Ich Marke
Leistungen und Stärken kommunizieren und sich gezielt verkaufen: Karriereplanung hat viel mit Markenbildung zu tun: der der Marke „Ich“. Doch die will aufgebaut, entwickelt, gepflegt und geführt sein. Dieses Buch zeigt, wie.
Elisabeth Schicks Buch Der Ich-Faktor hat eine klare, wohldefinierte Zielgruppe: Es wendet sich an Leute, die was werden wollen. Dass man dieses „was werden wollen“ mit dem Begriff der „Selbstvermarktung“ bezeichnet, ist schon seit Jahrzehnten üblich. Niemand kriegt mehr einen Schrecken, wenn das eigene Vorankommen mit der erfolgreichen Platzierung eines Produkts verglichen wird. Nicht ganz so alt ist eine andere Erkenntnis: Auch bei der Karriereplanung können reine Vermarktungsstrategien schiefgehen. Das zeigt sich, wenn man einen weiteren zentralen Begriff des Marktes hinzudenkt – den der Marke.
Über Wesen, Kern und Führung einer Marke ist bekanntlich viel geschrieben worden, viele Regalmeter füllt die einschlägige Literatur. Ein zentraler Begriff taucht in diesen Schriften immer wieder auf: Authentizität. Nur wenn eine Marke überhaupt da ist, wenn sie überzeugend und „echt“ wirkt, haben Vermarktungsversuche Erfolg. Da ist es nur folgerichtig, die Karriereplanung zur Markenpflege zu machen – und sich zunächst einmal um sein Inneres zu kümmern. Antonella Mei-Pochtler, Vorzeigepowerfrau bei Schicks ehemaligem Arbeitgeber The Boston Consulting Group, betont im Vorwort, wie wenig es zunächst um den Blick nach außen geht: „Die Ich-Marke lebt aus ihrem inneren Kern, ihrer Substanz.“
Allerdings: Erlebt werden sie von den anderen. Marken entstehen und bestehen in den Köpfen der uns umgebenden Menschen, sie bestimmen über Erfolg oder Misserfolg der persönlichen Karriereplanung. Chefs, Kollegen und Mitarbeiter von der eigenen „Ich-Marke“ zu überzeugen, darum geht es Elisabeth Schick in ihrem Buch. „Markenführung bemüht sich in ihrem Kern immer darum, Dingen ein klares Profil zu geben. Von dieser Erfahrung können wir viel auf den Menschen übertragen“, schreibt sie in der Einleitung.
Markenkern mit hohem Ich-Faktor
So geht sie also daran, mit dem Leser zusammen dessen Markenkern zu entwickeln. Doch zunächst gilt es, den Umgang mit der Ich-Marke zu lernen. Wie kommuniziere ich meine Leistungen? Wie gehe ich gegen „Lorbeerdiebe“ an? Warum die Notwendigkeit, konstant und über alle Kanäle zu kommunizieren? Welche Mittel und Wege gibt es überhaupt, sich und seine Marke erfolgreich zu vermarkten? Und ja, es geht auch um die richtige Kleidung ...
Da klingt vieles allzu selbstverständlich. Aber der Alltag zeigt, dass man es nicht oft genug wiederholen kann. Und wenn diese Techniken und Instrumente unter dem Paradigma der Markenführung stehen, erscheinen sie in einem übergeordneten Zusammenhang und plötzlich viel leichter anwendbar.
Der Kern des Buches jedoch, der Markenkern: Schick spricht von einem hohen Ich-Faktor, wenn dieser Kern gut entwickelt ist und ein klares Profil hat. Anders ausgedrückt – wenn Eigenbild und Fremdbild, Eigenerwartung und Fremderwartung in den Bereichen Stärken/Fähigkeiten, Wissen und Werte möglichst zusammenfallen. Und wenn es noch hapert mit der klaren Fokussierung, mit dem Wissen um den eigenen USP, dann heißt es Analysieren. Welche Stärken, welches Wissen und welche Werte habe ich? Welche von ihnen nutze ich, und welche sind für mein Fortkommen wichtig? Gut möglich, dass ich als Marke nicht zu meinem Arbeitgeber passe. Statt sich dann zu verbiegen, sollte man sich lieber nach etwas Neuem umschauen – ganz im Sinne der authentischen Marke.
Ganz wichtig: Anders als viele andere Ratgeber geht Schick mit der gleichen Ernsthaftigkeit die Frage an, wie man es denn nun mit dem ersten Schritt halten solle. Offen spricht sie an, dass Vorhaben oft an den Sätzen scheitern, die man uns als Kinder eingebläut hat: „Das schaffst du doch sowieso nicht!“ Einen Motivationstrainer ersetzt das Buch nicht, dennoch wirken die entsprechenden Kapitel und Übungen überzeugend und dürften für Leser hohen praktischen Wert haben.
Diagramme mit Pep
Überhaupt die Praxis: Kein Kapitel ist länger als zwei Seiten, immer gibt es am Ende was zu tun. Auf Arbeitsblättern kann der geneigte Leser herausfinden, was denn nun seine Marke eigentlich ist, wie gut er darin ist, seinen Chef von sich einzunehmen oder wie das nächste Meeting noch erfolgreicher verläuft. Und noch etwas ist anders an diesem Buch. Die Grafiken wurden von drei jungen Designern gestaltet, die selbst dem trockensten Stärken-Schwächen-Diagramm Pep verleihen und Lust zum Hingucken machen. Sie sehen aus wie Collagen aus Post-its, Notizblöcken und Skizzen und verstärken so die Hands-on-Komponente des Buches. Langweilig wird es jedenfalls nicht, und die Lust an der eigenen Marke wird allemal geweckt.
changeX 02.06.2010. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Elisabeth Schick: Der Ich-Faktor. Erfolgreich durch Selbstmarketing. Carl Hanser Verlag, München 2010, 191 Seiten, ISBN 978-3-446-42178-3
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Autor
Jost BurgerJost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.