich
nicht ausreichend informiert fühlen. Dabei kann dieser Vorwurf
ganz einfach ausgehebelt werden, indem Anlaufstellen für interne
Fragen klar kommuniziert werden.
- Veröffentlichen Sie aktiv die E-Mail-Adressen und Durchwahlnummern aller Topführungskräfte mit dem klaren Hinweis, dass dort Fragen platziert werden können. Keine Angst: Sie werden nicht überrollt! Diejenigen, die dieses Angebot nutzen, hätten ohnehin nachgefragt.
- Kommunizieren Sie eine zentrale Rufnummer als Hotline für interne Fragen. So haben Mitarbeiter eine Anlaufstelle und können nicht mehr sagen, sie hätten nicht gewusst, wie sie an die gewünschten Informationen gelangen sollen.
- Ebenfalls sehr beliebt und aktiv genutzt werden Live-Chats mit dem CEO. Dieses Instrument ist auch besonders geeignet für sehr große Organisationen mit mehreren Niederlassungen.
© changeX Partnerforum [30.10.2003] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Autorin
Susanne WestphalSusanne Westphal ist Autorin des kürzlich erschienenen Buchs Unternehmenskommunikation in Krisenzeiten. Sie berät mittelständische Unternehmen im Bereich Kommunikation und coacht Führungskräfte. www.SueWest.de