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Folge 24: Renald Hennig in Butzbach
Folge 24: Renald Hennig in Butzbach
In den nächsten Monaten stellen wir
ausgewählte Abonnenten vor. Jeden Dienstag und Freitag. Spannende
Menschen mit unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten. In einer
Serie von journalistischen Kurzporträts aus aller Welt.
Renald Hennig
ist 48 Jahre alt. Der gebürtige Flensburger studiert zunächst in
Hamburg Medizin. Seinen "Arzt im Praktikum" (AIP) macht er in einer
radiologischen Praxis in Heilbronn. "Meine erste Frau stammt von
dort. Es war meine erste Expedition in den Süden Deutschlands,"
sagt das bekennende Nordlicht heute, "aber so richtig daheim fühle
ich mich nur an der Küste, wo der kühle Wind den Kopf freibläst."
Hennig verdient als AIP 1.500 Mark brutto - "damit lässt sich keine
Familie ernähren". Also arbeitet er weitere 20 Stunden in einem
Pflegeheim. Die Arbeitsbelastung ist enorm, weil viele
Schwerstpflegefälle ihm in den Nachtschichten keine Atempause
gönnen. In diesen Jahren wächst die Familie. Schnell haben die
Hennigs drei Kinder. Aber die berufliche Überlastung bleibt.
Ergebnis: Bald kommt das Familienoberhaupt auf dem Zahnfleisch
daher.
Wie soll es nun weitergehen? "Facharzt machen und sich den Rest des Lebens mit bürokratischen Vorgaben, Dokumentationen, Qualitätssicherungssystemen und Kassenärztlichen Vereinigungen herumschlagen, statt sich um Patienten zu kümmern?" Nein, Hennig bewirbt sich in der Pharmaindustrie und geht 1990 zurück in den Norden. Nach Bad Oldesloe, dort organisiert er bei Glaxo Fortbildungen für Pharmareferenten und Außendienstmitarbeiter. Eine intensive und schöne Zeit. Es macht ihm Spaß, mit einer Gruppe Dinge zu erarbeiten, zu sehen, wie die Lernerfolge wachsen und sich Wissen ansammelt. Hennig versteht sich als echter Motivator. Sein Motto: "Man lernt besser, wenn man gut drauf ist."
Anfang 1993 kommt ein Anruf eines Headhunters. Gesucht wird ein Trainingsleiter für das Arzneimittelwerk Dresden. Hennig reizt die Führungsverantwortung und das Neue. Es wird ihm gedankt, denn er trifft auf ostdeutsche Kollegen, die großes Interesse und große Offenheit haben, voneinander zu lernen. Ein Jahr später kommt jedoch das Aus. Die Firma strukturiert radikal um und löst Hennigs Abteilung auf. Zu dieser Zeit haben die Hennigs vier Kinder und das fünfte ist unterwegs. Er ist für ein paar Monate arbeitslos. Dann hat er Glück. Über einen ehemaligen Kollegen bekommt er eine Stelle bei Marion Merrell Dow in Berlin. Im Verkaufs- und Produkttraining.
Nach einem Jahr: Marketing wird sein neues berufliches Steckenpferd. Er bewirbt sich innerhalb des Höchster Konzerns, der seine Firma mittlerweile gekauft hat, für eine Stelle bei den Behring-Werken in Marburg. "Es wurde jemand gesucht, der das Produktmanagement für einen Impfstoff in Deutschland übernimmt." Hennig springt ins kalte Wasser, schwimmt sich jedoch schnell frei und fühlt sich bald pudelwohl in seiner neuen Aufgabe. Das wird auch höheren Ortes bemerkt. Überraschend ruft ihn der Geschäftsführer an: "Denken Sie mal darüber nach, ob Sie nicht der Leiter der Arzneimittelsicherheit werden wollen?" Zuständig für alle Arzneimittelrisiken und Nebenwirkungen? Aus medizinischer Sicht eine enorme Verantwortung. Hennig zögert lange, bevor "ich den Schritt aus der Komfortzone heraus wage". Er sagt zu. Nach einem guten Jahr ist er in der Abteilung akzeptiert. Halbe Sachen gibt es bei ihm weiterhin nicht. Er legt noch eine MBA-Ausbildung nach. "Sehr stressig." Alles in Blöcke von zwei Wochen gegliedert und intensiven Zwischenzeiten mit Papern, die um sechs Uhr morgens fertig sein mussten. 20 Stunden wendet er pro Woche dafür auf.
Heute lebt Hennig mit seiner zweiten Frau in Butzbach, das genau zwischen Frankfurt und Marburg liegt. Seine fünf Mädchen aus erster Ehe sieht er regelmäßig - sie sind mittlerweile zwischen zwölf und 22 Jahre alt. "Die Beziehung zu ihnen ist wesentlich besser als früher, da habe ich mir nicht wirklich Zeit genommen, um mit ihnen etwas zu unternehmen." Und was bringt die Zukunft? "Was mir Freude macht, ist die Arbeit mit Menschen. Das gilt in der Führungsaufgabe, aber auch als Trainer. Ich will deshalb mehr ins Coaching und Mentoring." Hennig macht gerade privat eine Coachingausbildung. Sein Ziel: "Nicht vollberuflich, aber gerne mehr, als ich es bis jetzt tue."
changeX hat ihm ein Bekannter empfohlen. "Mir gefällt die Haltung der Autoren und die Art der Artikel, die nicht dem deutschen Durchschnittsjournalismus entsprechen, sondern eine mehr perspektivische Richtung anbieten."
Renald Hennig, ein Mann, der keine Angst vor der Selbstverwirklichung im Job wie im Leben hat. Und jemand, der sehr intensiv erfahren hat, dass man in Situationen der Überforderung und Überlastung mit am meisten lernen kann.
Wie soll es nun weitergehen? "Facharzt machen und sich den Rest des Lebens mit bürokratischen Vorgaben, Dokumentationen, Qualitätssicherungssystemen und Kassenärztlichen Vereinigungen herumschlagen, statt sich um Patienten zu kümmern?" Nein, Hennig bewirbt sich in der Pharmaindustrie und geht 1990 zurück in den Norden. Nach Bad Oldesloe, dort organisiert er bei Glaxo Fortbildungen für Pharmareferenten und Außendienstmitarbeiter. Eine intensive und schöne Zeit. Es macht ihm Spaß, mit einer Gruppe Dinge zu erarbeiten, zu sehen, wie die Lernerfolge wachsen und sich Wissen ansammelt. Hennig versteht sich als echter Motivator. Sein Motto: "Man lernt besser, wenn man gut drauf ist."
Anfang 1993 kommt ein Anruf eines Headhunters. Gesucht wird ein Trainingsleiter für das Arzneimittelwerk Dresden. Hennig reizt die Führungsverantwortung und das Neue. Es wird ihm gedankt, denn er trifft auf ostdeutsche Kollegen, die großes Interesse und große Offenheit haben, voneinander zu lernen. Ein Jahr später kommt jedoch das Aus. Die Firma strukturiert radikal um und löst Hennigs Abteilung auf. Zu dieser Zeit haben die Hennigs vier Kinder und das fünfte ist unterwegs. Er ist für ein paar Monate arbeitslos. Dann hat er Glück. Über einen ehemaligen Kollegen bekommt er eine Stelle bei Marion Merrell Dow in Berlin. Im Verkaufs- und Produkttraining.
Nach einem Jahr: Marketing wird sein neues berufliches Steckenpferd. Er bewirbt sich innerhalb des Höchster Konzerns, der seine Firma mittlerweile gekauft hat, für eine Stelle bei den Behring-Werken in Marburg. "Es wurde jemand gesucht, der das Produktmanagement für einen Impfstoff in Deutschland übernimmt." Hennig springt ins kalte Wasser, schwimmt sich jedoch schnell frei und fühlt sich bald pudelwohl in seiner neuen Aufgabe. Das wird auch höheren Ortes bemerkt. Überraschend ruft ihn der Geschäftsführer an: "Denken Sie mal darüber nach, ob Sie nicht der Leiter der Arzneimittelsicherheit werden wollen?" Zuständig für alle Arzneimittelrisiken und Nebenwirkungen? Aus medizinischer Sicht eine enorme Verantwortung. Hennig zögert lange, bevor "ich den Schritt aus der Komfortzone heraus wage". Er sagt zu. Nach einem guten Jahr ist er in der Abteilung akzeptiert. Halbe Sachen gibt es bei ihm weiterhin nicht. Er legt noch eine MBA-Ausbildung nach. "Sehr stressig." Alles in Blöcke von zwei Wochen gegliedert und intensiven Zwischenzeiten mit Papern, die um sechs Uhr morgens fertig sein mussten. 20 Stunden wendet er pro Woche dafür auf.
Heute lebt Hennig mit seiner zweiten Frau in Butzbach, das genau zwischen Frankfurt und Marburg liegt. Seine fünf Mädchen aus erster Ehe sieht er regelmäßig - sie sind mittlerweile zwischen zwölf und 22 Jahre alt. "Die Beziehung zu ihnen ist wesentlich besser als früher, da habe ich mir nicht wirklich Zeit genommen, um mit ihnen etwas zu unternehmen." Und was bringt die Zukunft? "Was mir Freude macht, ist die Arbeit mit Menschen. Das gilt in der Führungsaufgabe, aber auch als Trainer. Ich will deshalb mehr ins Coaching und Mentoring." Hennig macht gerade privat eine Coachingausbildung. Sein Ziel: "Nicht vollberuflich, aber gerne mehr, als ich es bis jetzt tue."
changeX hat ihm ein Bekannter empfohlen. "Mir gefällt die Haltung der Autoren und die Art der Artikel, die nicht dem deutschen Durchschnittsjournalismus entsprechen, sondern eine mehr perspektivische Richtung anbieten."
Renald Hennig, ein Mann, der keine Angst vor der Selbstverwirklichung im Job wie im Leben hat. Und jemand, der sehr intensiv erfahren hat, dass man in Situationen der Überforderung und Überlastung mit am meisten lernen kann.
Kontakt:
Dr. Renald Hennig,
Am Steingarten 14,
35510 Butzbach.
Telefon: 0163-6006690
E-Mail: renald_hennig@chiron.com
Dr. Renald Hennig,
Am Steingarten 14,
35510 Butzbach.
Telefon: 0163-6006690
E-Mail: renald_hennig@chiron.com
© changeX [01.09.2006] Alle Rechte
vorbehalten, all rights reserved.
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