Direkt zur Lösung
Auf der Suche nach einer Lösung befassen wir uns meist viel zu sehr mit dem Problem. Doch unsere Versuche, dessen Entstehung zu erklären, können uns bei der Lösungsfindung sehr im Wege stehen. Der lösungsfokussierte Ansatz zeigt einen Weg, schneller und direkter zur Lösung zu kommen.
Lösungsorientiert möchten wir alle sein. Doch gerade im Berufsleben sind uns die schnellsten und direktesten Wege zur Lösung oft versperrt. Denn die Fixierung auf das Problem, unsere Versuche, dessen Entstehung zu erklären, können uns bei der Lösungsfindung sehr im Wege stehen. Helfen kann da Susanne Burgstaller mit ihrem Werk Lösungsfokus in Organisationen. Zukunftsorientiert beraten und führen.
Darin zeigt die Beraterin und Coachin mit 25 Jahren Erfahrung in Organisations- und Personalentwicklung die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des lösungsfokussierten Ansatzes in der Organisationsberatung auf. Dieser Ansatz "umgeht Problemanalysen und steuert direkt auf die Lösung zu", erklärt Burgstaller. So führe er zu raschem, pragmatischem und als positiv erlebtem Fortschritt. Zugleich stellt sie klar: "Lösungsfokus darf nicht mit positivem Denken verwechselt werden." Lösungsfokus sei zwar meist positiv, gehe aber schwierigen Situationen nicht aus dem Weg; nicht zuletzt könnten die angestrebten kleinen Schritte zur erwünschten Zukunft auch harte Schritte sein, so die Autorin.
Eine radikal andere Art des Denkens
Der als Teil der systemischen Großfamilie betrachtete Beratungsansatz bietet "sowohl eine radikal andere Art des Denkens über Organisationsentwicklung und die Herausforderungen von Führung als auch ein nützliches Toolset", erklären Mark McKergow und Jenny Clarke vom Centre for Solutions Focus at Work in London, die sich für das Vorwort gewinnen ließen. "Seine Art des Denkens erkennt die emergente und interaktive Qualität menschlicher Aktivitäten an und zeigt die Sinnlosigkeit vieler Zugänge zu Change-Management auf (die alle funktionieren würden, wenn nur die Dinge für einen winzigen Moment stillstünden)."
Hinter der einfachen, aber hochsensiblen Anwendung stehen drei Grundideen: (erstens) die Lösung klar fokussieren, (zweitens) die für diese künftige Lösung wichtigen Anzeichen in der Gegenwart erkennen und gestalten sowie (drittens) den direkten Weg zur Lösung einschlagen, ohne sich mit dem Problem aufzuhalten.
Wie sich dieser Ansatz in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Organisationsberatung entwickelt hat und welche Methoden sich als besonders wirksam erwiesen haben, stellt Herausgeberin Burgstaller in diesem Buch dar. Für den theoretischen Unterbau stützt sie sich im zweiten Kapitel auf Beiträge zum Hintergrund und zu den Wurzeln von Lösungsfokus von Experten wie Gregory Bateson, John Weakland und dem Mental Research Institute. Selbst stellt sie nach Schnellstart und Hintergrund in den Kapiteln drei und vier die lösungsfokussierte Organisationsberatung sowie die verschiedenen Prinzipien und Werkzeuge lösungsfokussierter Anwendungen in Organisationen vor. Für praktische Anwendungsfälle und Best-Practice-Beispiele lässt sie erneut Experten aus den verschiedenen Bereichen zu Wort kommen.
"Mit diesem Buch bietet uns Susanne Burgstaller eine wertvolle Tour d’Horizon, indem sie die historischen Wurzeln und richtunggebenden Leitlinien von Lösungsfokus beschreibt und das Besondere durch Fallbeispiele veranschaulicht. Sie platziert Lösungsfokus auf der Landkarte der Beratungsmethoden", so noch einmal Mark McKergow und Jenny Clarke.
Wertvolle Art, über die eigene Praxis nachzudenken
Egal, ob die Leser bereits mit dem lösungsfokussierten Zugang vertraut sind oder neu in die Thematik einsteigen - dieses Buch vermittelt eine wertvolle Art, über die eigene Praxis nachzudenken, und unterbreitet Instrumente und Vorschläge, die eigene Wirksamkeit zu steigern. Die Darstellung von lösungsfokussierten Anwendungen, von Tools, typischen Designs, anschaulichen Praxisbeispielen sowie Rahmen und Prozessen legt die Grundlage für eine Weiterentwicklung der Anwendungspraxis in Organisationen.
Kernaussage: Nicht jeder ist lösungsfokussiert, aber jeder kann es werden - mit dem richtigen Training.
Zitate
"Lösungsfokus darf nicht mit positivem Denken verwechselt werden. … ,Denken‘ ist im Lösungsfokus wichtig, aber Handeln noch wichtiger. Lösungsfokus ist meist ,positiv‘, aber nicht immer: Schwierige Situationen werden als solche erkannt und nicht beschönigt, und die kleinen Schritte zur erwünschten Zukunft können auch harte Schritte bedeuten." Susanne Burgstaller: Lösungsfokus in Organisationen
"Was die lösungsfokussierte Praktikerin jedenfalls nicht macht, ist eine Liste der Probleme einer Organisation. Stattdessen erarbeitet sie mit ihren Kundinnen ein Bild der gewünschten Zukunft, in der Sprache der Strategie oft ,Vision‘ genannt." Susanne Burgstaller: Lösungsfokus in Organisationen
"Unsere Versuche, die Entstehung des Problems zu erklären, können uns bei der Lösungsfindung sehr im Wege stehen, nicht nur, weil wir vielleicht von Annahmen über Dinge, von denen wir keine direkte Kenntnis haben können, ausgehen, zum Beispiel darüber, was in den Köpfen anderer vorgeht, sondern auch deshalb, weil wir vielleicht nur auf einem ,Pfad‘ bleiben und dadurch blinde Flecken erzeugen." Susanne Burgstaller: Lösungsfokus in Organisationen
changeX 04.09.2015. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Susanne Burgstaller (Hrsg.): Lösungsfokus in Organisationen. Zukunftsorientiert beraten und führen. Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2015, 264 Seiten, 34.00 Euro, ISBN 978-3-8497-0064-5
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Autorin
Katharina LehmannKatharina Lehmann ist freie Journalistin in Berlin. Sie schreibt als freie Autorin für changeX.