Ideen von der Crowd

Zur ZI-Konferenz Ideenmanagement: fünf Fragen an Hans-Jürgen Brändle

"Wirksam verändern - mittendrin" ist das Motto der Jahreskonferenz für Ideenmanagement 2013 in Kassel. In einer Reihe von Kurzinterviews geben die Referenten einen Ausblick auf ihren Vortrag. In Folge 4 Hans-Jürgen Brändle von der Commerzbank.

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Hans-Jürgen Brändle ist seit 1998 im Bereich Human Resources der Commerzbank AG und dort seit Anfang 2004 im Ideenmanagement tätig. Zu seinen Aufgaben zählen die konzeptionelle und operative Steuerung des Ideenmanagements.
Das Ideenmanagement der Commerzbank versteht sich als Personalführungsinstrument, mit dem als Teil der konstruktiven Unternehmenskultur Mitarbeiter aktiv am unternehmerischen Prozess beteiligt werden.
 

Herr Brändle, Sie sprechen über WikIdee und "Crowdsourcing, zugeschnitten auf das Ideenmanagement bei der Commerzbank". Was ist WikIdee? 

Start von WikIdee war der 12. September 2011. Eng verbunden mit dem bestehenden Online-Angebot von ComIdee bildet es ein effizientes Empfehlungssystem und ist der Schlüssel, um die "Schwarmintelligenz" der Mitarbeiter zu nutzen. Mit WikIdee werden Ideen priorisiert und vorangebracht, indem sie auf einer gemeinsamen Plattform diskutiert und bewertet werden. Zugleich wird verteiltes Wissen zusammengebracht.
Damit bringt WikIdee folgenden Nutzen: Erstens ergänzen, kommentieren und diskutieren Mitarbeiter Ideen und veredeln sie auf diese Art, zweitens können Moderatoren steuern und Themen setzen, drittens werden Ideen bewertet, priorisiert und unterschiedlich intensiv diskutiert, so entsteht aus Quantität Qualität, viertens entlastet WikIdee Gutachter, denn sie befassen sich in der Regel nicht mit den Ideen, die von der Community deutlich niedriger bewertet werden, es sei denn, sie werden sehr kontrovers diskutiert, fünftens ist es in diesem lernenden Empfehlungssystem leichter, ähnliche Ideen, relevante Gutachter oder mögliche Mehrfachnutzungen zu identifizieren.
Inzwischen haben wir die beiden "Marken" ComIdee und WikIdee zu einer gemeinsamen verschmolzen. Wir nennen das Ideenmanagement für Ideenwege mit und auch ohne Diskussion, die nach wie vor bestehen bleiben, nun WikIdee.
 

Was bringt Crowdsourcing? 

Dazu muss man etwas ausholen: Wie kommt man eigentlich auf Ideen? Was ist der Stoff, aus dem Kreativität gemacht wird? Häufig beginnt der kreative Prozess mit einem Problem, oder zumindest mit einer leichten Unzufriedenheit. Schon Kleinigkeiten, mit denen man im Alltag immer wieder zu kämpfen hat - wie umständliche Arbeitsabläufe oder die Verschwendung von Material, Zeit und Nerven -, können der Funke sein, aus dem irgendwann ein Geistesblitz wird. Crowdsourcing erleichtert es, solche oftmals "kleinen" Ideen einzuspeisen und zu aggregieren. Crowdsourcing wird zunächst in Form eines Blogging und im zweiten Schritt in der Verdichtung der manchmal sehr breiten "Diskussionswolke" genutzt. Viele ähnliche Unzufriedenheiten und Kleinigkeiten wie auch die Best-Practice-Erfahrungen von anderen Kollegen ergänzen sich gegenseitig und werden zu einer komplexen Idee und Lösung.
 

Thema Social Media - wie weit sind Sie auf dem Weg zum Enterprise 2.0? 

WikIdee ist der erste flächendeckende Einstieg in das Social Intranet. Selbstverständlich befindet sich das Unternehmen auf dem Weg in die vernetzte Kommunikation von "vielen an viele". Gerade eine Onlineplattform wie WikIdee mit Funktionen des Web 2.0 muss sich weiterentwickeln, wenn sie lebendig bleiben will. WikIdee wird sich über kurz oder lang in ein entstehendes Social Intranet einfügen. Vielleicht ist es diese Kultur der Offenheit, die WikIdee so attraktiv macht, zumal es dort nicht um Ideen allein geht: WikIdee versteht sich nicht zuletzt auch als Diskussionsforum, in dem Themen zur Sprache kommen können, die den Mitarbeitern unter den Nägeln brennen. Vieles, was einmal verworfen wurde oder im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten ist, wird so wieder "hochgespült". Ein durchaus gewollter Nebeneffekt, der sich positiv auf die Stimmung der Mitarbeiter auswirkt - mit allen erwünschten kurz- und langfristigen Effekten der Motivation.
 

Ohne Ihrem Vortrag zu sehr vorgreifen zu wollen - welche Botschaft möchten Sie dem Kongress vermitteln? 

Das Ideenmanagement kann mit den modernen Mitteln des Web 2.0 ergänzt werden. Ideenmanagement wird nicht nur attraktiver, weil Web-2.0-Funktionen "neu und chic" sind. Über Ideen diskutieren und diese priorisieren ist vielmehr ein zusätzlicher Eingangskanal für Ideen, die vielleicht noch nicht ganz gereift sind. Alle Eingangskanäle haben nebeneinander ihre Berechtigung, denn wie längst bekannt: "Der Idee ist es egal, woher sie kommt." Die Kultur der virtuellen Vernetzung ist kaum mehr aufzuhalten - warum sollten wir Ideenmanager dies für unseren Auftrag nicht nutzen? Im Gegenteil: Gerade von uns wird erwartet, dass wir mit neuen innovativen Konzepten Trendsetter sind.
 

Was erwarten Sie von der ZI-Konferenz? 

Ganz einfach sehr viel: Es gehört eine ganze Menge Fachinformation in diese Tagung - für jeden Teilnehmer abrufbar nach seinen aktuellen Anforderungen. Ebenso suche und finde ich live präsentierte Methodenkompetenz, die nicht zuletzt aus der Moderation und Choreografie der Tagung erlebbar und für eigene Aktivitäten inspirierend wird. Und wo sonst hat man Gelegenheit, aus einer so großen Anzahl von Experten sich diejenigen auszusuchen, mit denen man auf der gleichen Wellenlänge direkt kommuniziert und die an den gleichen Themen arbeiten. Denn auch hier gilt: Das eine tun und das andere nicht lassen - das heißt virtuelle Kanäle nutzen, aber auch den direkten Kontakt pflegen. Ich freue mich auf das Gesamtwerk.
 


changeX 31.01.2013. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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