Und damit auch wirklich jeder Leser mitkommt, verpackt er das ganze komplizierte Wissen in eine fiktive, leicht verständliche Geschichte. Eine gewisse Valerie betreibt irgendwo ein Fischrestaurant. Der Laden brummt, die Gäste sind begeistert. Unter ihnen ein gewisser Leon und einige seiner Freunde. Warum sie so erfolgreich ist, kann die Wirtin gar nicht erklären: "Das Kochen macht mir einfach sehr viel Spaß, und ich möchte jedes Detail meiner Arbeit so gut wie möglich beherrschen." So einfach ist es natürlich auch wieder nicht, weshalb Chen-Loh Cheung in der Folge zehn Erfolgsregeln aufstellt, die er mit vielen Zahlen und Fakten zu begründen versucht. Damit es Valerie am Ende wenigstens schriftlich hat, warum ihr Geschäft so gut läuft.
Chen-Loh ist zweifellos ein gewiefter Autor. Seine Strategie: Er fängt ganz harmlos an, schreibt zunächst von einfachen Dingen wie knappen Ressourcen und freiem Wettbewerb. Dann aber erhöht er schnell die Schlagzahl. Inflation, staatliche Geldpolitik sowie die Rolle des Staates und der Gewerkschaften werden ebenso einbezogen wie Motivation und Kundennähe. Bisweilen reibt sich der Leser zweimal die Augen über die einfache und klare Schreibweise des Autors. "Wenn ein Unternehmen am Markt nicht Erfolg hat, bietet es hinsichtlich Preis und Qualität die falschen Produkte oder Dienstleistungen an." Was sonst, möchte man erwidern, wenn Manager wieder einmal mit großer Geste von fallenden Märkten oder globalen Zwangslagen reden.
Den Kopf auslüften.
Lieber kein Fachchinese sein, sagt
sich Chen-Loh und setzt seine
"Wir-machen-Wirtschaft-gnadenlos-verständlich"-Strategie fort.
Zum Beispiel, was das ewige Wechselspiel zwischen Boom und
Wirtschaftskrise betrifft. Niemand könne dieses Auf und Ab
abschaffen, geschweige denn vorhersagen. Die Gründe sind jedoch
immer gleich: "Der Wunsch nach mehr Wohlstand kann zur Gier
werden, die jede Vernunft vergessen lässt." Wer erinnert sich
diesbezüglich nicht an die Höhenflüge der New Economy. "Die Angst
vor einer unbekannten Zukunft und dem Verlust des Wohlstands kann
zur Panik führen, die wiederum jede Vernunft vergessen lässt." So
könnte auch der kommentierende Einleitungssatz zu den aktuellen
Reformbemühungen in der Politik lauten.
Bei alledem darf natürlich nicht vergessen werden, dass
dieses kleine Büchlein auch seine Erkenntnisgrenzen hat. So
fehlen beispielsweise wichtige Themen wie demografische
Entwicklung oder Renten- und Gesundheitssystem. Dennoch: Wer sich
klar und ohne große ideologische Umschweife über Wirtschaft
informieren möchte, findet hier die passende Einstiegslektüre.
Und für allwissende und allmächtige Manager, Berater und
Wissenschaftler schadet es auch nicht, in die Niederungen der
einfachen Merksätze hinabzusteigen. Damit der Kopf einmal richtig
ausgelüftet wird.
Peter Felixberger ist Geschäftsführer von changeX.
Chen-Loh Cheung:
Valeries Fischrestaurant oder Wie die Wirtschaft
funktioniert,
Carl Hanser Verlag, München 2006,
142 Seiten, 12.90 Euro,
ISBN 3-446-40696-4
www.hanser.de
© changeX Partnerforum [24.10.2006] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 24.10.2006. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
Carl Hanser Verlag
Weitere Artikel dieses Partners
Warum wir es gerne einfach hätten und alles immer so kompliziert ist - das neue Buch von Peter Plöger zur Rezension
Biohacking - das neue Buch von Hanno Charisius, Richard Friebe, Sascha Karberg zur Rezension
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Finanzbuchpreis 2013: Geld denkt nicht von Hanno Beck zur Rezension
Zum Buch
Chen-Loh Cheung: Valeries Fischrestaurant oder Wie die Wirtschaft funktioniert. . Carl Hanser Verlag, München 1900, 142 Seiten, ISBN 3-446-40696-4
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon
Autor
Peter FelixbergerPeter Felixberger ist Publizist, Buchautor und Medienentwickler.