Wege zur Unternehmerin

Bei manchen sind es diese leisen Zweifel. Ob das Angestellten-Dasein wirklich das Richtige für sie ist. Ob der Job tatsächlich zu ihnen passt. Ob es das schon gewesen sein kann: Immer die gleiche Tätigkeit zu verrichten und in Routine zu erstarren. Bei anderen sind es die Umstände: Plötzliche Arbeitslosigkeit, eine Stelle läuft aus, eine schwere Krankheit wird diagnostiziert. Und plötzlich ist sie da, die Idee, sich selbständig zu machen. Und will den inneren Denk-Raum nicht mehr verlassen.  

Umbrüche, Aufbrüche und Neuanfänge – dies ist der Stoff, aus dem die Wirtschaftsjournalistin Silke Becker ihr Buch Die unternehmen was! Von der Gründung zum Erfolg webt. Sie porträtiert sieben Unternehmerinnen, die es mit sehr unterschiedlichen Geschäftsideen und Gründungskonzepten geschafft haben, ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Da ist die erfolgreiche Bankkauffrau, die an ihrem Beruf keine Freude mehr hat und deshalb als Franchisenehmerin ein Blumengeschäft eröffnet. Da ist die Controllerin, die sich mit 47 selbständig macht, weil ihr Angestellten-Dasein sie langweilt. Da ist die Quereinsteigerin, die nach einer Karriere in der Hotellerie eine Schule für Sprechen, Präsentation und Kommunikation betreibt. Und da ist die Pharmazeutin mit Kind, die ein Forschungsunternehmen gründet, um nicht länger von ihrer Familie getrennt in einem anderen Land arbeiten zu müssen.  

Sie alle eint, dass sie der inneren Stimme gefolgt sind und den Mut hatten, neue Wege zu gehen. Sie trennt die Art der Gründung und die Situation, aus der heraus sie sich selbständig gemacht haben. An jedem einzelnen Beispiel dekliniert Becker durch, welche Gründungsformen es gibt: Teamgründungen als GmbH oder GbR, Einzelgründungen und Franchise. Oder was bei einer Gründung aus einer besonderen Lebenssituation heraus zu beachten ist – als Mutter, als Quereinsteigerin oder als ältere Gründerin ab 45.  

Becker stellt die Unternehmerinnen mit ihrem spezifischen Weg in die Selbständigkeit vor. Sie lässt sie von ihrem Werdegang, ihren Umbruchsituationen und ihren Erfahrungen berichten. Sie thematisiert die Wege und Umwege, die sie gemacht haben. Lässt sie auf die Schwierigkeiten und Fehler zurückschauen, die ihnen am Anfang unterlaufen sind. Und sie schildert den Erfolg, den die Unternehmerinnen heute ernten. Das ist zum Großteil interessant und unterhaltsam zu lesen. Spannend: die Einblicke in unterschiedliche Branchen.  

Auf jedes Porträt folgt ein informativer Text, der erklärt, was bei der Gründungsform der vorgestellten Unternehmerin das Besondere ist. Worauf ist bei Verhandlungen mit einem Franchisegeber zu achten? Welche Vor- und Nachteile hat eine Teamgründung? Achtung: Bei einer GbR haftet die Gründerin mit ihrem Vermögen für die Partner. Und bitte: Nicht aus Frust gründen!  

Abgerundet wird das Buch durch mehrere Infoteile: Die Frage, ob Frauen anders gründen, wird mit den bekannten Merkmalen beantwortet: Frauen bereiten sich besser vor, haben weniger Selbstbewusstsein, gründen häufiger in Branchen mit geringem Verdienst. Der Leitfaden zur passenden Gründungsidee ist etwas zu kurz geraten und kann nur ein Einstieg sein. Sehr informativ hingegen ist das Interview mit einem Banker, der aus Bankensicht schildert, was für ein erfolgreiches Gespräch unbedingt zu beachten ist. Im Anhang befinden sich erste Kontaktadressen und Lesetipps für Gründungswillige.  

Fazit: Wer einen Einstieg ins Thema Gründung sucht, findet in diesem Buch viele Vorbilder und Anstöße.