Eine wundervolle Berg- und Talfahrt
Neues über changeX im " BJV report, dem Mitgliedermagazin des Bayerischen Journalistenverbandes", sowie in onlinejournalismus.de.
Pleiten, Entlassungen und Sparmaßnahmen an allen Ecken und Enden. Mit journalistischen Inhalten lässt sich im Internet partout kein Geld verdienen - heißt es. Das Erdinger Projekt changeX zeigt jedoch, wie sich mit einem neuen Erlösmodell schwarze Zahlen schreiben lassen.
Die changeX-Redaktion
(v.l.n.r.):
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Gewagt haben es die beiden trotzdem - gemeinsam mit ihren in der changeX GmbH organisierten Mitgesellschaftern, darunter der Frankfurter Campus Verlag. changeX versteht sich als "unabhängiges Online-Magazin für Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft". Seine Mannschaft - drei feste Redakteure, eine Korrespondentin in Berlin und ein Producer - hat das Unwahrscheinliche geschaffft und schon zwei schwierige Jahre durchgestanden, ohne Eintrittsgeld zu verlangen.
Für Felixberger, der als Geschäftsführer und Chefredakteur des Online-Magazins fungiert, besteht die New Economy "aus mehr als Aktienrausch und Internethype". So finden sich im redaktionellen Teil Beiträge über die Wissensgesellschaft, E-Learning oder das neue Arbeiten. Oftmals leidenschaftlich und unkonventionell, manchmal auch recht polemisch werden Meinungen vertreten, Trends und Bücher unter die Lupe genommen. Innerhalb von zwei Jahren entstanden so rund 900 Texte. Zahlreiche Beiträge erscheinen in Zweitverwertung in Tageszeitungen, Online-Newslettern oder Firmenmedien. Alle Texte sind kostenlos abrufbar - für Felixberger ist dies fast eine Glaubensfrage: "Es muss möglich sein, dass Online-Medien ihre Inhalte kostenlos anbieten."
Erlöse erzielt changeX durch "Content-Anzeigen". In einem streng vom redaktionellen Teil abgegrenzten Partnerforum können sich Firmen gegen einen Mitgliedsbeitrag selbst präsentieren. changeX bereitet diese Inhalte nur redaktionell auf. Diese Möglichkeit wird u.a. von Infineon, Siemens Business Service, dem Wuppertal Institut und dem Frankfurter Campus Verlag genutzt. Dabei ist vertraglich abgesichert, dass die Partner keinen Einfluss auf redaktionelle Inhalte nehmen. "Zu Konflikten ist es bisher noch nicht gekommen", versichert Felixberger.
Schönfärbereien könne sich das Magazin auch nicht leisten, denn die Redaktion hat sich selbst den Anspruch auferlegt, "Qualitätsjournalismus" zu betreiben. Schließlich befinden sich unter den 2.000 Abonnenten des Newsletters zahlreiche Journalisten. Knapp eine Million mal wurden im vergangenen Jahr Beiträge heruntergeladen.
Ein Vorbild für andere Anbieter? "Grundsätzlich können sie changeX auch auf andere Bereiche übertragen", meint der Chefredakteur. "Massenmärkte wollen und können wir damit natürlich nicht erreichen. Wir haben eine Nische gefunden: Bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen haben einfach nicht den Weg in die etablierten Medien gefunden." Freilich hat das in der Erdinger Altstadt ansässige Team auch mit wirtschaftlichen Zwängen zu kämpfen: Dazu gehören schlechte Zahlungsmoral, gestrichene Budgets oder der Rückzug von Partnern.
changeX muss sparen. Für Werbung und PR gibt Felixberger kein Geld aus. In einem Editorial zum einjährigen Jubiläum schrieb er blumig von einer "wundervollen Berg- und Talfahrt", die sein Magazin mitmache. Derzeit ist wieder eine Bergfahrt angesagt: Für 2003 peilt changeX einen Umsatzzuwachs von 40 Prozent an und in Hamburg soll eine zusätzliche Korrespondentenstelle entstehen.
Der Beitrag ist zuerst im März 2003 im BJV report (Ausgabe 1/2003), dem Mitgliedermagazin des Bayerischen Journalisten-Verbandes, sowie in onlinejournalismus.de erschienen.
www.bjv-report.de
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Von Matthias Raftl im Wiener STANDARD. zum Report