Hervorragender Tummelplatz
Die kleinen Saboteure, das neue Buch von Marco von Münchhausen.
Innere Schweinehunde sind auch in den Unternehmen zugange. Und zwar nicht zu knapp. So manche gescheiterte Umsetzung geht auf das Konto der lästigen Tierchen. Doch es gibt Möglichkeiten, mit ihnen Frieden zu schließen.
Für Manager ist das manchmal zum Aus-der-Haut-fahren. Gefrustet reagieren sie nur allzu oft mit Umstrukturierungen oder Entlassungen, um wieder Ordnung in "den Laden" zu bringen. Gar nicht nötig, behaupten Marco von Münchhausen (bekannt von seinem ersten Buch So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund. Vom ärgsten Feind zum besten Freund) und der erfahrene Management-Autor Hermann Scherer. Es gibt auch andere Wege, das lästige Tierchen zu zähmen und im Unternehmen eine positive Arbeits- und Teamkultur hinzubekommen. Münchhausen und Co. machen in vielen Fallbeispielen deutlich, wo der Schweinehund am Werk ist. Anschließend werfen sie einen Blick in die Trickkiste des Schweinehunds, entschlüsseln die Motive und Dynamiken, die hinter ihm stehen, und geben Tipps, wie man mit ihm klar kommt. Nach dem Motto: "Gelingt es, den Schweinehund zu durchschauen und Hand in Hand mit ihm statt gegen ihn das Notwendige zu tun, klappt alles besser."
Verhaltensmuster durchbrechen.
Manche Merksätze aus dem ersten
Band finden sich im zweiten Buch wieder, mit Beispielen aus dem
Business-Bereich versehen. Aber nicht nur eine Transferleistung,
auch viel Neues hat der zweite Band zu bieten. Besonders das
Thema Change Management bietet reichlich Ansatzpunkte: Viele
Mitarbeiter reagieren auf Veränderungen mit Angst, sie legen sich
eiligst Schützengräben und wehren Herausforderungen ab, weil sie
sich überfordert fühlen. Und natürlich achten ihre
Schweinehündchen ganz genau darauf, dass ihren Herrchen nichts
weggenommen wird - bei vermeintlichen Versuchen, an den Pfründen
zu rühren, werden sie richtig bissig.
Aber auch interkulturelle Missverständnisse, Teamprobleme
und der ganz alltägliche Meeting-Wahnsinn greifen die Autoren mit
Hilfe ihrer bewährten tierischen Metapher auf. Wenn ein Team zum
Beispiel auf der Beziehungsebene anfängt, sich um sich selbst zu
drehen, dann können dahinter Ursachen stecken, die gar nicht im
Unternehmen zu suchen sind. Denn da der Schweinehund zu einem
guten Teil aus ungeklärten, verdrängten Persönlichkeitsanteilen
besteht, rastet er in manchen Situationen, die ans Elternhaus
oder an Rollenkonflikte mit Geschwistern erinnern, aus. Schwupps
- schon greift ein uraltes Verhaltensmuster! Außenstehende, die
das natürlich nicht wissen können, tippen sich an die Stirn: Was
ist denn mit dem los? Münchhausens Tipp: "Finden Sie heraus,
welche Dynamik in einem Team am Werke ist, dann können die
Mitglieder auch wieder autonom handeln." Wichtig ist aber auch,
Ziele richtig festzuklopfen und sie "Schweinehund-sicher" zu
machen, in dem man sie beispielsweise vom Mitarbeiter selbst
formulieren lässt.
Der Anti-Schweinehund-Führungsstil, den die Autoren
empfehlen, ist sehr löblich: Zum Beispiel gilt es, durch Ziele zu
führen, aber zu kontrollieren, ob sie erreicht worden sind. Auf
die Bedürfnisse der Teammitglieder einzugehen. Das soziale
Bewusstsein im Team zu fördern. Und nicht zuletzt dem
Schweinehund einen Ort zum Meckern zu geben.
Mitarbeiter auf dem Prüfstand.
Münchhausen und Co. schreiben ganz
aus der Sicht der Führungskraft, des Managers. Deshalb stimmen
der Buchtitel
Die kleinen Saboteure - So managen Sie die inneren
Schweinehunde im Unternehmen und die Typologien im Buch auch
ein wenig unwohl. Ist das immer öfter der Blick der gefrusteten
und krisengeschüttelten Führungskräfte auf ihre viel gepriesene
Ressource Nummer eins: Alles Saboteure, die sich jedem Wandel
entgegenstellen, Arbeitsvermeidung praktizieren und vor allem mit
ihren Kollegen beschäftigt sind statt mit dem Kunden? Zum Glück
geben die Autoren immer wieder zu bedenken, dass es den
Mitarbeitern nicht gerecht wird, sie nur unter negativem
Vorzeichen zu betrachten, und mahnen: "Menschen haben einen
inneren Schweinehund, aber sie sind nicht mit ihm identisch."
Hm. Kleiner Blick in die Gallup-Statistik, die im Buch
zitiert wird: 15 Prozent der deutschen Arbeitskräfte arbeiten
engagiert, 60 Prozent nicht engagiert und 16 Prozent betätigen
sich sogar aktiv unengagiert, das heißt sie schaden dem
Unternehmen sogar noch. Bitter! Da lässt sich nachvollziehen,
warum die Sprache der Autoren stellenweise etwas herb ausgefallen
ist. Zum Beispiel, wenn's um Weiterbildung geht: "Viele
Mitarbeiter kommen von alleine einfach nicht auf die Idee, sich
nach geeigneten Kursen umzusehen, um sich fachlich auf dem
Laufenden zu halten. (...) Wenn die Qualifikation dann nicht mehr
mit dem Anforderungsprofil zusammenpasst, ist das Geschrei groß."
Kurz: Münchhausens neues Werk eignet sich hervorragend als
Geschenk für Manager, die über ihre Leute immer neue Horrorstorys
zu erzählen wissen. Aber der Chef sollte sich besser nicht mit
diesem Buch von seinen Mitarbeitern erwischen lassen. Sonst ist
der Ofen aus und die Sympathie verscherzt.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Marco von Münchhausen / Hermann Scherer:
Die kleinen Saboteure.
So managen Sie die inneren
Schweinehunde im Unternehmen,
Campus Verlag,
Frankfurt/New York 2003,
206 Seiten, 24,90 Euro,
ISBN 3-593-37202-9
www.campus.de
© changeX Partnerforum [14.04.2003] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Marco von Münchhausen, Hermann Scherer: Die kleinen Saboteure. . So managen Sie die inneren Schweinehunde im Unternehmen. . Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 206 Seiten, ISBN 3-593-37202-9
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