Der Bachelor wird kommen
Wie wird man eigentlich Visualisierer? Um die Ausbildung in Sachen Visualisierung wird es im Workshop zum Thema "Education, Learning, Training" gehen. Schon heute zeichnet sich ab: Der Bachelor kommt - schneller, als wir denken. Und Visualisierung wird zum Standardwerkzeug für Problemlösungen aller Art.
Wer visualisiert, der nutzt eine der natürlichsten Problemlösungsstrategien, die dem Menschen zur Verfügung stehen. So könnte man beschreiben, wie Loa Baastrup die Dinge sieht. Zusammen mit Ole Qvist-Sørensen bestreitet sie den Workshop zum Thema Visualisierungsausbildung. Die beiden sind Gründungsmitglieder der dänischen Beratungsfirma Bigger Picture, deren Arbeit auf Visualisierung basiert. Ein Interview über den Stand der Ausbildungsmöglichkeiten zum Visualisierer, die Wahrscheinlichkeit eines ersten Studiengangs zum Thema und darüber, wie wir in Zukunft mit Komplexität umgehen.
Frau Baastrup, können Sie kurz umreißen, um was es in Ihrem Track gehen soll?
In unserem Track wollen wir erkunden, wo und auf welche Weise Visual Facilitation weltweit unterrichtet wird - an Schulen und Universitäten, in MBA-Programmen und in den Wirtschaftsstudiengängen allgemein. Zusammen mit ausgewiesenen Experten, die bereits heute Ausbildungsprogramme entwerfen und in der Praxis erproben, und darüber hinaus mit Leuten, die gerne Neues lernen.
Und wie wird das konkret umgesetzt?
Während der ersten Track Session am Mittwoch werden drei kurze Präsentationen einen ersten Überblick über die aktuelle Ausbildungssituation geben, ergänzt und erweitert von den Teilnehmern, mit dem Ziel, vorhandenes Wissen zu verbinden. Bei der zweiten Sitzung am Freitag wird es erneut drei Präsentationen geben, diesmal zu möglichen Entwicklungen in der Zukunft. Das ist dann die Basis, auf der wir über mögliche Ausbildungsangebote nachdenken.
Viele Trainer wenden ja schon Visualisierungstechniken an. Was sind die Unterschiede zu dem, was zurzeit entsteht?
Unserer Erfahrung nach findet Visualisierung mehr und mehr im Kontext von Beteiligung, von Zusammenarbeit statt, weniger als ein Mittel zur reinen Wissensvermittlung. Die einzelnen Visuals dienen zur Bewältigung und Darstellung zunehmender Komplexität. Und im Vergleich zu früher sind die technischen Möglichkeiten besser, große Mengen an Informationen zu verarbeiten und zu teilen. Das wiederum erhöht die Bedeutung und den praktischen Wert von Visualisierungstechniken.
Können Sie in Ihren Firmenworkshops auf vorhandenen Kenntnissen der Teilnehmer aufbauen?
Ja. Es gehört zu unserem Konzept, in Workshops, auf Konferenzen und Trainings das Wissen und die Erfahrung der Teilnehmer zu nutzen und mit einzubeziehen.
Wird es jemals so etwas wie einen Bachelor of Arts, einen B. A. für Visual Facilitators geben - und wenn ja, wann?
Aber sicher! Wir sehen jede Menge Anzeichen dafür, und wir treiben das Thema auch selbst voran. Der B. A. könnte schneller Realität werden, als die Leute sich das vorstellen können ...
Welche Erwartungen haben Sie für Ihr eigenes Feld?
Die Entwicklung war zunächst langsamer, als wir es erwartet hatten. Mittlerweile geht es allerdings schneller, als man sich das je hätte vorstellen können. Es gibt kaum einen Bereich in der Arbeitswelt und im Leben, wo Visualisierung nicht anwendbar wäre. Wir werden ihr überall begegnen - oft sogar ohne dass wir es merken, weil es solch eine natürliche und naheliegende Arbeitsweise ist.
Und wohin entwickelt sich aus Ihrer Sicht Visualisierung generell?
Grafische - visuelle - Nutzeroberflächen haben unsere Welt in den letzten zehn, 20 Jahren in einer Art verändert, die sich niemand vorstellen konnte. Wir gehen davon aus, dass wir in zehn bis 15 Jahren die technischen Möglichkeiten haben werden, uns in virtuellen und wirklichen Welten zu bewegen, in denen Information und Wissen auf eine Weise visualisiert werden, dass extrem komplexe Herausforderungen extrem schnell verarbeitet werden können. Mit der Weiterentwicklung der Visualisierungstechniken und ihrer Anwendung werden wir fast alle unsere Probleme lösen können.
Eine letzte Frage zur Konferenz: Welche Erwartungen haben Sie an die EuViz 2014?
Austausch, Inspiration und Erfahrung, um das Feld gemeinsam voranzubringen - mehr Verbundenheit und Anspruch als jemals zuvor.
Zitate
"Unserer Erfahrung nach findet Visualisierung mehr und mehr im Kontext von Beteiligung, von Zusammenarbeit statt, weniger als ein Mittel zur reinen Wissensvermittlung." Loa Baastrup: Der Bachelor wird kommen
"Es gibt kaum einen Bereich in der Arbeitswelt und im Leben, wo Visualisierung nicht anwendbar wäre." Loa Baastrup: Der Bachelor wird kommen
"Mit der Weiterentwicklung der Visualisierungstechniken und ihrer Anwendung werden wir fast alle unsere Probleme lösen können." Loa Baastrup: Der Bachelor wird kommen
changeX 11.07.2014. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Konferenz EuViz 2014
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Autor
Jost BurgerJost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.