Vorbilder, die ziehen

Frank Arnolds Kompendium mit Vorbildern fürs Management.
Text: Jost Burger

Management ist graue Theorie? Weit gefehlt! Ein junger Berater greift ins volle Leben und zeigt an 62 erfolgreichen Menschen, was man von ihnen an Managementwissen lernen kann. Management sehr weit gedacht.

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Allen Mythen des 21. Jahrhunderts zum Trotz: Die Masse scheint nur wenigen weise. Große Leistungen werden von Individuen erbracht, von ihnen liest und hört man mit Begierde. Sonst würden sich Biografien nicht so gut verkaufen, und es darf davon ausgegangen werden, dass das Leben so manchen großen Mannes, so mancher großen Frau als Quelle der Inspiration betrachtet wird. 

Nach diesem Prinzip funktioniert auch das Buch von Frank Arnold Management. Von den Besten lernen. Der Schweizer Unternehmensberater, der lange für Fredmund Malik arbeitete und dessen Managementansatz sich an den Lehren Peter F. Druckers orientiert, stellt in seinem Buch 62 Persönlichkeiten vor, die auf einzigartige Weise Managementqualitäten unter Beweis gestellt haben oder dies noch tun.
„Management“ wird dabei sehr breit definiert. Es geht darum, wie der Einsatz besonderer Fähigkeiten das Erreichen von Zielen ermöglicht. Ganz offensichtlich gilt das für alle Disziplinen und Bereiche menschlichen Schaffens. Deshalb taugt ein erfolgreicher Künstler ebenso zum Vorbild wie der Wissenschaftler, der ein neues Weltbild schafft, auch wenn sie selbst sich höchstwahrscheinlich niemals als Manager begreifen. Aber sie setzen bestimmte Fähigkeiten ein, die auch auf die Bewältigung von Managementaufgaben übertragbar sind. Mit Arnolds Worten: „Das Sachwissen der Disziplinen unterscheidet sich, das Managementwissen bleibt immer dasselbe.“


Erfolg zu haben kann man lernen


Wer hier Heiligenverehrung fürchtet, sei beruhigt. In gut angelsächsisch-pragmatischer Tradition, die sich auch im Sprachduktus niederschlägt, zeigt Arnold, was die Porträtierten besonders gut können, und wie man von ihnen lernen kann: „Erfolg zu haben kann man lernen. Man kann dies lernen, weil man lernen kann, wie man Ziele erreicht. Das erforderliche Wissen dafür ist Managementwissen.“ Und das eben kommt von den rund 62 Persönlichkeiten, die – längst nicht mehr alle am Leben – auf jeweils zwei bis vier Seiten vorgestellt werden. Am Ende jedes Kurzkapitels finden sich einige Fragen, die sich der lernbegierige Leser stellen kann, um seine eigene Performance oder die seines Unternehmens zu verbessern.  

Der Ansatz funktioniert erstaunlich gut. Das Buch ist darauf angelegt, häppchenweise, nach Interesse und in beliebiger Marschrichtung gelesen zu werden. Das erleichtert an sich schon den Zugang, doch natürlich wird der Leser vom Interesse am Menschlichen getrieben. Wer arbeitet sich schon gerne durch 250 Seiten über Change Management? Vier Seiten über Madonna als Beispiel für Wandel als Chance und die Notwendigkeit, sich immer wieder an die Spitze von Entwicklungen zu setzen, bringen in wenigen Minuten mehr Denkanstöße als drei vollwertige Hauptseminare.  

Nicht nur Madonna, auch andere eher ungewöhnliche Managementvorbilder geht Arnold durch. Zwar dürfen die üblichen Verdächtigen nicht fehlen – Bill Gates zeigt uns, wie wichtig eine Business-Mission ist, von Michael Dell lernen wir, dass man ein Unternehmen nach den Bedürfnissen des Kunden organisieren muss – doch viel interessanter ist zum Beispiel das Kapitel über M. C. Escher. Arnold schließt aus der Betrachtung dessen weltberühmter Vexierbilder, wie wichtig es ist, ein Problem aus verschiedenen Richtungen zu betrachten und sich nicht von vermeintlich richtigen Analysen täuschen zu lassen. Der ehrwürdige König Salomo des Alten Testaments steht für die Fähigkeit, den richtigen Kompromiss vom falschen zu unterscheiden. Paris Hilton wiederum lehrt uns, souverän mit den Medien umzugehen, Kopernikus, wie wichtig es ist, Dinge zu hinterfragen. Michelangelo, dessen trotziger Spruch „Sono scultore“ dafür steht, dass er sich zeitlebens als Bildhauer sah und nur notgedrungen als Maler fungierte, dient als Beispiel dafür, wie wichtig die Konzentration auf eine Sache ist. Und schließlich Barack Obama. Arnold skizziert in wenigen Sätzen, wie dem Senator aus Illinois lange vor seinem erfolgreichen Wahlkampf der entscheidende Sprung in den Kreis der möglichen Kandidaten für das Spitzenamt glückte. Die Lehre: Nicht der Sprung ins höchste Amt, sondern der Eintritt in den kleinen Kreis der wenigen Kandidaten dafür ist der entscheidende Karriereschritt.


Vorbilder, die ziehen.


Dass für diese Einsicht das Leben so gut wie jedes amerikanischen Präsidenten hätte herhalten können, ist klar und zeigt, dass die Zuordnung der Persönlichkeiten zu den jeweiligen Managementlehren zuweilen ein wenig willkürlich erscheint. Andererseits: Wir wollen unsere Vorbilder mögen. Über George W. Bush hätten wir vielleicht hinweggelesen und einen wichtigen Beitrag zum Thema Karriereplanung verpasst. Obama zieht – und die Methode, diejenigen auszuwählen, die ziehen, macht dieses Buch so lesenswert.  


changeX 08.04.2010. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Zum Buch

: Management. Von den Besten lernen. Carl Hanser Verlag, München 2010, 417 Seiten, ISBN 978-3-446-42177-6

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Autor

Jost Burger
Burger

Jost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.

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